„Großbrände“ bei Familie Faßbender und Fa. Walraf

StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 268

Heute möchte euch der Geschichtsverein Grevenbroich zwei Zufallsfunde vorstellen, die bei Recherchen zu einem ganz anderen Unglücksfall gefunden wurden. Auch als langjähriger Familien- und Heimatforscher stößt man immer wieder auf Überraschungen, die man niemals erwartet hätte. Ob beide Brände tatsächlich durch besondere Umstände oder durch Personen verursacht wurden, kann nach mehr als 100 Jahren nicht mehr beurteilt werden.

Fall 1 im Jahr 1917 bei Familie Faßbender:

„Grevenbroich, 3. August 1917. Es erscheint die Ehefrau Johann Faßbender von hier – Lindenstr. 87 – und erklärt: Am 26. Juni ds. Js. sind mir 2 Feder-Kissen, 1 Feder-Unterbett, 2 Matratzen und 2 Betttücher, sowie eine Kinderhose verbrannt bzw. beschädigt. Der Schaden beträgt etwa 170 M. Über die Entstehungsursache des Brandes kann ich nichts angeben. Streichhölzer waren vorher nicht angezündet worden, auch kein Feuer im Ofen. Mein Sohn Wilhelm – 5 Jahre – lag bereits im Bett, im Schlafzimmer waren Streichhölzer nicht vorhanden. Möglich ist, daß von einem vorbeifahrenden Zuge glühende Asche in das Zimmer geflogen ist, wir wohnen nämlich gleich an der Bahnstrecke.“

StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 229

Erst nach mehrmaligem Lesen fielen mir die besonderen Betonungen auf, dass

  • vorher keine Streichhölzer angezündet worden waren,
  • auch kein Feuer im Ofen,
  • der 5-jährige Wilhelm bereits im Bett lag,
  • keine Streichhölzer im Schlafzimmer lagen,
  • glühende Asche durch einen vorbeifahrenden Zug in das Zimmer geflogen ist.

Hierzu sollte man wissen, dass die kürzeste Entfernung von der Bahnstrecke zu dem Haus mindestens 60 Meter beträgt. Des Weiteren dürfte man wohl davon ausgehen, dass die Fensterläden mit Sicherheit geschlossen waren, wenn der 5-jährige Wilhelm bereits im Bett war. Für mich als Familienforscher stellt sich damit die Frage, ob der damals Fünfjährige vielleicht mit Streichhölzern gezündelt und dabei den Brand verursacht hat. Für die Familie war der Verlust der Schlafzimmereinrichtung gerade im Jahr 1917 sicherlich ein sehr großer Verlust, da ja noch der 1. Weltkrieg in Europa „tobte“ und Waren jeglicher Art nur schwer zu beschaffen waren. Von der Versicherung erhielt die Familie eine Entschädigung in Höhe von 90 M.

StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 231

Fall 2 im Jahr 1920 bei der Fa. Walraf:

Am 22. Juni 1920 bedankte sich Anton Walraf über das Bürgermeisteramt bei den Kräften der Schutzmannschaften (direkter Vorläufer der heutigen Schutzpolizei), die die Ordnung aufrechthielten und eine sachgemäße Absperrung durchführten.

StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 268

Innerhalb von zwei Tagen ereigneten sich zwei Großbrände in der Baumwollspinnerei, die in den nachfolgenden Berichten ausführlich beschrieben wurden und einen Schaden zwischen 500.000 und 1.000.000 M. verursachten.

StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 271_a
StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 271_b
StA Grevenbroich, Brandunfälle, Sig. 461, Seite 272

Wie man sieht, können Besuche im Stadtarchiv Grevenbroich durchaus interessant und aufregend sein. Das Archiv birgt eine unzählige Menge an „Schätzen“, die sowohl für die eigene Familien- als auch für die Heimatforschung bedeutsam sein können. Daher können wir nur empfehlen, die Möglichkeiten unseres hervorragenden Stadtarchivs Grevenbroich oder des Archives im Rhein-Kreis Neuss in Zons zu nutzen.

Informationen über die beiden Archive sowie deren Bestände sind unter folgenden Links zu finden:

https://www.archive.nrw.de/stadtarchiv-grevenbroich

https://archiv-im-rhein-kreis-neuss.de/

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert