Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 kämpften alle europäischen Großmächte jener Zeit um Machtbalance und territoriale Gewinne in Europa, um Kolonien und Einfluss in Nordamerika, Indien und Afrika, um die Herrschaft über die transatlantischen Seewege sowie um Handelsvorteile. Im Wesentlichen standen Preußen und Großbritannien einer Allianz aus der Habsburgermonarchie, dem Heiligen Römischen Reich sowie Frankreich, Russland und Spanien gegenüber. Als Verbündete kamen auf beiden Seiten weitere kleinere und mittlere Staaten wie Kurhannover und Kursachsen hinzu. Während Preußen, Habsburg, Frankreich und Russland primär um ihre Machtposition in Mitteleuropa stritten, ging es im Teilkonflikt zwischen Großbritannien und Frankreich auch um die Vorherrschaft in Nordamerika und Indien.
Im Februar 1763 endete der Siebenjährige Krieg. Als Ergebnis stieg Preußen neben Frankreich, Großbritannien, Österreich und Russland zur fünften europäischen Großmacht auf.[1] Frankreich hingegen verlor seine vorherrschende Stellung in Kontinentaleuropa und große Teile seiner Kolonialgebiete in Nordamerika und Indien an Großbritannien, das damit zum dominierenden Weltreich wurde.[2]
Wohl mit der wichtigste General auf Seiten Hannovers und Preußens war Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern. Er war der Schwager von Friedrich II., König von Preußen[3], volkstümlich der „Alte Fritz“ genannt.[4]
Friedrich der Große, König von Preußen – “Der Alte Fritz” auf einem Gemälde von Anton Graff, 1781. [5]
Ferdinand nahm an zahlreichen Feldzügen und Schlachten teil. Er genoss auch aufgrund seiner militärischen Erfolge die Gunst des Königs. Während des Siebenjährigen Krieges erhielt er als General der Infanterie den Oberbefehl über die Alliierten in Westdeutschland. Ferdinand wusste in der Folge, die gesunkene Moral seiner Soldaten so zu heben, dass sie fast immer Sieger über das weit stärkere französische Heer blieben.[6]
Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721-1792) [7]
So konnte Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel die Franzosen in der Schlacht von Rheinberg am 12. Juni 1758 und in der Schlacht bei Krefeld am 23. Juni 1758 schlagen.
In der als „Schlacht bei Krefeld“ oder „Schlacht an der Hückelsmay“ bezeichneten Schlacht kämpften alliierte und französische Truppen gegeneinander. Sie stellte einen Höhepunkt des Konfliktes von 1756 bis 1763 im Rheinland dar.[8] Zu den alliierten Truppen, die hier kämpften, zählten die Braunschweiger, Hannoveraner, Hessen und Preußen.
Plan der Schlacht von Krefeld mit den Bewegungen der alliierten Armee vom 23. Juni bis 2. Juli 1758[9]
Auf dem Feld an der Hückelsmay auf dem Gebiet des heutigen Krefelder Forstwalds am südlichen Stadtrand von Krefeld (im Krefelder Stadtteil Forstwald) trafen am 23. Juni 1758 alliierte Truppen unter dem Kommando des Prinzen Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel und ein französisches Heer unter der Führung des Grafen von Clermont zusammen. Die in Fischeln stationierten Franzosen hatten bereits mit 47.000 Mann Stellung bezogen und rechneten mit einem Angriff Ferdinands von Norden her, welcher mit insgesamt 32.000 Mann zwischen Kempen und Hüls lagerte. Prinz Ferdinand befahl jedoch einen Angriff von Süden, nachdem die französischen Stellungen über Vorst und Anrath umgangen worden waren. Die Franzosen wurden von der Armee des Prinzen überrascht, nach Osten gedrängt und dort aufgerieben. Die französische Reserve konnte nichts mehr ausrichten und musste sich nach heftigen Gefechten mit weiteren berittenen preußischen Truppen noch weiter nach Osten zurückziehen. Am späten Abend war die Schlacht entschieden und die Franzosen zogen sich vorerst über Osterath nach Neuss zurück. Ein Gedenkstein an der Hückelsmay erinnert heute noch an die 2.867 Gefallenen, die dort begraben liegen, und die 2.719 verletzten und gefangenen Soldaten beider Parteien.[10]
Diese Schlacht bei Krefeld ging in die Geschichte ein. Trotz ihrer großen Übermacht wurden die Franzosen besiegt. Sie zogen sich über Neuss und Worringen nach Köln zurück, um Mitte Juli wieder nach Norden vorzustoßen.
Die alliierte Kavallerie, die von Georg Ludwig, Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, befehligt wurde, rückte währenddessen über Glehn gegen die von den Franzosen gehaltene Erftlinie Grevenbroich-Grimlinghausen vor.[11] Georg Ludwig von Schleswig-Holstein-Gottorf war ein Bruder des späteren schwedischen Königs Adolf Friedrich und trat drei Jahre später Anfang 1762 in die Dienste seines Cousins, des neuen Zaren Peter III. von Russland.[12]
Ferdinand zog mit dem Hauptheer über Kaarst an die Linie Bedburdyck-Damm nach. Geldern, Wesel, Düsseldorf und Jülich waren noch von den Franzosen besetzt. Das ganze Land wurde schwer mitgenommen.[13] Ferdinand von Braunschweig hatte eine Verstärkung von 2.000 Mann, reguläre und leichte Truppen, zur Belagerung der Festung von Düsseldorf geschickt.[14] Deren französische Garnison kapitulierte am 6. Juli 1758, so dass Prinz Ferdinand Düsseldorf einnehmen konnte.[15] Danach kapitulierte auch die französische Stellung in Roermond. Die Herrschaft Dyck hatte 200 Karren, jede mit Fahrer und 8 Säcken nach Roermond zu stellen.[16] Hier sollten Lebensmittel für die Truppenversorgung der Alliierten geholt werden.
Das Hauptquartier Ferdinands befand sich auf Schloß Dyck, vom 10. bis 14. Juli in Grevenbroich, dann wieder auf Dyck, am 22. Juli in Bedburdyck und am 23. Juli in Epsendorf. Das Lager der Truppen lag bei Elsen und Fürth. Das königlich-britische Feldkriegskommissariat war seit 3. Juli im Kloster St. Nikolaus ansässig.[17] Ferdinands Armee ging bis nach Grevenbroich vor und darüber hinaus. Sie zog sich erst wieder zurück, als die Franzosen unter ihrem neuen Kommandeur Louis Georges Érasme de Contades von Köln wieder heranrückten.[18]
Portrait von Louis Georges Érasme de Contades (1704-1795) [19]
Am 6. Juli, demselben Tag an dem die französische Kapitulation in der Festung Düsseldorf stattfand, war der französische Feldherr de Contades zum Angriff übergegangen. Ferdinand zog sich bis zum 15. Juli über Holzheim nach Neuss zurück, ging dann jedoch wieder vor bis auf die Linie Neubrück, Hemmerden, Bedburdyck. Am folgenden Tag stießen französische Husaren bis Glehn und Dyck vor.[20] Am 19. Juli verlegte Ferdinand daraufhin seine Truppen am linken Ufer der Erft mit seinem rechten Flügel auf der Höhe dieses Dorfes und seinem linken Flügel bei Neubrück. Starke Abteilungen besetzten die Übergänge der Erft flussabwärts in Richtung Neuss. Die Franzosen blieben in ihrem alten Lager in Frauweiler.
