Weihnachten anno dazumal…

…so feierten die Grevenbroicher Weihnachten 1926!
Grevenbroicehr Zeitung – Ausgabe vom 24. Dezember 2024 (nachkoloriert)

Natürlich wurde Weihnachten auch in Grevenbroich zu Hause, im Kreis der Familie, gefeiert. Ein Hauch der Goldenen Zwanziger lag in der Luft, das hoffnungsvolle Gesicht der Weimarer Republik war ein wenig aus dem Schatten der Nachkriegszeit getreten. Auch wenn der Erste Weltkrieg und seine Folgen immer noch nachwirkten: Oft herrschte noch Wohnungsnot in der Stadt, Heizen war immer noch ein Problem und manch eine Familie war darum bemüht, Ihren Kindern in diesen Tagen eine wenn auch noch so kleine Freude zu bereiten. Da das Weihnachtsfest oft die einzige Gelegenheit war, wo sich die gesamte Familie traf, boten die Festtage vielen Paaren die Möglichkeit, ihre Verlobung im Kreis ihrer Lieben bekannt zu geben…

Ein Blick in die Grevenbroicher Zeitung aus dem Jahr 1926 und vor allem den Dezemberausgaben zeigt uns dies.

Viele Kinder und Eltern drückten sich die Scheiben am jüdischen Kaufhaus Bachrach platt und bestaunten die angebotenen Kinderspielsachen wie Kindereisenbahn, Schaukelpferd, Puppen oder Trommel.

Das Traditionshaus Friedrich Hömberg am Marktplatz bot seine Weihnachtsangebote ebenfalls in großflächigen Anzeigen an.

Es herrschte das Bedürfnis einer ganzen Generation, die den Krieg erlebt hatte, jahrelange Entbehrungen der Nachkriegszeit, harte Jahre der Inflation in fröhlicher, sorglos stimmender Gemeinsamkeit ein bisschen vergessen zu machen und befreit das Weihnachtsfest zu feiern. Jahrtausendfeier der Rheinlande und Befreiung von der belgischen Besatzung waren DIE Themen des Jahres gewesen.

Die Grevenbroicher konnten sich jedenfalls wieder einen Weihnachtsbaum auf dem Tisch leisten. Christbaumschmuck gab es bei W. Sommer Nachfahren zu kaufen. Kuchen und Torten gab es natürlich besonders zu Weihnachten in den Cafés wie Deden, Schall, der Dampfbäckerei Bremer oder Poser.

Natürlich wurde auch zuhause eifrig gebacken, da Butter noch teuer und rar war, sorgte in vielen Haushalten die gute Margarine von „Rama“ dafür, dass Kuchen am Gabentisch genossen werden konnte. Vor den Festtagen gab es zwei verkaufsoffene Sonntage, die aber nicht ganz so rege besucht wurden wie erhofft, spielte doch das Wetter nicht mit und war erst Anfang Dezember eine überaus erfolgreiche „Werbewoche“ des Grevenbroicher Handels zu Ende gegangen.

Solidarität im Verein

Vereine spielten im Alltag der Grevenbroicher vor allem als Ort zwischenmenschlicher Solidarität eine wichtige Rolle. Besonders beliebt war die Weihnachtsfeier des BSV Grevenbroich. Hier fand man gesellschaftlichen Anschluss und Anerkennung. Auf der Weihnachtsfeier des 1920 von vielen Vereinen und ehemaligen Schützen neugegründeten Bürger-Schützenvereins stellte der Vereinspräsident Jean Plum ein weihnachtliches Programm zusammen.

Sie fand im Saal des Vereinslokals „Hotel Lersch“, auch genannt „Zur Traube“, statt. Plum hatte seine Töchter gewinnen können, in einem „Melodram“ das deutsche Weihnachtslied „Stille Nacht“ vorzutragen, es folgte ein von Kindern der Vereinsmitglieder vorgetragenes Weihnachtsspiel „Am Eigelstein“. Höhepunkt und heiß ersehnt war zum Abschluss des offiziellen Teils vor allem die große Weihnachtsverlosung. Je nach Los sorgte sie für „hochbeglückte“, oder aber „zerknitterte“ Mienen. Den Abschluss bildeten frohe Stunden der Geselligkeit und Tanz „nach neuesten oder veralterten Tanzmoden“, musikalisch gestaltet durch die Kreisfeuerwehrkapelle Skibba.

Traditionelle Formen

In den Vereinen wurde Weihnachten meist in herkömmlicher Weise gefeiert. In den großen Sälen der zahlreichen Gaststätten der Stadt wurde oft und gerne gefeiert. Alleine in der Innenstadt gab es sage und schreibe 15 Gaststätten. In Zeiten, in denen noch Wohnungsnot herrschte, Wohnungen oft klein und selbst die guten Stuben manchesmal nicht geheizt waren, sorgten die Lokale mit ihren Sälen für Abwechslung, Unterhaltung und Zerstreuung vom harten Alltag. Allerdings hatte sich die Wirtevereinigung in diesem Jahr abgesprochen, zu Weihnachten und am ersten Feiertag geschlossen zu bleiben, ihr Motto: „Auch wir wollen Weihnachten in unseren Familien feiern!“

Drei nicht der Vereinigung angehörende Wirte öffneten allerdings ihre Türen, unter anderem auch das Gasthaus von Joseph Portz. Sie wollten Weihnachten „wie üblich mit ihren Gästen“ feiern…

Es gab in Zeiten, in denen es außer der Zeitung und wenigen Radios kein Fernsehen, kaum Fernsprecher, sprich Telefone, gab, eine rege Vereinslandschaft. Neben dem Bürgerschützenverein gab es auch den Fußballclub von 1911, aus dem der TUS hervorging, außerdem den Männergesangverein, die freiwillige Feuerwehr, das DRK oder den Schwimmverein, der die Badeanstalt an der Erft im Sommer rege nutzte. Auch ein Motorsportclub hatte sich gegründet. Aber auch das Vereinswesen stand immer noch zu einem großen Teil unter den Vorzeichen der Nachkriegszeit. Es gab mit Marineverein, Artillerieverein, Gardeverein, Kriegerverein und dem Bund der Kriegsbeschädigten zahlreiche Kameraden- und Ehemaligenvereine, hatte der Versailler Friedensvertrag doch das Reichsheer drastisch auf 100.000 Mann reduziert.

Der mit dem Kürzel “L” beschriftete Leserbrief stammte vermutlich vom jüdischen Kantor und Lehrer der Grevenbroicher Synagogengemeinde Alexander Löwenstein, der selbst hochdekorierter Frontkämpfer war.

Im Sommer hatte sich auch eine Ortsgruppe des Frontkämpferbundes „Stahlhelm“ gegründet. Dies stieß jedoch auf Widerstand, lehnte dieser doch die Weimarer Republik ebenso wie jüdische Mitglieder ab. So gründete sich bald darauf in Grevenbroich die Ortsgruppe des republikanischen „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ und die zahlreichen jüdischen Frontkämpfer aus Grevenbroich protestierten und wurden im „Bund Jüdischer Frontsoldaten“ Mitglied! Noch spielten die Nationalsozialisten vor Ort keine Rolle, aber der Kampf um die Republik wurde mit unnachgiebiger Härte auch in Grevenbroich geführt. In den Dezembertagen des Jahres 1926 herrschte jedoch ein gewisser „Weihnachtsfrieden“. Da gab es bei den Weihnachtsfeiern keine Unterschiede zwischen militärisch ausgerichteten, anti-demokratischen, bürgerlichen oder sozialistischen Vereinen. Aber es gab auch Vereine, die Nichtmitgliedern den Zutritt zur Weihnachtsfeier ausdrücklich verwehrten. Die Lustbarkeitssteuer, die auf jede Eintrittskarte erhoben wurde, ärgerte jedoch ohne Unterschied die Kassenwarte, denn sie schmälerte Einnahmen, die zur Finanzierung des Vereinsjahres dringend gebraucht wurden.

An den Weihnachtsfeiertagen selbst gab es eine Fülle von Freizeitangeboten: vor allem die beiden Grevenbroicher Kinos, das „Lichtspielhaus“ auf der Breitestraße 21 und die „Lichtspiele“ im Rheinischen Hof boten Vergnügen. Kassenschlager waren zum Beispiel der neue „Blockbuster“ von Buster Keaton, Regina Ralli oder Reginald Deny. Die Veranstaltungen wurden vielfach als „Amerikanisierung“ des Alltags kritisiert, hatte sich doch nicht nur in den Gaststätten mit der Jazz-Musik neue Unterhaltungsangebote etabliert. Sie waren aber auch geeignet, immer noch stark ausgeprägte Klassengegensätze zu überwinden, denn ihre Besucher sangen dieselben Schlager, die sie in den neuen Medien Kino und Radio kennenlernten. Ein wichtiges Argument für den Besuch des Silvesterballs waren deshalb auch „garantiert erstklassige Schlager“.

Die Kirchen

Für die überwiegend christliche Bevölkerung waren die Weihnachtsgottesdienste natürlich der Höhepunkt des Festes. In der evangelischen Kirche ebenso wie der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul wurden Gottesdienste abgehalten. Die Christmette in St. Peter und Paul wurde durch den Pfarrchor „Cäcilia“ mit seinem neuen Knabenchor „in prächtiger Weise mit wirkungsvoller Orgelbegleitung“ gestaltet und trug so dazu bei, „die Weihnachtsstimmung zu mehren und die Herzen empfänglich zu machen für der Weihnacht Gnade und Zauber“, wie die Zeitung berichtete. In der Synagoge Grevenbroichs auf der Kölnerstraße 26 wurde natürlich kein Weihnachten gefeiert, aber am 8. Dezember war das Lichterfest Chanukka zu Ende gegangen…

Im Alltag zurück

Ein Bericht im Lokalteil holte die Leser des „Grevenbroicher Zeitung“ aber wieder in den harten Alltag zurück:

das Wohlfahrtsamt Grevenbroichs hatte mit der städtischen Wohlfahrtskommission „mit einer Reihe Damen der Stadt“ zu Spenden für arme Mitbürger aufgerufen und die „Armen und Hilfsbedürftigen“ dank des „in unserer Stadt herrschenden Opfersinns aller Schichten“ „praktische und schöne Gegenstände“ sowie Briketts, Braunkohlen und Koks ausgegeben. Ebenfalls Geldgeschenke für diejenigen, die sich ein Weihnachtsfest aus eigenen Mitteln nicht leisten konnten…

Ulrich Herlitz/Vorsitzender Geschichtsverein
Eine einzigartige Quelle bieten digital zugängliche Geschichtsquellen. Darunter auch die Online-Ausgabe der Grevenbroicher Zeitung aus dem Jahr 1926, die in diesem Jahr online gegangen ist. Der Geschichtsverein Grevenbroich hat das Online-Portal zeit.punkt NRW und das dazugehörige Zeitungs-Projekt vorgestellt, aus dem auch die hier abgebildeten Anzeigen stammen! 

Das Titelbild ist eine mittels KI kolorierte Anzeige aus der Weihnachtsausgabe der Grevenbroicher Zeitung vom 24. Dezember 1926.

Die Adventszeit im Jahr 1944

Auch wenn die Adventszeit 2024 von vielen Konflikten in der Welt geprägt war, nutzten viele Menschen diese Zeit, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. Im Vordergrund stand Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen und sich auf die Feiertrage vorzubereiten. Ein Teil dieser besonderen Zeit der Vorfreude und Besinnung waren auch die damit verbundenen Bräuche, wie das Singen von Weihnachtsliedern und das Backen von Plätzchen, insbesondere dann, wenn noch kleine Kinder zum Haushalt gehörten.

Im Gegensatz dazu war die Adventszeit im Jahr 1944 eine besonders schwierige und belastende Zeit, geprägt von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs. In vielen Teilen Europas litten die Menschen unter den Folgen von Krieg, Hunger und Zerstörung. In Deutschland und anderen von den Nationalsozialisten besetzten Gebieten war die Stimmung oft von Angst und Unsicherheit geprägt.

Trotz der widrigen Umstände versuchten viele Menschen, die Traditionen der Adventszeit aufrechtzuerhalten, um ein wenig Hoffnung und Licht in ihren Alltag zu bringen. Adventskränze, Kerzen und Weihnachtsmärkte waren in vielen Städten zu finden, auch wenn sie oft von den Schrecken des Krieges überschattet wurden. Die Adventszeit 1944 war also eine Zeit des Wartens und der Besinnung, aber auch eine Zeit, in der der Wunsch nach Frieden und Normalität besonders stark ausgeprägt war.

Wie mag es wohl Josef Kratz in der Adventszeit 1944 ergangen sein? Er hatte am 21.11.1935 Cilly (Cäcilia Margarete) Schmitz aus Grevenbroich geheiratet. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder, Hanns Joachim und Marlene, hervor.

© Anne Kiefer: Cilly Schmitz und Josef Kratz vermutlich bei ihrer Verlobung im Jahr 1934.

Obwohl in allen Urkunden der Wohnsitz mit Zeppelinstraße (heute Orkener Straße) in Grevenbroich angegeben wurde, lebte er mit seiner Familie zu dieser Zeit in Friedberg/Hessen. Er arbeitete in einem städtischen Wehrmachtsdepot (Wartturm Kaserne) von Friedberg.

Wartturm Kaserne (Ray Barracks) im Jahr 1950 – gemeinfreies Bild

Friedberg war wie Grevenbroich und viele andere Städte in Deutschland, von den verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs betroffen. Zu dieser Zeit fanden in vielen Regionen Luftangriffe statt, die Zerstörung und Leid mit sich brachten. Friedberg erlebte während des Krieges mehrere Bombenangriffe, die sowohl zivile als auch militärische Ziele ins Visier nahmen.

Friedberg in Hessen erlebte bis März 1945 insgesamt drei schwere Luftangriffe, der zweite fand am 4. Dezember 1944 statt. Auf den Stadtteil Fauerbach und das Bahngelände fielen vier Bombenteppiche, bei denen 90 Friedberger starben. Da die Bomben aus 9.000 Meter Höhe abgeworfen wurden und dadurch tief ins Erdreich eindrangen, schützte kein Kellerraum vor dem Unheil. 119 Bomber der USAAF griffen den strategisch wichtigen Rangierbahnhof in Friedberg an. Die abgeworfene Bombenlast von rund 330 Tonnen richtete enorme Schäden an.

Luftaufnahme während des Bombenabwurfes am 4. Dezember 1944 – gemeinfreies Bild
Zerstörungen am Rangierbahnhof im Frühjahr 1945 – gemeinfreies Bild

Die Ereignisse dieses und der nachfolgenden Tage wurden in mehreren Briefen von Josef Kratz an seine Familie festgehalten und geben uns heute einen seltenen und dramatischen Einblick in jene Zeit. Für uns stellen sie aber auch ein Mahnmal dar, warum Kriege verachtet und unterbunden werden müssen.

