Schloß Dyck 1945 – Ein Schloß wird zum Kunstschutz-Depot

Kunstschätze aus den Central Collections Points in München und Marburg sowie weiteren Depots werden ins Rheinland gebracht.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte ein Ende der Kämpfe und auch ein Ende der Luftangriffe, aber auch die Frage, wie es weitergehen würde. Kam der Ehemann, Bruder oder Vater zurück? Wie sollte es weitergehen? Wie kam man an das Lebensnotwendige? Das Überleben stand an erster Stelle. Doch auch andere Dinge mussten organisiert werden.

Die englische Militärregierung beispielsweise hatte in Schloß Dyck in der Zeit von 1945 bis etwa 1950 Kunstschätze gelagert. Ob sich darunter ein Rubens oder vielleicht sogar ein echter Rembrandt befanden, versuchte der damalige Jüchener Archivar Thomas Wolf 2001 zu ermitteln. Dies konnte allerdings nicht eindeutig nachgewiesen werden, weil die Listen des Kunstdepots nicht auffindbar waren. Fest stand jedoch, dass im Kunstdepot Millionenwerte untergebracht waren. Warum die Wahl auf Schloss Dyck fiel, kann nur vermutet werden. Wahrscheinlich spielte sowohl die zentrale Lage zwischen den Städten Mönchengladbach, Köln und Düsseldorf als auch die Unversehrtheit des Schlosses eine Rolle. Außer dem Südwestflügel, der durch eine Bombe und einen Blindgänger bei einem Angriff am 20. Mai 1943 erheblichen Schaden genommen hatte, war das übrige Schloss im Krieg kaum beschädigt worden. In den Großstädten sah die Lage anders aus.

Die Rückführungen der Kulturgüter nach Kriegsende waren ein komplexer Prozess, der mehrere Jahre andauerte. Grund dafür waren zum einen die teils zerstörten oder stark beschädigten Museen und Privathäuser, welche vor der Auslagerung Objekte beherbergten, zum anderen bürokratische Hürden.[1]

Schon mit den Invasionsplänen von 1943 war die Suche nach Kunstwerken und deren Sicherung durch die amerikanischen Truppen vorbereitet worden. Die Amerikaner hatten sogar innerhalb des Hauptquartiers der alliierten Invasionstruppen eine Abteilung für den Kulturgüterschutz eingerichtet. Die Abteilung MFAA (Monuments, Fine Arts and Archives), ein freier Stab von wenigen Offizieren im niederen Rang ohne eine Truppenzugehörigkeit, sollte die Kunstwerke aufspüren und schützen. Da noch keine Sammellager existierten, gaben sie die Kunstwerke zunächst in lokale Sicherung.

Im Herbst 1944 hatten die ersten Offiziere, die der sich langsam von Frankreich nach Osten verschiebenden alliierten Frontlinie folgten, deutschen Boden erreicht. Die amerikanischen Offiziere George Leslie Stout und Walker Hancock erhielten bei ihrem Aufenthalt im kriegszerstörten Aachen Kenntnis von einem großen Kunstgutlager in einem ehemaligen Eisenerzbergwerk bei Siegen. Bei ihrer Besichtigung des Hainer Stollens Anfang April 1945 entdeckten die beiden Offiziere in einem separaten und bewachten Raum fast 600 Gemälde, hunderte Plastiken und weitere Objekte, die durch die vorherrschende hohe Luftfeuchtigkeit schon durch Schimmel angegriffen waren. Zur Sicherung der Kunstwerke beschlossen Stout und Hancock, diese so schnell wie möglich zu evakuieren. Weil ihnen dies jedoch aufgrund des noch anhaltenden Kriegsgeschehens nicht sofort möglich war, setzten sie ihre Inspektionsreise fort.

