75 Jahre Gemeinschaft der Südstadt und gleichzeitig 40 Jahre Schützenwesen in der Grevenbroicher Südstadt. Beeindruckende Zahlen, wenn man bedenkt, dass dieser Grevenbroicher Stadtteil über viele Jahrzehnte nur dünn besiedelt war. Dies zeigen die nachfolgenden Kartenausschnitte eindrücklich.
Begonnen hat alles im Mai 1949, als 25 Südstädter Männer beschlossen, zum Sommeranfang ein Festzelt zu errichten, um dort ein Sommerfest zu feiern. Mit Unterstützung des damaligen VAW (Vereinigte Aluminiumwerke) und vielen Helfern konnte bereits im gleichen Jahr für vier Tage das Fest erfolgreich und mit viel Begeisterung gefeiert werden. Nachdem noch zwei weitere Siedlerfeste stattfanden, wurde im Jahr 1951 im Hause des Kreislehrgartens die Gründungsversammlung für die „Gemeinschaft der Erftwerksiedlung“ (welche im Jahr 1977 zur „Gemeinschaft der Südstadt 1949“ umbenannt wurde) gehalten. Im Gründungsjahr traten 250 Mitglieder bei. Viele weitere Details über die Entstehungsgeschichte der „Gemeinschaft der Südstadt 1949 e. V.“ und der Südstadt im Allgemeinen sind in den Jubiläumsschriften 1999, 2009 und 2024 zum Heimat- und Schützenfest zu lesen, welche sich u. a. im Grevenbroicher Stadtarchiv befinden. Insbesondere in der diesjährigen Festschrift 2024 erfolgte eine sehr ausführliche Stadtteil-Darstellung durch Ulrich Herlitz.
Die Schwerpunkte dieses Beitrages liegen daher auf den Kinderumzügen mit der Abbildung vieler Fotos aus den verschiedenen Jahrzehnten sowie auf dem Standort des Festes mit einem Filmausschnitt aus dem Jahr 1959.
1. Kinderumzüge beim Siedlerfest
Nachdem drei erfolgreiche Siedlerfeste gefeiert wurden, wurde dieses ab 1952 um einen farbenfrohen Kinderumzug bereichert. Fast 30 Jahre wurde dieses als „Siedlerfest“ bezeichnete Sommerfest von fantasievollen Kinderumzügen begleitet, bevor die Südstädter 1985 ihr erstes Schützenfest feierten, weil das eigentliche Sommerfest keine Besucher mehr anzog. Von Anfang an wurden die Kostüme in mühevoller Arbeit von vielen Müttern der Kinder selbst hergestellt. In den 1960er Jahren wurden zusätzlich die Fahrräder der Kinder aufwendig geschmückt und mit Begeisterung vorgeführt. Für die Südstädter Kinder war der Umzug, eines der Highlights des Jahres. Die „Aufregung“ begann aber schon lange vor dem eigentlichen Umzug, denn die Kostümauswahl in den 1970er Jahren konnte mit Freude oder Enttäuschung enden. Bekam man das ausgesuchte Kostüm oder wurde man „zwangsweise“ wegen Kostümmangels einer anderen Gruppe zugewiesen?! Freude und Tränen waren hier, zumindest in den Erinnerungen des Verfassers und einer Fotoeinsenderin, nahe beieinander.
Die 1950er Jahre:
Die 1960er Jahre:
Die 1970er Jahre:
Laut der Jubiläumszeitschrift 50 Jahre „Gemeinschaft der Südstadt“ aus dem Jahr 1999 fand der letzte Kinderumzug an einem Sonntagnachmittag im Juni 1979 statt. Das Ende der Kinderumzüge lag vermutlich in einem festgefahrenen Konzept in der Kostümgestaltung und auch im Verhalten der Kinder, die notwendige Spielregeln missachteten, begründet.
Die 1980er Jahre:
Am Sonntag gab es ein Erbsensuppenessen auf dem Festplatz. Vermutlich ist dies eines der letzten offiziellen Fotos (Sommer 1984) vom Siedlerfest in der Südstadt, da im Jahr 1985 das erste Schützenfest in der Südstadt stattfand.
Das Jahr 2009:
Zur Erinnerung an die Tradition der Kinderumzüge während der Siedlerfeste zog die Kita St. Josef 2009 im Festumzug mit.
2. Der Standort des Siedlerfestes
Sehr interessant ist die Betrachtung des Standortes des Siedlerfestes. Beim Zusammentragen der Bilder und den dabei geführten Gesprächen war der Verfasser etwas irritiert, da fast jeder von einem anderen Standort des Festplatzes sprach. Die genannten Standorte wurden daher „grob“ in blauer Farbe in die Luftbilder eingezeichnet. Aufgrund bisher fehlender Nachweise ist nur von einer eingeschränkten Richtig- und Vollständigkeit auszugehen.
Da die Südstadt seit 1949 stetig gewachsen ist, ist davon auszugehen, dass der Festplatz immer wieder an eine andere freie Stelle „wandern“ musste, weil der bisherige Standort bebaut wurde. Der Verfasser würde sich sehr über Rückmeldungen zu den genauen Standorten mit eventuellen Jahreszahlen freuen, um diese Informationen für nachfolgende Generationen festzuhalten. Die Informationen würden entsprechend aufbereitet, in einem Nachtrag veröffentlicht und anschließend an das Stadtarchiv Grevenbroich übergeben werden.
Gesichert ist, dass sich der Festplatz über Jahre auf der heutigen Lautawerkstraße gegenüber der damaligen Gaststätte „Haus Hubertus“ befand. Im Wendekreis der Straße befand sich jedes Jahr eine „Riesenrad“, welches für die Kinder der damaligen Zeit vermutlich gigantisch wirkte. Der nachfolgende Filmausschnitt zeigt einige Impressionen aus dem Jahr 1959. Die Begeisterung der Kinder ist jedem Gesicht anzusehen.
Der Geschichtsverein Grevenbroich bedankt sich herzlich bei allen Personen, die Fotos zur Verfügung gestellt und somit die Möglichkeit eröffnet haben, in schönen Erinnerungen über eine fast vergessene Zeit schwelgen zu können. Herzlichen Dank!
Wer noch weitere Bilder zur Verfügung stellen möchte, kann sich gerne an den Verfasser wenden oder diese direkt unter unserem Facebook-Beitrag posten.
Noch ein technischer Hinweis! Durch Anklicken können die Fotos in der maximalen Auflösung angesehen werden.
Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024