Ein Brief vom 11. Dezember 1944 von Josef Kratz an die Großeltern von Hanns Joachim und Marlene:

© Anne Kiefer: Brief vom 11. Dezember 1944 – Seite 1
© Anne Kiefer: Brief vom 11. Dezember 1944 – Seite 2
© Anne Kiefer: Cilly Kratz mit Hanns Joachim (8 Jahre) im rechten Arm und Marlene (4 Jahre) im linken Arm.
© Anne Kiefer: Brief vom 11. Dezember 1944 – Seite 3

Cilly Kratz starb im Alter von nur 32 Jahren durch den Fliegerangriff wie aus dem nachfolgenden Auszug der Sterbeurkunde ersichtlich ist.

Quelle: Auszug Sterberegister Friedberg, Nr. 61/1945

„Die Cäcilia Margarete Kratz, geborene Schmitz, katholisch, wohnhaft in Grevenbroich, Zeppelinstraße 86, ist am 4. Dezember 1944 zwischen 13 – 14 Uhr in Friedberg durch feindlichen Fliegerangriff gefallen. Die Verstorbene war geboren am 22. Dezember 1911 in Grevenbroich.“

© Anne Kiefer: Cilly Kratz, geb. Schmitz in jüngeren Jahren.

Hanns Joachim Kratz, geboren am 18. November 1936, wurde nur acht Jahre alt. Seine Schwester Marlene, geb. am 28. Februar 1940, wurde noch keine fünf Jahre alt.

© Anne Kiefer: Hanns Joachim Kratz
© Anne Kiefer: Marlene Kratz
© Anne Kiefer: Marlene und Hanns Joachim Kratz

Wie den weiteren Unterlagen zu entnehmen ist, ließ sich Josef Kratz in der Zeit danach nicht beurlauben, sondern ging seinem Dienst pflichtgemäß nach. „[…] Ich weiss, dass ich Euch vieles zu sagen habe, was man brieflich nicht kann, [Anmerkung: Vermutlich auch der allgemeinen Zensur geschuldet.] aber dennoch habe ich bis heute noch keinen Urlaub beantragt, weil ich mit bestem Willen noch nicht kann. Ich bin seelisch so krank, dass ich es nicht übers Herz bringe, heute schon zu Euch zu kommen, denn ich muss ja ohne Cilly und meine lieben Kinder kommen. Ich hoffe, dass Du mich als Mutter verstehst. Ich kann im Augenblick noch keinen Tag vergehen lassen, ohne meine Liebsten auf dem Friedhof zu besuchen. Es hat mir eine Wunde geschlagen, die nie zuheilen kann, ich bin auch heute noch nicht soweit, dass ich das alles fassen kann. […]“

Obwohl Josef Kratz den Kessel von Stalingrad überlebte, war er nicht davor geschützt, weiteres Unheil von sich und seiner Familie abzuwenden. Eine „Geschichte“, die viele Familien in der NS-Diktatur erleiden mussten.

Josef Kratz überlebte zwar den Zweiten Weltkrieg, starb aber am 4. Oktober 1945 in Sore in französischer Gefangenschaft an einer Krankheit. Sein Grab befindet sich heute auf der Kriegsgräberstätte Berneuil, etwa 100 km nördlich von Bordeaux. Auf dem 1967 eingeweihten Friedhof ruhen die Überreste von mehr als 8.300 deutschen Soldaten. Seine Grabanlage befindet sich in Block 6, Reihe 10, Grab 441.

© Anne Kiefer: Josef Kratz (Passfoto für seinen Wehrmachtsführerschein)
© Anne Kiefer: Totenzettel von Josef Kratz

Die Bilder, Briefe und sonstigen Dokumente wurden zur Verfügung gestellt von Anne Kiefer geb. Cames, Tochter von Margarete Cames geb. Schmitz, Schwester von Cilly Kratz geb. Schmitz, sofern nichts anderes angegeben ist. Die vorliegenden Informationen wurden durch eigene Recherchen des „Netzwerkes Grevenbroicher Kriegstote“ ergänzt und vervollständigt.

Das Netzwerk Grevenbroicher Kriegstote möchte mit dem Schicksal dieser Grevenbroicher Familie an die Schrecken des Krieges erinnern und deutlich machen, wie wertvoll eine friedliche Adventszeit und ein friedliches Weihnachtsfest im Kreise der Familie ist.

Wir wünschen allen Menschen friedliche und besinnliche Festtage.

“Wiederentdeckter” Pfarrpatron St. Hubertus in Grevenbroich

Zum Patronatstag fand eine Hubertusmesse zu Ehren des Heiligen Hubertus in der Pfarrkirche „Peter und Paul“. Hubertus hat seit 1854 das zweite Patrozinium in der Stadtmitte-Kirche inne…

Den Schluss-Segen spendete Pfarrer Meik Schirpenbach mit der pfarreigenen Reliquie des Heiligen Hubertus, deren Authentizität durch den Kölner Generalvikar Joannes Antonius Fredericus Baudri bestätigt wurde. Daraufhin wurde durch päpstliches Dekret des damaligen Papstes Pius am 4. August 1854 den Gläubigen von Grevenbroich ein vollkommener Ablass am Fest des Heilligen Hubertus beziehungsweise an dem Sonntag, der auf den 3. November folgt, gewährt.

GVZ 7.11.1925

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst in beeindruckender Weise vom Korps der Jagdhornbläser Zons unter der Leitung von Erich Segschneider. 

Und auch der BSV Grevenbroich beteiligte sich anlässlich des 175-jährigen Vereins-Jubiläums mit Regimentsstandarte und einer Abordnung und BSV-Königspaar, ebenso wie eine Fahnenabordnung des Jägerzuges St. Hubertus, der in diesem Jahr seinen 125 Gründungstag feiert.


Ulrich Herlitz, Vorsitzender des Geschichtsvereins, hatte die Geschichte des Pfarrpatroziniums des Hl. Hubertus recherchiert und die Reliquie nebst Hubertusfahne wieder in Erinnerung gerufen sowie die Hubertusmesse im Zuge des BSV-Jubiläums und des Patronatsfestes angeregt.

Bericht zu St. Hubertus von Ulrich Herlitz in der
2024 10 Wir hier in GV Hubertus Artikel UH

Bericht in der RP/NGZ vom 7.11.2024 – Christian Kandzorra
“Heiliger Hubertus ist “wiederentdeckter” Pfarrpatron der City-Pfarrkirche”

Bericht in Erftkurier online vom 15.11.2024 – Gerhard Müller
Grevenbroich: Die Reliquie des heiligen Hubertus

Fotonachweis: Ulrich Herlitz/2024 & Jutta Wosnitza/BSV-Gruppenbild

 

175 Jahre – BSV Grevenbroich 1849 e. V. (Teil 4)

Der heutige Kurzbeitrag zum 175. Jubiläum zeigt abschließend noch einige Momentaufnahmen aus den 1930er bzw. 1950er Jahren sowie zwei Filme um 1960 und aus 1969.

Schützenumzug im Jahr 1934, © Stefan Faßbender

Dieses Foto wurde beim Schützenfest 1934 aufgenommen und zeigt bereits die dunklen Boten der nachfolgenden Jahre. Der Name des Jägerzuges konnte bisher nicht geklärt werden. Lediglich die zweite Person von links ist bekannt, da es sich um meinen Großvater Wilhelm Faßbender handelt. Wer also einen Hinweis auf die Identität der Personen oder des Jägerzuges hat, kann sich gerne beim Autor oder dem Geschichtsverein Grevenbroich melden.