Nach einer Zwischenstation in Marburg trennten sich ihre Wege. Während Stout nach Süden weiterfuhr, wandte sich Hancock nach Osten und entdeckte am 29. April 1945 in einem Kalibergwerk in Bernterode neben Kunstwerken die preußischen Kronjuwelen, die Militärstandartensammlung sowie die Sarkophage Friedrichs des Großen, Friedrich Wilhelms I., des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und seiner Frau Gertrud. Um den Bestand nicht als politische Trophäe in die Hände der Sowjetunion fallen zu lassen, in deren Besatzungszone sich das Bergwerk befand, ordnete die amerikanische Militärregierung die sofortige Evakuierung an. Als letzte Maßnahme transferierte man die vier Sarkophage aus dem Bernteroder Depot in der geheimen „Operation Bodysnatch“ in die Marburger Elisabethkirche, während die Militärstandarten als politische Beute nach Amerika gingen.[2]

Im Mai 1945 richtete Walker Hancock in Marburg die erste Kunstsammelstelle der Nachkriegszeit in Deutschland, den Marburg Central Collecting Point, auch Marburg Central Art Collecting Point genannt, ein.

Walker Hancock in den 1960er Jahren[3]

Diese Kunstsammelstelle richtete die US-Militärregierung in der Universitätsstadt Marburg ein, um die vor und während des Zweiten Weltkriegs aus Museen, Bibliotheken, Archiven, Schlössern usw. geraubten oder evakuierten Kunstgüter zusammenzutragen und den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben. Die Sammelstelle existierte zwischen Mai 1945 und Mitte August 1946.[4]

Transportfahrzeuge der alliierten Truppen im Innenhof des Staatsarchivs Marburg.

© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: unbekannt; Aufn.-Datum: 1946 – Rechte vorbehalten; Fotokonvolut: Central Collecting Point Wiesbaden/Marburg & Making of
https://www.bildindex.de/document/obj20329091?medium=fmla940_27

Bereits am 9. Mai 1945 kamen die ersten Objekte aus dem Depot Bernterode in Marburg an und der Central Collecting Point nahm seine offizielle Tätigkeit auf. Ausschlaggebend für die Wahl der mittelhessischen Universitätsstadt waren mehrere Faktoren: So lag Marburg in der amerikanischen Besatzungszone, verhältnismäßig nah an weiteren mittlerweile bekannten Depots im mitteldeutschen Raum und wies nur geringe Kriegsschäden auf. Schon im April 1945 hatte Hancock zudem auf seiner Inspektionstour durch Hessen und Thüringen in der Stadt drei für diese Zwecke geeignete Gebäude registriert: Das Gebäude der Universität, das Marburger Schloss sowie das erst 1938 eingeweihte Staatsarchiv. Dort richtete Hancock nach seiner Rückkehr unmittelbar nach der bedingungslosen Kapitulation sein Büro ein.[5]

Alliierte Sammelstellen (Rauten) und größere Kulturgüter-Depots der amerikanischen (dunkelgrau), britischen (hellgrau) und französischen (grau) [6]

Wichtigstes Ziel der Amerikaner im Collecting Point war die Restitution (Wiederherstellung von Eigentumsverhältnissen an Kunstwerken) der zusammengetragenen Bestände, bei denen sie vorrangig Raubgut vermuteten. Deshalb kamen Kunstschutz-Vertreter wie der Belgier Raymond Lemaire, die Amerikanerin Edith Standen und die Französin Rose Valland nach Marburg und sichteten die Kunstwerke auf Verdachtsfälle. Doch im Gegensatz zu den Erwartungen, überall in Deutschland auf geraubte Objekte zu stoßen, traten in Marburg scheinbar nur wenige derartige Objekte zutage. Insgesamt circa 200 Werke, darunter der Schatz der Kathedrale von Metz, gelangten aus verschiedenen Depots nach Marburg und konnten den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben werden oder wurden zur weiteren Untersuchung nach Wiesbaden verbracht. In Marburg konnte jedoch aufgrund Personal- und Zeitmangels keine aktive Provenienzrecherche betrieben werden, so dass eventuell von Museen oder Privatpersonen während des Nationalsozialismus zu Unrecht erworbene Objekte unentdeckt blieben.

Der größte Teil der über 4.000 Kunstobjekte, mehr als 14.000 Bücher und 17.500 Regalmeter Aktenmaterial stammte wohl aus deutschen Museen, Kirchen, Archiven oder Privatsammlungen, darunter aus verschiedenen Berliner und rheinländischen Kollektionen, wie aus dem Essener Museum Folkwang, der Kunsthalle Düsseldorf usw.

