(Längst vergessene) „Bahnübergänge“ in Grevenbroich – Teil 2

Im zweiten Teil meiner Recherche zu Bahnübergängen in Grevenbroich möchte ich über die „Bahnübergänge“ der großen Fabriken berichten, die in der Regel Kleinbahnen besaßen bzw. über Gleisanschlüsse mit den Hauptlinien verbunden waren.

Die nachfolgenden Karten enthalten neben den heute dargestellten „Bahnübergängen“ auch noch die Angaben aus dem Teil 1 dieser Beitragsreihe. Zum besseren Verständnis und zur Übersichtlichkeit daher nochmals eine kurze Erläuterung dazu. 1. bis 4. in blauer Farbe stellen die bisher beschriebenen Bahnübergänge Rheydter Straße, Graf-Kessel-Straße, Auf der Schanze und Lindenstraße dar. Die gelbe Linie stellt die Bahnstrecke Mönchengladbach – Köln dar und die rote Linie die Bahnstrecke Neuss – Düren. Die „Bahnübergänge“ der Werksbahnen werden ebenfalls in blauer Farbe dargestellt und haben die Nummern 5 bis 9. Der zweite Teil beschreibt die Nummern 5 bis 8. Die Nummer 9 und weitere “Überraschungen” folgen im dritten und letzten Teil dieser Beitragsreihe.

© Stefan Faßbender – Gesamtübersicht nach einer Karte um 1940, erstellt mit tim-online.nrw.de
© Stefan Faßbender – Gesamtübersicht nach einer Karte um 1990, erstellt mit tim-online.nrw.de
© Stefan Faßbender – Gesamtübersicht nach einer Karte um 2023, erstellt mit tim-online.nrw.de
  1. Bahnübergang Werksbahn Zuckerfabrik Wevelinghoven – Nordstraße:

Die Werksbahn der Zuckerfabrik Wevelinghoven, welche in grüner Farbe dargestellt wurde, führte vom Werksgelände in südlicher Richtung. Sie endete nach einem Zusammenschluss mit der Werksbahn der Maschinenfabrik Buckau Wolf und Überquerung des „Bahnübergangs“ auf der Zeppelinstraße in Höhe des Erftwerkes auf der Hauptlinie Köln – Mönchengladbach.

© Stefan Faßbender – Gesamtübersicht nach einer Karte um 1940, erstellt mit tim-online.nrw.de
© Stefan Faßbender – Gesamtübersicht nach einer Karte um 1990, erstellt mit tim-online.nrw.de
© Stefan Faßbender – Gesamtübersicht nach einer Karte um 2023, erstellt mit tim-online.nrw.de

Die beiden nachfolgenden Fotos zeigen diesen „Bahnübergang“ und die Gleise auf dem Werksgelände um das Jahr 1960 in eindrucksvoller Weise. Meines Wissens war er aber nie beschrankt, sondern lediglich durch Lichtsignale gesichert.

© StA Grevenbroich (Ausschnitt Luftbild) – „Bahnübergang“ Nordstraße in Richtung Wevelinghoven
© StA Grevenbroich (Ausschnitt Luftbild) – „Bahnübergang“ Nordstraße in Richtung Stadtmitte

Die Schienen der Werksbahn sind heute noch auf der Fahrbahn der Nordstraße erhalten und zu sehen. Allerdings „enden“ sie im „Nirgendwo“, wie auf den Fotos zu erkennen ist. Auf dem heutigen Werksgelände der Firma Intersnack sind die ehemaligen Gleise zum Teil noch zu finden, wenn auch nicht mehr nutzbar. In die Gleisbetten wurden z. B. Pflastersteine verlegt und dienen heute den Angestellten als Fußwege.

© Stefan Faßbender – „Bahnübergang“ Nordstraße in Richtung Erftwerk im August 2023
© Stefan Faßbender – „Bahnübergang“ Nordstraße in Richtung Intersnack im August 2023
  1. Bahnübergang Werksbahn Maschinenfabrik Buckau Wolf – Nordstraße:

Die Werksbahn der Maschinenfabrik Buckau Wolf führte vom Werksgelände in südlicher Richtung. Sie endete nach einem Zusammenschluss mit der Werksbahn der Zuckerfabrik Wevelinghoven und Überquerung des „Bahnübergangs“ auf der Zeppelinstraße Höhe des Erftwerkes auf der Hauptlinie Köln – Mönchengladbach. Zu beachten sind auch die sehr umfangreichen Gleisanlagen auf dem ursprünglichen Firmengelände, die von mir in den Abbildungen unter Nr. 5 in pinker Farbe dargestellt wurden.

Das nachfolgende Bild zeigt zunächst die Gleise auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik Buckau Wolf auf der Nordstraße, welches ich dankenswerterweise für diesen Beitrag fotografieren durfte. Bei genauer Betrachtung sind noch drei ehemalige Gleisstrecken zu erkennen, die aus den einzelnen Hallen in einem Gleis an der Ausfahrt auf der Nordstraße endeten.