Viel interessanter dürfte jedoch das Haus hinter der Musikkapelle sein. Es handelt sich um das Haus der jüdischen Familie Alfred Heinemann. Vermutlich handelt es sich um das einzige noch existierende Foto, welches das Haus vor der Deportation der Familie und dem Zweiten Weltkrieg zeigt. In den oberen Fenstern ist vermutlich die Familie Heinemann zu sehen. Das Foto wurde vor einigen Jahren schon einmal veröffentlicht und gelangte so in die USA an Nachkommen des Max Heinemann. Das Geschäft wurde im Jahr 1934 vom Sohn Alfred Heinemann und seiner Frau Frieda Levy geführt. Alfred Heinemann war begeisterter Schütze. Nach dem Ersten Weltkrieg marschierte er im Zug „Süd-West“ mit und hielt zusammen mit seinen Zugkameraden die belgischen Besatzungstruppen in Atem, weil Name und Uniformen des Zuges auf die ehemaligen und im Zuge des Versailler Friedensvertrages beendeten Kolonialisierungsbestrebungen Deutschlands in Süd-West-Afrika anspielten. Sogar seine Heirat fand Kirmessonntag 1923 statt. In seiner Heiratsanzeige nahm er einen Hinweis auf den schützenfestlichen Termin auf. Die Eheleute sowie die beiden Kinder Margot Heinemann (*1925) und Ernst Heinemann (*1928) wurden 1941 deportiert und 1942 in Lodz ermordet. Heute erinnern vier Stolpersteine auf der Breite Straße an die Familie Heinemann.

Fackelbau um 1950, © Stefan Faßbender

Bei den Jungen handelt es sich um die Brüder Christian Faßbender (rechts) und Reinhold Faßbender (links). Der Junge in der Mitte ist leider unbekannt. Aus Familienerzählungen ist bekannt, dass die beiden Brüder diese „Fackel“ für den Grevenbroicher Festumzug in Eigenregie bauten und dort auch vorführten. Welchen Jäger- bzw. Schützenzug sie begleiteten, ist leider nicht bekannt.

Vermutlich 1948 oder 1949 aufgenommen, © Stefan Faßbender

Obwohl auf dem Foto die Standarte der „Scheibenschützen Grevenbroich 1848 e. V.“ zu sehen ist, ist zurzeit unklar, ob es sich bei allen Personen um Mitglieder des Zuges handelt oder ob es sich um ein „zufälliges“ Treffen beim Schützenfest handelt. Die Uniformen der Herren links bzw. rechts unterscheiden sich erheblich von der des Fahnenträgers in der Mitte. Lediglich mein Großvater (2. Person von rechts) und mein Onkel (3. Person von rechts) sind bekannt. Vielleicht kann auch hier jemand helfen?

Unbekannter Zug in den 1950er Jahren auf der Breite Straße, © Stefan Faßbender

Obwohl dieses Foto recht unscharf ist, wurde es hier abgebildet, um die große Schar von Schaulustigen, die sich den Festumzug auf der Breite Straße anschauten, zu zeigen. Links neben dem Geschäftshaus von Lorenz Rütten ist die Gaststätte „Brendgen“ noch in ihrem ursprünglichen Zustand zu erkennen, bevor sie umgebaut wurde und Anfang der 1990er Jahre einem Neubau weichen musste.

Vermutlich aus den 1950er Jahren, © Stefan Faßbender

Bei diesem Foto handelt es sich um den Jägerzug „Waldhorn“, der im Jahr 1948 gegründet wurde und sich bereits am 14. Juli 1958 wieder auflöste. Weitere Informationen und Bilder konnten trotz intensiver Recherche bisher nicht gefunden werden. Die Mitglieder dieses Jägerzuges sind uns ebenfalls nicht bekannt. Interessant wäre es auch zu wissen, wo dieses Foto in Grevenbroich aufgenommen wurde. Die sehr markante Häuserfront konnte bisher keiner Straße in Grevenbroich zugeordnet werden. Vielleicht hat jemand eine Idee?

Zum Abschluss unserer Kurzreihe zum 175. Jubiläum des Bürgerschützenvereins Grevenbroich 1849 e. V. folgen noch zwei kurze Filme von zwei Schützenfesten in Grevenbroich.

Der folgende Film wurde um 1960 aufgenommen und zeigt kurze Teile der Zugabnahme auf der Bahnstraße und des Festumzuges.

© Filmarchiv Stefan Faßbender

Der zweite Film wurde 1969 aufgenommen und zeigt den Abmarsch zum Festumzug zur Innenstadt und in einem kurzen Teil den Festumzug auf der Kölner Straße. Dieser zeigt auch den Schützenkönig Ludwig Hermanns vom Jägerzug „Jröne Jonge“.

© Filmarchiv Stefan Faßbender

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

175 Jahre – BSV Grevenbroich 1849 e. V. (Teil 3)

Der heutige Kurzbeitrag stellt den Jägerzug Waidmannsheil 1950 dar.

Dieser wurde am 17. September 1950 auf dem Hof des Bierverlages Wilhelm Faßbender auf der Lindenstraße von 13 Männern gegründet. Da mein Großvater und vermutlich auch meine drei Onkel und andere Verwandte Gründungsmitglieder waren bzw. sehr viele Aktivitäten auf dem Hofe meines Großvaters stattfanden, liegen mir unzählige Fotos vor, von denen einige hier gezeigt werden sollen. Da die Gaststätte Lindenhof erst Mitte der 1950er Jahre eröffnet wurde, fanden die ersten Vereinsaktivitäten in einer zur „Festhalle“ umgebauten Lagerhalle statt.

Das älteste gefundene Foto zeigt vermutlich die erste Standarte des Jägerzuges Waidmannsheil 1950. Wie man erkennen kann, vermutlich der damaligen Zeit geschuldet, eine ganz einfache Fahne mit dem Schriftzug „Jägerzug Waidmannsheil, 1950, Grevenbroich“. Fahnenträger war „Onkel Matthes“, der eigentlich nicht zur Familie gehörte, aber niemand weiß mehr, wie er mit richtigem Namen hieß.

Vermutlich 1950 oder 1951 – „Onkel Matthes“ als Fahnenträger, © Stefan Faßbender
Vermutlich 1950 oder 1951 – Flötenspieler und Trommler des Jägerzuges, © Stefan Faßbender

Das nächste Foto zeigt den Abmarsch zum Festumzug in die Grevenbroicher Innenstadt. Im Hintergrund ist der Bahnübergang Lindenstraße zu erkennen. Damals waren entsprechend ihres Namens auch noch viele Linden auf der Lindenstraße vorhanden. Zum Jägerzug Waidmannsheil 1950 gehörten auch zwei Trommler sowie zwei Flötenspieler, die den Jägerzug stets begleiteten. Links ist der Weg nach Barrenstein zu erkennen.

Vermutlich 1951 – Abmarsch zum Festumzug, © Stefan Faßbender

Die nachfolgenden Fotos stammen sämtlich aus den frühen 1950er Jahren. Ein konkretes Jahr kann jedoch nicht festgemacht werden, da keinerlei Angaben vermerkt wurden. Die Darstellung erfolgt daher unsortiert.

1950er Jahre – Im Hintergrund das Erftwerk, © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Im „Vereinslokal“, © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Wilhelm Faßbender als Zugführer in der Innenstadt, © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Wer kann helfen, wo das Foto aufgenommen wurde? © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Im Hintergrund das Haus Portz, © Stefan Faßbender

Auf dem nachfolgenden Foto ist im Hintergrund die Bäckerei und Konditorei Willy Helfenstein auf der Kölner Straße zu erkennen. Da die Bäckerei im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde, betrieben die Eheleute Willy und Gertrud Helfenstein ihren Betrieb in den ersten Nachkriegsjahren in einer Holzbaracke, welche auch als Schlaf- und Wohnraum diente. Erst 1953 wurde die Baracke durch einen Neubau ersetzt. Das Foto dürfte daher aus dem Jahr 1951 oder 1952 stammen.