Nachdem sich herauskristallisiert hatte, dass das Staatsarchiv nicht die notwendige Kapazität für die Lagerung der noch zu erwartenden Lieferungen besaß und die Separierung der Objekte an verschiedenen Standorten in Hessen (in den Collecting Points in Marburg und Wiesbaden, dem Offenbach Archival Depot und dem Depot Bad Wildungen) aus Sicherheits- und Personalgründen nicht ratsam schien, entschieden sich die für Hessen zuständigen Offiziere für eine Zusammenlegung der Kunstsammelstellen in Wiesbaden. Ab dem Frühjahr 1946 transferierte man daher Objekte aus Marburg in das Museum Wiesbaden, in welchem die US-Militärregierung unter dem Kunstschutz-Offizier Walter Farmer eine weitere Kunstsammelstelle eingerichtet hatte und welches eine größere Lagerfläche bot. Parallel verbrachte man diejenigen Objekte nach Düsseldorf und in das Schloss Dyck, die die Amerikaner widerrechtlich aus der britischen Besatzungszone evakuiert hatten. Dies betraf vor allem die Objekte aus dem Siegener Erzbergwerk.[7] Kunstwerke, die zunächst nicht in die zerstörten rheinischen Museen in der britischen Besatzungszone zurückkehren konnten, wurden in das von den Briten eingerichtete Kunstdepot auf Schloß Dyck überführt.[8]

Vorher war das rechtsrheinische Siegen für die Amerikaner schnell zu einem ersten Sammellager mit Besichtigungsbetrieb geworden.[9]

Vermauertes Mundloch des Hainer Stollens in Siegen[10]

Hier hatte das nationalsozialistische Regime im Osthang des Siegbergs, einen jahrhundertealten, später ausgebauten Eisenerzstollen von 1944 bis 1945 dafür benutzt, um wichtige Kunstschätze, unter anderem aus rheinischen Kirchen und Museen vor Kriegseinwirkungen zu schützen.[11] Eine Kunstausstellung für die amerikanischen Soldaten wurde im Stollen eingerichtet, wie Filmaufnahmen der amerikanischen Wochenschau belegen.

Ein US-Soldat mit der Krone des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. In seiner rechten Hand: Das Reichszepter. In der Linken: Der Reichsapfel. Zwischen seinen Oberschenkeln hält der junge Offizier auch noch das Schwert des Kaisers, dessen prächtiger goldener Griff ihm bis zum Brustkorb ragt. [12]

Aus Siegen erfolgte am 26. Mai 1945 beispielsweise die Rückführung des Aachener Domschatzes, zu dem auch der Karlsschrein mit den Gebeinen Karls des Großen gehörte[13], nach Aachen. Eingelagerte Gemälde und andere Bestände gelangten dann Anfang Juni in die Zentrale Sammelstelle in Marburg.[14]

Mitarbeiter beim Verladen der Kunstwerke aus dem Depot Siegen.
© Bildarchiv Foto Marburg / Foto: unbekannt; Aufn.-Datum: 1946 – Rechte vorbehalten; Fotokonvolut: Central Collecting Point Wiesbaden/Marburg & Making of
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Auch auf Schloss Homburg gab es ein Depot. Reste von hier gelagerten rheinischen Kunstschätzen wurden im Sommer/Herbst 1945 von den Engländern zur weiteren Rückführung nach Schloss Dyck gebracht.[15] Auch aus dem Central Collection Point München kamen Werke nach Dyck.[16] So befanden sich darunter auch Werke von Lucas Cranach d. Ä. und dem flämischen Maler Jan van Eyck.

Liste von Kunstwerken, die von München nach Schloß Dyck geschickt wurden[17]

Ebenfalls sollen Kunstschätze auch aus den Schlössern Canstein, Alme, Rheydt und Adolfsburg nach Dyck gebracht worden sein.[18] Ein Kunstwerk, welches zeitweise auf Schloß Dyck gelagert wurde, ist die über 1000 Jahre alte „Goldene Madonna“ aus dem Essener Domschatz die aus dem ehemaligen Erzbergwerk bei Siegen über Marburg hierhin kam.[19] Auch Kunstschätze aus Kölner Museen sollen hier temporär gelagert worden sein.[20]