Vom 20. bis 24. Juli blieb Ferdinand in den Stellungen zwischen Bedburdyck und Neubrück. Die Garnison von Roermond wurde zurückgerufen. Er ließ Vorräte von Roermond bringen. Bei einer Erkundung wurde Ferdinand leicht verwundet und Contades schickte ihm seinen Arzt.[21]
Französische Karte vom 14.7.1758: Französische und Hannoveraner Stellungen bei Grevenbroich zwischen Frauweiler und Bedburdyck[22]
Auf der französischen Karte werden deren Stellungen im heutigen Gebiet des südwestlichen Rhein-Kreises Neuss sowie im Randgebiet des nordöstlichen Rhein-Erft-Kreises dargestellt. Die Anordnung der genannten Ortschaften auf der Karte entspricht nur in etwa der tatsächlichen Lage. Büttgen wurde beispielsweise auf die Höhe von Hemmerden gesetzt und Jüchen und Bedburdyck wurden vertauscht. Anscheinend haben die Franzosen die französisch ausgesprochenen Namen der Ortschaften in die Karte eingetragen. Dadurch finden wir auf der Karte viele „verfremdete“ Ortsnamen wieder, die sich nur durch einen Abgleich mit den Tranchotkarten oder dem preußischen Urkataster identifizieren lassen. Dargestellt sind folgende Orte, Güter und Höfe: Aerof (Heyderhof), Altenrad (Allrath), Bauastion (Barrenstein), Bidboundick (Bedburdyck), Buckols (Buchholz; 1982 wegen des Tagebaus Fortuna-Garsdorf abgerissen[23]), Budyen (Büttgen), Caster (Kaster), Chateau de Haust (Schloß Harff; 1976 wegen des Tagebaus Garzweiler I abgerissen[24]), Cugin (Jüchen), Custorp (Gustorf), Elsen, Epprad (Epprath; 1968 wegen des Tagebaus Fortuna-Garsdorf abgerissen[25]), Fort (Fürth), Frauwiller (Frauweiler; 1970 nach Bedburg umgesiedelt, wegen des Tagebaus Fortuna-Garsdorf abgerissen), Freudorf (aufgrund der Lage auf der Karte kann es sich nur um Neurath handeln), Futenbusen (Birkenbusch = Wäldchen zwischen Allrath und Neurath), Geritshoff (Geretzhoven), Guraedhach (Gürath; um 1900 für die Grube Neurath abgerissen[26]), Grevenbroich, Heminden (Hemmerden), Herkenbouch (Herkenbusch), Homagen (Omagen; früher Burg, 1935 abgerissen), Hucoff (Oekoven), Ilecot (Ikoven), Kaulem (Kaulenhof; heute liegt dort die Frimmersdorfer Höhe), Krawinkel (Gut Krahwinkel), Kundoven (Königshoven; 1983 wegen des Tagebaus Garzweiler I abgerissen), Lauken (Villau), Loan (Lohenbusch; Wäldchen zwischen Allrath und Oekoven gelegen), Mayenhausen (Neuenhausen), Moheusen (Muchhausen), Morcken (Morken; 1977 wegen des Tagebaus Garzweiler I abgerissen[27]), Nejenhof (Neuhöfchen), Naudrof (Gommershofen), Neidrad (Gut Nanderath; der Hof wurde am 17.2.2011 abgerissen[28]), Pirin (Winkelheim; 1977 wegen des Tagebaus Fortuna-Garsdorf abgerissen[29]), Prejot (Priorshof), Ramerof (Ramrath), Rot (Rath; Stadtteil von Bedburg), Sintzen (Sinsteden), Tiel (Deelen), Vinicouvre (Widdeshoven), Vofluche (Hoveler Hof bei Gohr), Wevelingkoven (Wevelinghoven) und Wrimersdorff (Frimmersdorf).[30]
Am 24. Juli schickte Ferdinand mehrere Abteilungen aus. Eine dieser Abteilungen besetzte erneut Roermond. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli rückte Ferdinands Haupttrupp unbemerkt aus seinen Stellungen zwischen Bedburdyck und Neubrück ab und marschierte in Richtung Wassenberg. Einen Tag später erreichte dieser nach einem Marsch von 28 km Wassenberg an der Rur, 20 km südöstlich von Roermond. Die Contades-Armee hingegen überquerte am 26. Juli die Erft und rückte bis Garzweiler bei Titz vor.[31] Am folgenden Tag marschierte die französische Armee weiter nach Holzweiler und Keyenberg. In der Folge zogen Ferdinands Truppen entlang der Maas nach Norden und überquerten am 9. und 10. August 1758 bei Emmerich den Rhein, die Franzosen folgten am 19. und 20. August bei Wesel.[32] Damit endeten die Truppenbewegungen während des Siebenjährigen Krieges im heutigen Kreisgebiet.
Skizze der Heeresbewegungen von der Schlacht bei Krefeld bis zum Rückzug über den Rhein vom 26. Juni bis 25. August 1758[33]
Michael Salmann für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2023
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._%28Preu%C3%9Fen%29 (5.8.2023, 18.52 Uhr)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Siebenj%C3%A4hriger_Krieg (16.4.2023, 23.55 Uhr)
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Braunschweig-Wolfenb%C3%BCttel) (23.4.2023, 12.55 Uhr)
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Preu%C3%9Fen) (23.4.2023, 15.24 Uhr)
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._%28Preu%C3%9Fen%29 (5.8.2023, 18.57 Uhr)
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Braunschweig-Wolfenb%C3%BCttel) (23.4.2023, 12.55 Uhr)
[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Prinz_Ferdinand_Braunschweig.jpg (17.4.2023, 00.11 Uhr)
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Krefeld (15.4.2023, 21.12 Uhr)
[9] https://militarymaps.rct.uk/the-seven-years-war-1756-63/battle-of-krefeld-1758-plan-de-la-bataille-de-creveld (16.4.2023, 23.01 Uhr)
[10] http://friedrich.uni-trier.de/de/oeuvres/27_2/id/007000000/text/ (11.4.2023, 20.05 Uhr)
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ludwig_von_Schleswig-Holstein-Gottorf (17.4.2023, 18.25 Uhr)
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ludwig_von_Schleswig-Holstein-Gottorf (17.4.2023, 18.25 Uhr)
[13] Bremer, Die Reichsunmittelbare Herrschaft Dyck, 1959, S. 221f.
[14] https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1758_-_Allied_campaign_on_the_west_bank_of_the_Rhine (16.4.2023, 23.07 Uhr)
[15] http://friedrich.uni-trier.de/de/oeuvres/27_2/id/007000000/text/ (11.4.2023, 20.05 Uhr)
[16] Bremer, Die Reichsunmittelbare Herrschaft Dyck, 1959, S. 221f.
[17] Bremer, Die Reichsunmittelbare Herrschaft Dyck, 1959, S. 221f.
[18] http://friedrich.uni-trier.de/de/oeuvres/27_2/id/007000000/text/ (11.4.2023, 20.05 Uhr)
[19] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/52/Contades.jpg (17.4.2023, 00.13 Uhr)
[20] Bremer, Die Reichsunmittelbare Herrschaft Dyck, 1959, S. 221f.
[21] https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1758_-_Allied_campaign_on_the_west_bank_of_the_Rhine (16.4.2023, 23.07 Uhr)
[22] https://militarymaps.rct.uk/the-seven-years-war-1756-63/battle-of-krefeld-1758-plan-de-la-bataille-de-creveld (15.4.2023, 21.28 Uhr)
[23] Rheinisches Braunkohlerevier, Nordrhein-Westfalen, Deutschland; über https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rheinisches_Braunkohlerevier_DE.png
(16.4.2023, 17.20 Uhr)
[24] Rheinisches Braunkohlerevier, Nordrhein-Westfalen, Deutschland; über https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rheinisches_Braunkohlerevier_DE.png (16.4.2023, 17.20 Uhr)
[25] Rheinisches Braunkohlerevier, Nordrhein-Westfalen, Deutschland; über https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rheinisches_Braunkohlerevier_DE.png
(16.4.2023, 17.20 Uhr)
[26] https://de.wikipedia.org/wiki/Gürath (16.4.2023, 18.02 Uhr)
[27] Rheinisches Braunkohlerevier, Nordrhein-Westfalen, Deutschland; über https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rheinisches_Braunkohlerevier_DE.png
(16.4.2023, 17.20 Uhr)
[28] https://de.wikipedia.org/wiki/Gut_Nanderath (16.4.2023, 17.39 Uhr)
[29] Rheinisches Braunkohlerevier, Nordrhein-Westfalen, Deutschland; über https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rheinisches_Braunkohlerevier_DE.png
(16.4.2023, 17.20 Uhr)
[30] https://militarymaps.rct.uk/the-seven-years-war-1756-63/battle-of-krefeld-1758-plan-de-la-bataille-de-creveld (15.4.2023, 21.28 Uhr)
[31] https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1758_-_Allied_campaign_on_the_west_bank_of_the_Rhine (16.4.2023, 23.07 Uhr)
[32] https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1758_-_Allied_campaign_on_the_west_bank_of_the_Rhine (16.4.2023, 23.07 Uhr)
[33] https://www.kronoskaf.com/syw/index.php?title=1758_-_Allied_campaign_on_the_west_bank_of_the_Rhine (16.4.2023, 23.07 Uhr)