© Stefan Faßbender – Ehemalige Gleisanlagen auf dem früheren Buckau Wolf Gelände im August 2023

Der Streckenabschnitt auf der Fahrbahn der Nordstraße ist heute beseitigt. Im gezeigten Grünstreifen verlief das Gleis in Richtung Erftwerk und der Hauptstrecke Köln – Mönchengladbach. Das Gleis ist dort nur noch in Teilabschnitten zu finden. Hinweisen möchte ich auch noch auf die Überbleibsel einer vermutlichen Signalanlage für die Lokomotivführer vor der Hauswand rechts im Bild. Auf der Nordstraße gab es meines Wissens keine Schranken. Ob dort Signalanlagen oder lediglich Andreaskreuze für die Sicherheit des übrigen Straßenverkehrs standen, konnte ich bisher nicht herausfinden.

© Stefan Faßbender – Anschlussgleis Maschinenfabrik Buckau Nordstraße im August 2023

Bis vor wenigen Jahren waren die Schienen noch auf der Straße zu sehen.

© StA Grevenbroich, Fotobestand Nr. 17 – „Bahnübergang“ Nordstraße in den 1990er Jahren
© StA Grevenbroich, Fotobestand Nr. 17 – „Bahnübergang“ Nordstraße in den 1990er Jahren

Auf der unten dargestellten Luftaufnahme erkennt man wunderbar die „geschwungene“ Strecke entlang der Gilbachstraße.

© StA Grevenbroich – „Bahnübergang“ Nordstraße um 1960
  1. Bahnübergang Maschinenfabrik Buckau Wolf und Gasanstalt – Lindenstraße:

An dieser Stelle möchte ich noch auf einen „Bahnübergang“ auf der Lindenstraße hinweisen, den ich durch Zufall bei der Sichtung des Kartenmaterials entdeckt habe. Die Stelle wurde auf der Originalkarte mit einem Pfeil versehen. Diese Gleise führen eindeutig vom Buckau Wolf Gelände über die Lindenstraße auf die gegenüberliegende Seite. Hierzu sind leider keinerlei Informationen oder Fotos im Stadtarchiv zu finden. Auch die hiesigen Heimatforscher konnten mir bisher nicht beantworten, welchen Zweck dieser Streckenteil hatte. Ich selbst vermute, dass es Gleise zu der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gasanstalt auf der heutigen Zedernstraße waren und man so über die Werksgleise der Maschinenfabrik Buckau Wolf auch einen Zugang zu der Hauptstrecke Köln – Mönchengladbach hatte. In der Gasanstalt verwendete man die Technik der Kohledestillation, um aus Steinkohle Gas herzustellen. Die benötigten Kohlevorräte wurden sicherlich nicht per Fuhrwerk oder Lastkraftwagen zu dieser Fabrik gebracht. Sollte jemand Informationen oder sogar Bilder dazu haben, würde ich mich sehr freuen, wenn man Kontakt zu mir oder auch dem Stadtarchiv aufnehmen würde.

© Stefan Faßbender – Teilausschnitt aus einer Karte um 1940, erstellt mit tim-online.nrw.de
© Stefan Faßbender – Teilausschnitt aus einer Karte um 1940, erstellt mit tim-online.nrw.de
  1. Bahnübergang Zeppelinstraße:

Wie oben bereits beschrieben, wurden die Anschlussgleise der Zuckerfabrik Wevelinghoven und der Maschinenfabrik Buckau Wolf kurz vor der früheren Zeppelinstraße zusammengeführt. Bedingt durch die zur Verfügung stehenden Freiflächen wurde zur Beseitigung des Bahnübergangs Lindenstraße (Nr. 4) keine „unterirdische“ Streckenführung für Autos erstellt, sondern man baute eine Art „Hochstraße mit Brücken“. Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dass nach dem Bau der Brücke dort jemals Züge aus der Maschinenfabrik Buckau Wolf oder Zuckerfabrik Wevelinghoven verkehrt sind. Heute kann man nur noch Reste dieser Bahngleise finden. Auf der heute zugewucherten Fläche wurden die Gleise zusammengeführt.

© Stefan Faßbender – Brücke für die Gleisanlage in Richtung Nord- und Gilbachstraße im August 2023
© Stefan Faßbender – Brücke für die Gleisanlage in Richtung Erftwerk im August 2023

Im weiteren Verlauf führte das zusammengeführte Gleis über den „Bahnübergang“ der alten Zeppelinstraße in Richtung Erftwerk. Dort war sie dann mit der Hauptlinie Köln – Mönchengladbach verbunden. Auch hier gab es keinen richtigen Bahnübergang, sondern lediglich eine Signalanlage (Reste, rechts im ersten Bild), die bei Bedarf den Verkehr stoppte. Zwischen der oben gezeigten und der nachfolgenden Brücke ist die Gleisanlage noch vorhanden. Sie endet jedoch abrupt unter der zweiten Brücke wie man auf den Bildern sehen kann.

© Stefan Faßbender – Reste der Signalanlage auf der rechten Seite im August 2023
© Stefan Faßbender – Das Gleis auf der ehemaligen Zeppelinstraße in Richtung Erftwerk im August 2023
© Stefan Faßbender – Das Gleis auf der ehemaligen Zeppelinstraße in Richtung Nordstraße im August 2023

Der dritte und letzte Teil dieser Beitragsreihe wird in der nächsten Woche veröffentlicht.

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2023

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