Ein weiteres Depot hatte sich in Warstein befunden. So berichtete Carl Wilkes[21] am 20. Oktober 1945 an Theodor Wildeman[22]: „In der vergangenen Woche habe ich auf Weisung der [britischen] Militärregierung die mir anvertrauten Bergungsgüter restlos aus Warstein nach Schloss Dyck verbracht.“ Das Bergungsgut galt nicht als beschlagnahmt, sondern unterstand lediglich der Aufsicht der Besatzungsbehörde. Diese war grundsätzlich damit einverstanden, die verschiedenen geborgenen Gegenstände ihren Eigentümern (Kirchen, Städten und Privateigentümern) zurückzugeben, sofern eine sachgemäße Unterbringung der Gegenstände gewährleistet war. Konnte für eine solche nicht gesorgt werden, so sollten die Kunstgegenstände unter sachgemäßer Aufsicht und Pflege in einem der Sammeldepots (Schloss Dyck, Schloss Hugenpoet [bei Essen]) untergebracht und vorläufig für den Eigentümer aufbewahrt werden.[23]

Neben den Amerikanern und Franzosen hatten auch die Briten für ihre Besatzungszone ein zentrales Kunstgutlager eingerichtet. Dieses wurde durch Erlass der britischen Militärregierung als Zonal Fine Arts Repository am 28. August 1945 in Celle gegründet. Das Kunstgutlager Schloss Celle war von 1945 bis 1958 das zentrale Kunstgutlager in der britischen Besatzungszone. Hierher gelangten alle auf dem Gebiet der britischen Besatzungszone in den Grenzen der Demarkationslinie vom 30. Juni 1945 beschlagnahmten verschleppten Kunstgegenstände. Am 29. November 1949 übernahm das Land Niedersachsen die Verantwortung für das Kunstgutlager. Neben dem Central Collection Point für die britische Zone in Celle wurden unter anderem in Düsseldorf und auf Schloß Dyck Kunstgüter-Depots eingerichtet. Neben Beständen aus Berlin und Mecklenburg-Schwerin beherbergte Schloss Celle zudem eine kleine Restitutionsabteilung, aus der insgesamt 112 Gemälde an deren ursprüngliche Eigentümer zurückgegeben wurden. In Celle spielte Restitution jedoch im Gegensatz zu Schloss Dyck, das vorwiegend für die Unterbringung von Raubkunst bestimmt worden war, eine eher untergeordnete Rolle.[24]

Der Leiter des Sammeldepots auf Schloß Dyck war von 1945 bis 1948 der Kunsthistoriker Karl vom Rath[25] Vom Rath hatte Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Psychologie in Köln, Berlin und Bonn studiert, 1938 folgte die Promotion. 1941/42 erhielt er ein Stipendium am Deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz. 1942 war er Assistent am Deutschen Kunsthistorischen Institut in Paris. Nach seiner Zeit im Depot Dyck arbeitete er als Kulturreferent und Regierungsrat im Kultusministerium von Schleswig-Holstein. Ende September 1950 wurde er von der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung zum Kulturdezernenten gewählt. Diesen Stadtratsposten hatte er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Magistrat 1970 inne.[26]

Zu den Kunstgütern, die eine Zeit lang auf Schloß Dyck gelagert wurden, gehörte auch der Essener Domschatz. Die zum Domschatz zählende Goldene Madonna wird auf die Zeit um 980 datiert und ist die älteste vollplastische Skulptur nördlich der Alpen und die älteste erhaltene Marienfigur. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Goldene Madonna mit dem übrigen Domschatz zunächst nach Warstein und dann auf die Albrechtsburg in Meißen evakuiert. Von dort war auch sie nach Siegen gebracht worden, wo auch der Kölner Domschatz mit dem Gerokreuz, der Siegburger Kirchenschatz mit dem Annoschrein, dem Schatz der Xantener Stiftskirche und die Kirchenschätze aus Elten und Vreden versteckt worden waren. Bei Kriegsende gelangte alles über Marburg in das Kunstdepot Schloss Dyck. Von Schloß Dyck aus wurden mehrere Ausstellungen wie z.B. 1947 in der Kölner Universität, aber auch im benachbarten Ausland bestückt. Von April bis Juni 1949 war die Goldene Madonna das Glanzstück einer Ausstellung in Brüssel, die danach bis Oktober noch in Amsterdam gezeigt wurde. Im Anschluss kehrte die Skulptur nach Essen zurück, zunächst, bis die kriegszerstörte Schatzkammer der Münsterkirche wieder aufgebaut war, in einen Tresor der Stadtsparkasse. Seitdem hat sie die Stadt nicht mehr verlassen.[27]