1950er Jahre – Auf der Breite Straße, © Stefan Faßbender

Wer sammelte wohl die meisten Herzen? Anscheinend hatten die jungen Männer eine große Schar von Verehrerinnen?! Rechts ist Gründungsmitglied Walter Porsch zu sehen, der über Jahrzehnte Fahnenträger und bis zu seinem Tode 2015 aktives Mitglied im Jägerzug sowie im BSV Grevenbroich war.

1950er Jahre – Auf dem Festplatz, © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Hier die neue Standarte, im Hintergrund Buckau-Wolf, © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Beim Zugkönigschießen. Der Vogel hing wohl ziemlich hoch?! © Stefan Faßbender
1950er Jahre – Beim Zugkönigschießen, © Stefan Faßbender

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

175 Jahre – BSV Grevenbroich 1849 e. V. (Teil 2)

Der heutige Kurzbeitrag stellt den Jägerzug Edelweiss dar. Allerdings warfen die gefundenen Fotos und das Filmmaterial sehr viele Fragen auf und der Geschichtsverein Grevenbroich ist auf eure Hilfe angewiesen!

Vermutlich in den 1950er Jahren – Im Vereinslokal Lindenhof, © Stefan Faßbender
Vermutlich in den 1960er Jahren – Vor dem Vereinslokal, © Stefan Faßbender

© Filmarchiv Stefan Faßbender

Laut den Fotos und dem Filmmaterial handelt es sich eindeutig um den Jägerzug Edelweiss. Die Aufnahmen stammen eindeutig aus den späten 1950er bzw. frühen 1960er Jahren. Laut einem Zeitzeugen wurde der Zug u. a. von einigen jungen Männer aus der Südstadt gegründet, die dann beim Grevenbroicher Schützenfest mitmarschiert sind und ihr Vereinslokal im Lindenhof auf der Lindenstraße hatten.

In dem hervorragenden Festbuch „150 Jahre Bürgerschützenverein 1849 Grevenbroich e. V.“ aus dem Jahr 1999 ist dieser Jägerzug jedoch nicht zu finden. Es gibt lediglich einen Jägerzug Edelweiss, der im Jahr 1974 gegründet wurde. Diese Angabe passt jedoch nicht zu den oben gezeigten Aufnahmen!

© BSV Grevenbroich
© BSV Grevenbroich
© BSV Grevenbroich

Wer kann uns helfen, dieses Rätsel zu klären? Erkennt jemand die Personen auf dem Foto- bzw. Filmmaterial? Nachfolgend noch einmal ein Foto zweier Brüder, die Mitglieder im Jägerzug waren. Man beachte die Glasvitrine im Hintergrund: Zigarren und Zigaretten. Damals noch ein Paradies für Raucher.

1950er Jahre – In der Gaststätte Lindenhof, © Stefan Faßbender

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

175 Jahre – BSV Grevenbroich 1849 e. V. (Teil 1)

In diesem Jahr feiert der BSV Grevenbroich 1849 e. V. sein 175-jähriges Bestehen. Hierzu hat der Bürgerschützenverein in den letzten Monaten viele Fotos und Beiträge veröffentlicht und sehr interessante Einblicke in seine lange Geschichte aufgezeigt.

Der Geschichtsverein Grevenbroich möchte sich nun in die lange Schlange der Gratulanten einreihen und dieses einmalige Jubiläum mit vier Kurzbeiträgen würdigen. Unser Heimatforscher Stefan Faßbender hat hierzu ein wenig sowohl in seinem Foto- als auch in seinem Filmarchiv „gewühlt“ und einige beeindruckende Zeitzeugnisse zusammengestellt. Seid also gespannt auf die nächsten Tage.

Der heutige Beitrag stellt in Kurzform den Jägerzug Wildschütz dar.

Der Jägerzug Wildschütz wurde im August 1968 von einigen Freunden in der Gaststätte Lindenhof gegründet und bestand bis Anfang der 2000er Jahre. Bereits im ersten Jahr nach der Gründung wurde eine Standarte angeschafft. Diese wurde im Kloster Kreitz von den Ordensschwestern in Handarbeit erstellt und konnte bereits im Jahr 1969 beim ersten Festumzug gezeigt werden. 

1969 – Mit dem ersten Zugkönig Wilhelm Josef Faßbender, © Stefan Faßbender

Der erste Kirchgang am Kirmessonntag 1969 wurde damals tatsächlich filmisch festgehalten. Der nachfolgende kurze Film zeigt den Marsch vom Vereinslokal über die Lindenstraße in Richtung Innenstadt und wieder zurück. Begleitet wurde der Jägerzug Wildschütz vom Tambourcorps Oekoven. 

© Filmarchiv Stefan Faßbender

Die beiden nachfolgenden Fotos zeigen vermutlich die Rückkehr von der Gefallenenehrung am Kriegerdenkmal auf der Bahnstraße. Auf dem unteren Foto ist rechts das altehrwürdige Kino „Resi“ zu erkennen. An jenem Tag lief der Film „Wir, die Trottel vom 12. Revier.“. (Anmerkung: Dieser Film wurde bereits 1966 produziert. Ob es eine Erstvorführung oder Wiederholung war, konnte bisher nicht geklärt werden.)

1969 – Breite Straße mit dem Tambourcorps Oekoven, © Stefan Faßbender
1969 – Breite Straße mit dem Kino „Resi“, © Stefan Faßbender
1969 – Im Hintergrund das Erasmus-Gymnasium, © Stefan Faßbender
1969 – Leider unscharf, aber das Buckau-Wolf Gelände ist gut zu erkennen, © Stefan Faßbender
Anfang der 1970er Jahre – Breite Straße mit dem Kino „Resi“, © Stefan Faßbender
Anfang der 1970er Jahre – Breite Straße mit den Geschäften „Over“ und „Krahnen“, © Stefan Faßbender
Anfang der 1970er Jahre – Auf der Kölner Straße, © Stefan Faßbender
Anfang der 1970er Jahre – Auf der Breite Straße, © Stefan Faßbender

Mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, zeigen die nachfolgenden Fotos das Vereinslokal „Lindenhof“ und die Zugmitglieder bei ihrem alljährlichen Königsehrenabend. Damals noch eine farbenfrohe Welt.

Mitte der 1970er Jahre – Das Vereinslokal „Lindenhof“, © Stefan Faßbender
Mitte der 1970er Jahre – Das Vereinslokal „Lindenhof“, © Stefan Faßbender
Mitte der 1970er Jahre – Festumzug in Höhe Ständehaus auf der Lindenstraße, © Stefan Faßbender
Mitte der 1980er Jahre – Festumzug in Höhe Buckau-Wolf, © Stefan Faßbender

Die Fahne des Jägerzuges Wildschütz wurde nach dessen Auflösung an das Archiv des BSV Grevenbroich 1849 e. V. übergeben und befindet sich heute im Schützenzimmer des Alten Schlosses.

© Stefan Faßbender
© Stefan Faßbender

Von den damaligen Mitgliedern des Jägerzuges „Wildschütz“ leben heute nur noch wenige Mitglieder.

