Am 23. November 2021 wurde in Grevenbroich-Orken eine 250 Kilogramm Fliegerbombe erfolgreich entschärft. Die amerikanische Sprengbombe wurde auf dem Kirmesplatz in rund 6 Meter Tiefe gefunden.
Quelle: Stadt Grevenbroich
Das in Orken auch heute noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden, ist keine Überraschung. Durch die unmittelbare Nähe zum Grevenbroicher Bahnhof war Orken in besonderer Weise von den schweren Luftangriffen der Jahre 1944/45 betroffen.
Anfang 1945 war der Bahnhof in Grevenbroich der westlichste Eisenbahnknotenpunkt im Deutschen Reich. Alleine im Januar und Februar 1945 flogen englische und US-amerikanische Bomber insgesamt 7 Angriffe auf Grevenbroich.
Den wohl schwersten Angriff flog die Royal Air Force am 14. Januar 1945 mit 151 Bombern.
In der Bombennacht vom 14. Januar 1945 gab es in Grevenbroich-Stadtmitte nachweislich und dokumentiert insgesamt 29 Tote durch Bombenverletzungen. Davon entfielen 21 Tote auf die Richard-Wagner-Straße, Schillerstraße und Noithausener Straße. Unter den Toten dieser Straßen waren 9 Kinder zwischen 5 und 16 Jahren.
In der Elfgener Schulchronik hielt der Lehrer Matthias Braß, welcher diesen Angriff hautnah erlebt hatte, seine Erinnerungen wie folgt fest:
“Gegen 19.30 Uhr wollte ich nach Hause gehen und wurde von Fliegeralarm überrascht. Vor den fallenden Bomben habe ich mich in den Schnee geworfen, während 20 Minuten lang vor mir und um mich die Bomben krachten. Immer wieder blitzte es über mir auf, immer wieder rauschten pfeifend Bomben, dann bebte die Erde von den Aufschlägen, und dann krachte es erregend. Die Mehrzahl der Bomben ging in der Nähe der Bahn nieder. Bahnhof, Finanzamt, Elektrizitätswerk, eine Reihe Häuser wurden zerstört, andere beschädigt. 35 Menschen wurden getötet. Ich habe in Todesangst geschwebt und wurde zu Hause angstvoll zurück erwartet.“
Hinweis: Die Differenz von 6 weiteren toten Grevenbroichern, die vom Lehrer genannt wurden, konnte bisher nicht geklärt werden. Dies kann daran liegen, dass der Sterbefall z. B. in einem gemeindefremden Krankenhaus stattfand und dieser außerhalb der Stadt Grevenbroich dokumentiert wurde. Vielleicht wurden die Sterbefälle – geschuldet der damaligen Zeit mit vielen Bombenangriffen und Toten oder dem Fehlen von Familienangehörigen – auch einfach nicht dem Standesamt gemeldet und registriert.
Am 3. Februar 1945 beschrieb der Lehrer Matthias Braß die Zerstörungen in Orken so:
“Von der Elsener Schule ab fuhr ich durch die Ruinen von Orken. Kaum ein bewohnbares Haus. Bis zur Unterführung bei Noithausen erstreckten sich die Bombentrichter. Die Trichter sind klein, doch ist die Sprengwirkung sehr stark.“
Noch heute kann man die Auswirkungen dieser Bombardierung an Hand der vielen Bombentrichter, die sich im angrenzenden Waldgebiet erhalten haben, sehen.
Sehr guter Beitrag, der zudem für Familienforscher interessant sein dürfte, zumal hier auch mal etwas “Fleisch” an die teilweise doch etwas trockenen “Knochen” der reinen Datensammlung der Familienforschung gebracht wird. Weiter so, freue mich schon auf den nächsten Beitrag.