Die Goldene Madonna aus dem Essener Domschatz[28]

Nach dem Krieg wurde auch der Kunsthändler Adolf Wüster (1888-1973), der schon vor dem ersten Weltkrieg begonnen hatte, ein französisch-deutsches Kunsthandelsnetzwerk aufzubauen[29], über den Verbleib von Kunstwerken befragt. Er berichtete aus seiner Erinnerung über Kunstwerke, die er insbesondere während seines langjährigen Aufenthalts erworben und die über das Museum Düsseldorf nach Schloß Dyck gebracht worden sein sollen.[30]

Liste von Adolf Wüster über auf Schloß Dyck gelagerte Kunstgegenstände[31]

Darunter soll sich ein Landschaftsbild von Sisley, ein Seebild von E. Boudin, eine Landschaft mit einem Jungen von Courbet, ein Bild mit zwei jungen Mädchen von Roeslein, ein Pastell von Degas, ein Gemälde eines jungen Mädchens mit Handarbeit von Liotard in Pastell, ein Pastell von zwei Schwestern von Renoir, ein Blumenbildnis von de Heem, ein Landschaftsgemälde von Everdingen und ein musizierendes Mädchen von Kraus befunden haben.[32]

Von den Kunstwerken, die sich darüber hinaus auf Schloß Dyck befunden haben sollen, konnten einzelne Werke identifiziert werden. Dazu gehörte ein Portrait einer stickenden Frau in Pastell mit einer Größe von 65cm x 50cm des Malers Liotard, welches unter anderem mit der Nummer Dyck 435 versehen war.

Portrait einer stickenden Frau in Pastell des Malers Liotard[33]

 Das Bild wurde von den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf für 500.000 Franc oder 25.000 Reichsmark erworben. Anfang Oktober 1949 wurde es von Düsseldorf nach Frankreich zurückgebracht. Heute befindet sich das Bild im Louvre in Paris. Ein weiteres Gemälde eines unbekannten Malers mit der Darstellung einer Vase mit Blumen auf einem Sockel trägt auf der Rückseite ein Etikett mit der Aufschrift in Tinte: „A. de Wüster“. Dieses Gemälde wurde ebenfalls auf Schloss Dyck gelagert und dort unter der Nummer 983 registriert. Am 5. Oktober 1950 wurde es mit der fünften Lieferung von Düsseldorf nach Frankreich in die Zentrale der künstlerischen Bergungskommission zurückgeführt. 1951 wurde es der Abteilung für Gemälde im Louvre zugeführt und kam 1957 ins Museum für Kunst und Archäologie des Périgord in Périgueux. [34] 

Vase mit Blumen auf einem Sockel – unbekannter Maler[35]

Ein anderes Gemälde, welches Thomas Couture (1815-1879) zugeordnet wird, wurde am 13. Februar 1941 für das Städtische Museum für Kunst und Kunstgewerbe in Wuppertal-Elberfeld bei Victor Aubry in Paris für 50.000 Franc erworben.  

Vase mit Pfingstrosen – von Thomas Couture[36]

Das Gemälde wurde während des deutschen Zusammenbruchs nach Schloss Dyck und im Mai 1945 in den Central Collecting Point Wiesbaden transportiert. Im August 1948 wurde es nach Frankreich zurückgeführt. 1950 der Gemäldeabteilung des Louvre-Museums zugeschrieben, wurde das Gemälde 1953 im Museum von Montauban deponiert und schließlich 1986 an das Musée d’Orsay in Paris überstellt.[37] 

Zeichnung eines Frauenkopfes – Adolph Menzel[38]