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

Die „Todeskurve“ in Noithausen

Foto oben: © AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o02707-17

Nachdem in den sozialen Medien die Frage „Warum Todeskurve?“ aufkam und ein kurzer Post unseres Mitgliedes Stefan Faßbender diesbezüglich mit einer so überwältigenden Resonanz bedacht wurde, hat sich der Geschichtsverein Grevenbroich dazu entschlossen, das Thema „Todeskurve“ – wie versprochen – ein wenig näher und auch sehr kurzfristig zu beleuchten.

Gesichert ist, dass die Unterführung unter der Eisenbahnstrecke zwischen Düsseldorfer Straße und Am Rittergut seit mehr als 100 Jahren im Volksmund den Namen „Todeskurve“ aufgrund hoher Unfallhäufigkeit trägt. Der Grund hierfür dürfte die bauseits extrem scharfe Kurvenführung sein. Ebenso auffällig ist die Straße von bzw. nach Hemmerden, die bis zum Bau der A 46 nahezu schnurgerade (siehe rote Linie auf den Karten) war. Bei den Recherchen in alten Zeitungen sind dort genauso viele Unfälle zu finden, wie in der Unterführung selbst. Ein Unfallbericht dazu ist unten ebenfalls aufgeführt. Bei der Durchsicht der Zeitungsartikel fiel weiterhin auf, dass viele Fahrzeuge bis zu 15 m eine Böschung hinunterrutschten. Diese Aussagen waren zunächst ein wenig irritierend, da diese Gegebenheiten im Gelände heute so nicht mehr vorhanden sind. Auf der Karte von 1936 dürfte jedoch die vermutliche Erklärung zu finden sein. Die in rot umrandeten Ziffern 73 bzw. 60 stellen Höhenmeter dar und lassen darauf schließen, dass die Gefälle erst im Laufe der nächsten Jahrzehnte durch Aufschüttungen beseitigt wurden.

Verifizieren könnte man dies jedoch nur, wenn Bildmaterial vorhanden wäre. Aber weder im Stadtarchiv Grevenbroich noch bei anderen Heimatforschern in Grevenbroich sind dazu Fotos zu finden. Sollte jemand Bilder von der Todeskurve haben, wäre es großartig, das Stadtarchiv Grevenbroich bzw. den Geschichtsverein Grevenbroich zu informieren, um diese Bilder durch einen Scan für die Nachwelt zu sichern. Wir würden solche Fotos gerne in diesen Bericht mitaufnehmen.

[Hinweis: In der Web-Version lassen sich alle Bilder und Zeitungsartikel durch Anklicken vergrößern.]

© Stefan Faßbender, erstellt mit tim-online.de, Karte von 1936 – 1945
© Stefan Faßbender, erstellt mit tim-online.de, Karte von 2024

Mit dem Bau der Unterführung wurde zwischen 1911 und 1912 begonnen, wie nachfolgender Auszug aus der Schulchronik Noithausen zeigt.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Noithausen, Nr. 513, Seite 67

„Noithausen, den 4. Juli 1912. Nachdem seit dem vorigen Jahre an der an dem Orte Noithausen vorbeiführenden Eisenbahnlinie Köln – M. Gladbach gearbeitet worden, um dieselbe zweigeleisig auszubauen, wurde am 1. Juli d. J. das zweite Geleise zwischen Grevenbroich und M. Gladbach dem Verkehr übergeben. Sicher(e)m Vernehmen nach, soll im nächsten Jahre der weitere Ausbau Grevenbroich – Köln erfolgen. Gleichzeitig mit dem Ausbau des zweiten Geleises fand auch eine Verlegung der Neuss – Jülicher Landstraße statt, die neue Linie macht eine scharfe Kurve nach Nordwesten und erhält etwa 100 m in der Richtung Jüchen eine Unterführung unter der Eisenbahn her. Diese Verlegung erfordert eine mühevolle Arbeit, und damit auch sonstige Wegeverschiebungen und die Anlage eines großen Sammelbeckens für das von der Straße und von der Flur kommende Wasser verbunden. Diese Arbeiten sind noch in vollem Gange und werden voraussichtlich erst im Laufe des Herbstes beendet sein.“

Ausnahmsweise verzichten wir in diesem Beitrag auf eine ausführliche Beschreibung bzw. Auswertung der einzelnen Unfälle, sondern stellen die Todeskurve anhand der gefundenen Zeitungsartikel zwischen 1928 und 1941 dar. Es wurden lediglich Überschriften und Besonderheiten im Artikel aufgeführt, so dass jede Leserin und jeder Leser selbst entscheiden kann, welchen Artikel sie bzw. er lesen möchte, da es sich um mehr als 40 Fundstellen handelt.

1928 – Unfall durch Bremsversagen – Fund einer Pistole – Schussverletzung durch Schuljungen

Velberter Zeitung, Nr. 100 vom 12.04.1928, Seite 7

1928 – Tod eines Motorfahrers (lt. Sterbeurkunde im Alter von 21 Jahren)

Grevenbroicher Zeitung, Nr. 122 vom 11.10.1928, Seite 2
Neusser Zeitung, Nr. 238 vom 11.10.1928, Seite 2

1929 – Zwei schwerverletzte Motoradfahrer

Düsseldorfer Stadt-Anzeiger, Nr. 166 vom 17.06.1929, Seite 6

1929 – Vollständige Zertrümmerung des Pkw am eisernen Geländer

Neusser Zeitung, Nr. 269 vom 21.11.1929, Seite 2

1929 – Überfälle auf Eisenbahnwaggons an der Todeskurve

Neusser Zeitung, Nr. 275 vom 28.11.1929, Seite 3
Düsseldorfer Stadt-Anzeiger, Nr. 331 vom 29.11.1929, Seite 7
Der Erft-Bote, Nr. 144 vom 03.12.1929, Seite 3
Westdeutsche Landeszeitung, Nr. 49 vom 19.02.1930, Seite 2
Westdeutsche Landeszeitung, Nr. 49 vom 19.02.1930, Seite 2

1930 – Ein fast neuer Pkw legte sich mit der Einfriedung an – Stark verbeult

Neusser Zeitung, Nr. 55 vom 06.03.1930, Seite 5

1930 – Ein Auto mit 25 Nationalsozialisten verunglückt – zwei Tote

Neusser Zeitung, Nr. 82 vom 07.04.1930, Seite 5

1930 – Raser wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt

Neusser Zeitung, Nr. 181 vom 04.08.1930, Seite 5

1930 – Berufung! Nur 8 Monate Gefängnis

Viersener Zeitung, Nr. 255 vom 30.10.1930, Seite 7

1931 – Schmuggler verlieren Hinterrad ihres Wagens

Neusser Zeitung, Nr. 41 vom 18.02.1931, Seite 5

1931 – Schweres Motorradunglück

Grevenbroicher Zeitung, Nr. 57 vom 12.05.1931, Seite 2

Westdeutsche Landeszeitung, Nr. 131 vom 13.05.1931, Seite 9

1931 – Nach Unfall auch noch ausgeraubt

Düsseldorfer Stadt-Anzeiger, Nr. 157 vom 08.06.1931, Seite 4

1931 – Beinbruch nach Absturz in die Böschung

Grevenbroicher Zeitung, Nr. 149 vom 10.12.1931, Seite 2

1932 – Wieder ein Beinbruch nach Sturz in die Böschung

Düsseldorfer Stadt-Anzeiger, Nr. 185 vom 05.07.1932, Seite 9

1933 – Radfahrer wurde lebensgefährlich verletzt

Westdeutsche Landeszeitung, Nr. 149 vom 31.05.1933, Seite 9

1933 – Katastrophenübung an der Todeskurve

Westdeutsche Landeszeitung, Nr. 216 vom 08.08.1933, Seite 9

1934 – Papierlastwagen prallte mit voller Wucht gegen Chausseebaum

Neusser Zeitung, Nr. 114 vom 27.04.1934, Seite 3

1934 – Auto durchbricht Schutzgeländer

Neusser Zeitung, Nr. 352 vom 25.12.1934, Seite 4

1935 – Vollständige Zerstörung eines Motorrades

Neusser Zeitung, Nr. 211 vom 04.08.1935, Seite 4

1935 – Noch ein Motorradunfall mit Schwerverletzten

Hagener Zeitung, Nr. 222 vom 23.09.1935, Seite 11

1936 – Zusammenstoß von Auto und Motorrad

Neusser Zeitung, Nr. 153 vom 05.06.1936, Seite 4

1936 – Ein Pferd in einen Schacht gestürzt

Der Grafschafter, Nr. 236 vom 07.10.1936, Seite 3

1936 – Erneute Katastrophenübung an der Todeskurve

Neusser Zeitung, Nr. 313 vom 12.11.1936, Seite 7

1937 – Steinewerfer an der Todeskurve

Neusser Zeitung, Nr. 6 vom 06.01.1937, Seite 7

1937 – Trotz Warntafeln fährt Pkw gegen die Umfriedung des tiefen Schachtloches

Hagener Zeitung, Nr. 12 vom 15.01.1937, Seite 7

1937 – Serienweise Unfälle im Kreisgebiet

Neusser Zeitung, Nr. 53 vom 22.02.1937, Seite 6

1937 – Interessanter Bericht, der auch die Todeskurve enthält

Neusser Zeitung, Nr. 80 vom 21.03.1937, Seite 6

1937 – Der x. Motorradunfall

Neusser Zeitung, Nr. 141 vom 25.05.1937, Seite 3

1937 – Ausführliche Beschreibung der Todeskurve mit den neuen Verkehrssicherungen

Neusser Zeitung, Nr. 160 vom 13.06.1937, Seite 5
Neusser Zeitung, Nr. 209 vom 01.08.1937, Seite 5
Neusser Zeitung, Nr. 213 vom 05.08.1937, Seite 5
Neusser Zeitung, Nr. 221 vom 13.08.1937, Seite 5

1937 – Anhänger kippt in Todeskurve um – Autounfall in Hemmerden

Neusser Zeitung, Nr. 234 vom 26.08.1937, Seite 5

1937 – Der erste Unfall nach Erhöhung der Verkehrssicherheit

Neusser Zeitung, Nr. 265 vom 26.09.1937, Seite 12

1937 – Ein LKW überfährt (fast) einen Radfahrer

Neusser Zeitung, Nr. 280 vom 11.10.1937, Seite 6

1937 – An der Todeskurve befand sich die „Zigeunerecke“

Neusser Zeitung, Nr. 324 vom 24.11.1937, Seite 5

1937 – Im Schneegestöber in ein acht Meter tiefes Schachtloch gestürzt

Neusser Zeitung, Nr. 347 vom 17.12.1937, Seite 5

1938 – Unfall trotz erneut durchgeführter Verbesserungen

Neusser Zeitung, Nr. 303 vom 04.11.1938, Seite 9

1939 – In der Todeskurve werden leuchtende Richtungsanzeiger angebracht

Neusser Zeitung, Nr. 20 vom 20.01.1939, Seite 9

1939 – Einseitige Erhöhung der Kurvenlage

Neusser Zeitung, Nr. 97 vom 07.04.1939, Seite 9

1939 – Garzweiler erleidet Federbruch in der Todeskurve

Neusser Zeitung, Nr. 106 vom 18.04.1939, Seite 5

1940 – Wieder mal Verbesserungen an Gefahrenkurven

Neusser Zeitung, Nr. 335 vom 05.12.1940, Seite 3

1941 – Unfälle in Fürth und in der Todeskurve

Neusser Zeitung, Nr. 15 vom 15.01.1941, Seite 4

Nachfolgend die einzigen im Archiv im Rhein-Kreis Neuss in Zons gefundenen Fotos zur Todeskurve. Der Geschichtsverein Grevenbroich bedankt sich bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die uns sehr kurzfristig die Bilder zur Verfügung stellen konnten.

1983 – Ein BMW landete bei einem Unfall in der Böschung

© AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o02707-24
© AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o02707-31
© AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o02707-28
© AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o02707-16

1988 – Entschärfung der Todeskurve und Neubau der Brücke

© AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o6440-02
© AiRKN, Sammlung Michael Reuter, Nr. F18 o6440-14

Alle Zeitungsartikel wurden im Zeitungsportal NRW (zeit.punkt NRW) gefunden.

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

Nachmittag der Erinnerungen zu 50 Jahren Umsiedlung Elfgen und Belmen

Wenn Dörfer einfach von der Landkarte verschwinden.

Zu den verschwundenen Dörfern in unserer Stadt gehören neben Elfgen und Belmen auch die Weiler Reisdorf und St. Leonhard, die bereits Anfang der 1960er Jahre dem Tagebau Garzweiler weichen mussten.

Zur Erinnerung an die Umsiedlung von Elfgen und Belmen vor rund 50 Jahren veranstaltet das Organisationsteam rund um Annemarie Helpenstein und Georg Peltzer, das Stadtarchiv Grevenbroich und der Geschichtsverein Grevenbroich am Samstag, den 22. Juni 2024 von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr einen „Nachmittag der Erinnerungen zu 50 Jahren Umsiedlung Elfgen und Belmen“. Die Besucher erwartet ein Potpourri rund um die Umsiedlung von den Anfängen bis in die „heutige“ Zeit (Georg Peltzer). Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer spannenden Kirchenführung zum Thema „St. Georg und die mitgebrachten Bauteile sowie Kirchengegenständen“ zu folgen (Cornelia Schulte). Im Anschluss besteht noch die Möglichkeit zum regen Austausch oder Recherchen zu Geschichten und Namen in den Elfgener Schulchroniken von 1873 bis 1950 (Stefan Faßbender).

Zur Einstimmung auf den spannenden Nachmittag möchten wir nachfolgend die Kirche St. Georg in Alt-Elfgen insbesondere anhand des Erweiterungsbaus um 1930 mit vielen Fotos darstellen und das verschwundene Dorf damit zumindest ein wenig lebendig erscheinen lassen.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Bestand Elfgen, Nr. 17-El-0004

Ende der 1920er Jahre war St. Georg in keinem guten Zustand, wie die Schulchronik aus dem Juni 1928 zu berichten weiß.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 35

„Ausmalung unserer Pfarrkirche. An unserer Pfarrkirche war jahrzehntelang nichts mehr zur Verschönerung geschehen, da Herr Pfarrer Mainz einen Kirchenneubau beabsichtigte. Krieg und Inflation machten den Plan unausführbar. Nun wird die fast unwürdig verwahrloste Kirche durch einen hellen, freundlichen Anstrich zu einem schönen Gotteshaus erneuert.“

Erst im Juni 1931 wurden weitere Planungen zum Kirchenbau losgetreten.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 109

„Was ist denn das? Unsere Kirche ist zu klein. Es wird eine Aufgabe des neuen Herrn Pfarrers sein, entweder eine neue Kirche zu bauen oder die alte zu erweitern. Die geistigen Vorarbeiten beginnen schon. Herr Architekt Fritz Radermacher, der Bruder des Herrn Pfarrers, hat einen Entwurf für die Kirchenerweiterung modelliert.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 109)