Die Zeichnung eines Frauenkopfes von Adolph Menzel erscheint auf der “Liste der in Frankreich von den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf erworbenen Kunstwerke” mit dem Vermerk: “Verkauft für einen Wert von 20.000 Francs von Renand”. Die Zeichnung wurde vermutlich nach 1941 von der Spedition Schenker aus Paris an das Düsseldorfer Museum geschickt. Am 22. September 1948 wurde es aus Düsseldorf von der Spedition Schenker nach Frankreich zurückgebracht und war Teil einer Serie von Zeichnungen, die mit der Bezeichnung “Schloss Dyck” (Château de Dyck, Central Collecting Point de Düsseldorf) gekennzeichnet war. 1951 wurde es dem Louvre-Museum, Kabinett der Zeichnungen, zugewiesen und 1986 in die Obhut des Musée d’ Orsay gegeben.[39] 

Adriaen van de Venne, Selbstportrait, ca. 1615-1618[40]

Welche kuriosen Wege Kunstwerke zurücklegten, wird am Beispiel des Selbstportraits von Adriaen van de Venne deutlich. Besitzer des Selbstportraits waren unter anderem Leopold II., König von Belgien bis 1909, die Galerie Franz Kleinberger in Paris ab 1910, die das Bild für 3.000 Franc an Adolphe Schloß verkaufte. Das Bild ging weiter an die Ehefrau von Adolphe Schloß und ihre Kinder. Vom 19. bis 20. August 1938 wurde das Bild nach Château de Chambon verlegt, wo es von der SS und der französischen Gestapo beschlagnahmt und am 16. April 1943 von den französischen Vichy-Behörden übernommen wurde. Nach verschiedenen Transporten durch Frankreich gelangte das Bild schließlich am 2. Dezember 1943 in den Führerbau München. Aus dem Führerbau wurde das Werk von Unbekannten gestohlen. Vom 29. bis 30. April 1945 wurde es im Alten Botanischen Garten in München versteckt. Etwa 1945-1946 wurde das Gemälde von Ulrich Toepser entdeckt und nach Barntrup in Nordrhein-Westfalen verlegt. Von britischen Beamten wurde es am 27. Dezember 1946 nach Schloss Dyck bei Bedburdyck gebracht. Am 14. August 1947 wurde es an den Central Collecting Point in München übergeben und am 21. Januar 1948 an die Schloß-Erben übertragen. 1951 wurde es in Paris für 340.000 Franc an die Galerie Hoogendijk in Amsterdam versteigert, ging nach 1952 in eine Privatsammlung in die USA, war danach von 2010 bis 2021 in einer anderen Privatsammlung in den USA und wurde schließlich mit Unterstützung der VriendenLoterij der Rembrandt Association und Herrn H.B. van der Ven erworben.[41] Heute befindet sich das Kunstwerk im Kunstmuseum Mauritshuis in Den Haag.

Zahlreiche vormals auf Schloss Dyck deponierte Kunstgüter sind auf der Seite „https://www.pop.culture.gouv.fr/“ des französischen Kultusministeriums dokumentiert.

Michael Salmann für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

[1] Heyer/de Peyronnet-Dryden, „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“ Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz, 2022, S. 449
[2] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Munich_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 9.58 Uhr)
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Walker_Hancock (21.1.2024, 19.09 Uhr)
[4] https://www.wikiwand.com/de/Marburg_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 00.00 Uhr)
[5] https://www.wikiwand.com/de/Marburg_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 00.00 Uhr)
[6] Heyer/de Peyronnet-Dryden, „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“ Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz, 2022, S. 531
[7] https://www.wikiwand.com/de/Marburg_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 00.00 Uhr)
[8] Kulturgutschutz in Europa und im Rheinland: Franziskus Graf Wolff Metternich und der Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, S. 463, Verlag Böhlau, Köln, 2020
[9] https://www.wikiwand.com/de/Marburg_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 00.00 Uhr)
[10] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Marburg_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 00.45 Uhr)
[11] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Siegen_Hainer-Huette_Stollenmundloch_1.jpg#mw-jump-to-license (12.3.2023, 00.49 Uhr)
[12] https://www.karl-heupel.de/dokuwiki/lib/exe/fetch.php?cache=&media=grubenlampen:karbidlampen:schweisfurth:hainer_stolln:hainer_stolln_us_soldat.jpg (21.1.2024, 19.38 Uhr)
[13] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Siegen_Hainer-Huette_Stollenmundloch_1.jpg#mw-jump-to-license (12.3.2023, 00.49 Uhr)
[14] https://www.wikiwand.com/de/Marburg_Central_Collecting_Point (12.3.2023, 00.00 Uhr)
[15] Kulturgutschutz in Europa und im Rheinland: Franziskus Graf Wolff Metternich und der Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, S. 445, Verlag Böhlau, Köln, 2020
[16] https://www.archivportal-d.de/item/W4JO3C7PA277GAZBXQGFDL6ETM7UDDEW (9.8.2022, 21.14 Uhr)
[17] Bundesarchiv, B 323-542-0021
[18] Heyer/de Peyronnet-Dryden, „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“ Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz, 2022
[19] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Goldene_Madonna (9.8.2022, 21.24 Uhr)
[20] https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/den-schloss-geheimnissen-auf-der-spur_aid-18415907 (29.4.2023, 16.12 Uhr)
[21] Dt. Archivar (* 21. April 1895 in Nickenich; † 2. November 1954 in Düsseldorf); https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Wilkes (21.1.2024, 15 Uhr)
[22] Dt. Architekt, deutscher Baubeamter und Denkmalpfleger (* 17. Oktober 1885 in Bonn; † 25. Juni 1962 ebd.); während der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs, als der Provinzialkonservator Franz Graf Wolff-Metternich Kriegsdienst in Frankreich leistete, organisierte Wildeman den Schutz der rheinischen Kulturdenkmäler und die sichere Einlagerung des beweglichen Kulturguts; https://de.m.wikipedia.org/wiki/Theodor_Wildeman (21.1.2024, 14.50 Uhr)
[23] Heyer/de Peyronnet-Dryden, „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“ Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz, 2022, S. 449
[24] https://www.academia.edu/38406532/Neue_Forschungen_zum_Kunstgutlager_Schloss_Celle_pdf (21.1.2024, 21.56 Uhr)
[25] Heyer/de Peyronnet-Dryden, „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“ Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz, 2022
[26] https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_vom_Rath (21.1.2024, 20.50 Uhr)
[27] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Goldene_Madonna (12.3.2023, 10.06 Uhr)
[28] https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Madonna (21.1.2024, 20.58 Uhr)
[29] Anna-Jo Weier (29/11/2021) – WÜSTER Adolf (DE) – http://agorha.inha.fr/detail/168; https://agorha.inha.fr/detail/168 (12.3.2023, 18.04 Uhr)
[30] www.fold3.com/image/269948027 (12.3.2023, 11.35 Uhr)
[31] https://www.fold3.com/image/269947720 (12.3.2023, 11.34 Uhr)
[32] www.fold3.com/image/269948027 (12.3.2023, 11.35 Uhr)
[33] Sammlung Rose Valland (MNR-Jeu de Paume), Referenz REC00128, https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/mnr/REC00128?mainSearch=%22Schlo%C3%9F%20Dyck%22&last_view=%22list%22&idQuery=%223fb771-e725-f688-2e61-d403f18575e%22 (11.3.2023, 14.16 Uhr)
[34] https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/mnr/MNR00737 (12.3.2023, 17.20 Uhr)
[35] https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/mnr/MNR00737 (12.3.2023, 17.20 Uhr)
[36] https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Fichier:Mus%C3%A9e_Ingres-Bourdelle_-_Vase_de_pivoines_-_Thomas_Couture_MID_53-2-1_-_JocondeMNR00175.jpg (11.3.2023, 18.39 Uhr)
[37] https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/mnr/MNR00175 (12.3.2023, 17.06 Uhr)
[38] https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/mnr/REC00083?mainSearch=%22Schlo%C3%9F%20Dyck%22&last_view=%22list%22&idQuery=%223fb771-e725-f688-2e61-d403f18575e%22 (11.3.2023, 14.20 Uhr)
[39] https://www.pop.culture.gouv.fr/notice/mnr/REC00083?mainSearch=%22Schlo%C3%9F%20Dyck%22&last_view=%22list%22&idQuery=%223fb771-e725-f688-2e61-d403f18575e%22 (11.3.2023, 14.20 Uhr)
[40] https://www.mauritshuis.nl/de/sammlung-entdecken/kollektion/1227-self-portrait-c-1615-1618/ (11.3.2023, 19.26 Uhr)
[41] https://www.mauritshuis.nl/de/sammlung-entdecken/kollektion/1227-self-portrait-c-1615-1618/ (11.3.2023, 19.26 Uhr)

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