 „4.11.31 Besprechung wegen des Kirchenbaues. Heute war Herr Architekt Schneider aus Düsseldorf – Oberkassel in Begleitung von Herrn Pfarrer Schönheit aus Bedburdyck zu einer ersten Besprechung wegen des Kirchenerweiterungsbaues in Elfgen. Der Kirchenvorstand und die Lehrerschaft waren zu der Besprechung eingeladen.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 122)

Die Weihnachtskrippe in der Elfgener Kirche im Jahr 1931.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 127
© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 131

Unser Kirchenerweiterungsbau ist fortgesetzt Gegenstand ernster Erwägungen. In jeder hl. Messe wird um Gottes Segen für das große und wichtige Werk gebetet. Es sind 6 Entwürfe eingegangen, die sorgfältig geprüft werden. Die Angelegenheit ist nach der grundsätzlichen Seite hin geklärt: Es soll eine Erweiterung werden, die Raum schafft, künstlerisch ist und nicht zu teuer ist. Das ist insofern keine Selbstverständlichkeit, als man sich ursprünglich eng an die Erhaltung der jetzigen Kirche und ihrer Bauform halten wollte. Dann wäre allerdings nur die Lösungsmöglichkeit gewesen, die Kirche zu verlängern – und dafür ist sie zu schmal (9 m breit).“

1932 – Das „große“ Jahr der Beschlussfassung zum Kirchenbau!

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 141

„Beschlußfassung über den Kirchbau. Der Kirchenvorstand beschloß den Erweiterungsbau unserer Kirche nach den Plänen des Architekten Franz Schneider aus Düsseldorf. Mit den Bauarbeiten dürfte im Mai begonnen werden.“

Am 18. Mai 1932 übertrug der Kirchenvorstand die Bauarbeiten an die Firma Pick in Elsen.

Der erste Spatenstich zum Bau der Kirche erfolgte bereits am 24. Mai 1932. Der Elfgener Schulchronik ist folgender Eintrag zu entnehmen.

„Die hl. Messe wurde zu Ehren der heiligsten Dreifaltigkeit gefeiert. Die Kinder und zahlreiche Erwachsene nahmen teil. Nach der hl. Messe stellten sich die Teilnehmer an der Baustelle auf. Es wurde das Lied gesungen „O höchstes Gut“. Währenddessen segnete Herr Pfarrer Radermacher in Albe und Stola die Baustelle. Dann nahm er den Spaten zur Hand und sagte dem Sinne nach: „Hiermit tue ich den ersten Spatenstich zum Bau unserer neuen Kirche. Möge das Werk mit Gott begonnen werden und unter Gottes Segen stehen.“ Als der Herr Pfarrer nun die Erde aushob, lachten die Leute, und die Kinder lachten mit. – Den Spaten schenkte Herr Bauunternehmer Pick der Schule.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 143f.)

Die ersten Erdarbeiten am 29. Mai 1932:

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 146

„Die Nordseite der alten Kirche, die umgelegt wird.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 146)

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 146

Am 7. Juni 1932 wurden die ersten Steine zur neuen Kirche gelegt.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 147

„Die Gläubigen nahmen zahlreich am hl. Meßopfer teil. Dann ging es in Prozession zur Baustelle. Etwa 12 buntgeschmückte Ziegelsteine lagen bereit. Nach einem Gebet legte Herr Pfarrer Radermacher den ersten Stein. Herr Martin Schläger folgte als Vertreter des Kirchenvorstandes, der Schreiber für Lehrerschaft und Schule. Weiter kamen noch Vertreter der kirchlichen Vereine und der Schulkinder. Dem Legen des Steines folgte jedesmal ein dreimaliger leichter Hammerschlag mit den Worten: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. – Nach der Feier begann sofort die eifrige Arbeit.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 145)

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 147

Mit der Erweiterung der Kirche wurde auch gleichzeitig ein Jugendheim errichtet. Hier sind die Arbeiten am 11. Juni 1932 zu sehen.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 148

„Das Stützgerüst – Die Mauer wird ja ausgebrochen, am 11. Juni 1932“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 149)

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 149
© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 150

Die Nordwand wird am 26. Juni 1932 aufgebrochen.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 150

Die Grundsteinlegung erfolgte an Peter und Paul 1932 (29. Juni 1932).

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 152

Herr Pfarrer Radermacher verliest die Urkunde zur Grundsteinlegung.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 153

Der geschmückte Chor der neuen Kirche.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 153

Eigentlich sollte der Erweiterungsbau zur Kirmes bereits vollendet sein. Ab Dezember 1932 wurden jedoch folgende Eintragungen in der Schulchronik verfasst.

„Wir wollten zu Kirmes fertig sein und keine Weihnachten noch unter Gerüsten. Die Anpassung des alten an den neuen Teil, insbesondere die neue Pliesterung des alten Teiles nahm lange Zeit in Anspruch. Am 9.12.32 kamen die 9 ersten Fenster, die in ihrer Farbenfreude unseren Leuten recht gefallen. Von Übel ist es, daß die Heizung noch nicht eingebaut ist; denn im alten Teil, wo der Gottesdienst stattfindet, ist es empfindlich zugig und kalt. Zum Unglück ist seit einigen Tagen starker Frost, der an dem frischen Mauerwerk und dem neuen Verputz großen Schaden anrichten kann. Jetzt werden Tag und Nacht 3 Eisengitteröfen mit Koks geheizt zur Abwendung der Frostschäden.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 167)

„Weihnachten feierten wir doch nicht unter Gerüsten. Die Zwischenwand war teils entfernt, und wir hatten den ersten Eindruck der schönen baulichen Wirkung unseres neuen Gotteshauses. Der Kirchenchor sang mit den Knaben der Oberklasse die gemischtchorige Messe von Wiltberger. Die herrlichen Glasfenster des neuen Kirchenteiles machten tiefen Eindruck.“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 168)

„25. Januar 1933: Da die Bausumme wohl nicht zur vollständigen Einrichtung der Kirche ausreicht, wurde an die geldliche Mithilfe der Pfarrangehörigen appelliert. So wurden die 14 Fenster bis auf vorläufig 1, gestiftet (Preis je Fenster 250 RM). Auch auswärts wohnende, ehemalige Pfarrkinder von Elfgen beteiligten sich an den Stiftungen. Augenblicklich macht die Beschaffung neuer Bänke, angesichts der ausgegangenen Mittel, Sorgen. Gott möge das so sichtbar gesegnete Werk zum glücklichen Ende führen!“ (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 170)

Unsere Pfarrkirche 19. März 1933: Übertragung der Reliquien auf den neuen Hochaltar und Benediction der erweiterten Kirche. Nun findet der Gottesdienst im neuen Kirchenteil statt. Der alte Teil erhält einen neuen Plattenbelag. Durch die frühere Sakristei wird ein Eingang geschaffen. Jetzt bleibt noch als wichtiger Abschluß die Beschaffung neuer Kirchenbänke. (Schulchronik Elfgen, Nr. 216, Seite 182)

Ende 1985 fielen sowohl die ursprüngliche Kirche aus dem Jahr 1749 als auch der Erweiterungsbau dem Tagebau zum Opfer und wurden abgerissen.

Was an Erstaunlichem während der Abrissarbeiten zu Tage kam, werden wir für einen zukünftigen Beitrag noch aufarbeiten.

© Stadtarchiv Grevenbroich, Bestand Elfgen, Nr. 17-El-0006
© Stadtarchiv Grevenbroich, Bestand Elfgen, Nr. 17-El-0009

Wie es in Neu-Elfgen weiterging, ist am Samstag, den 22. Juni von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr in der Kirche St. Georg zu erfahren …

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024