Im dritten Teil meiner Recherche zu Bahnübergängen in Grevenbroich möchte ich noch über einen längst verschwundenen „Bahnübergang“ einer weiteren Werksbahn in Grevenbroich berichten. Abweichend von den bisherigen Darstellungen enthält dieser Teil auch einen noch vorhandenen Bahnübergang in Gustorf, da rund um diesen einige Besonderheiten entdeckt wurden. Abschließen möchte ich diese Beitragsreihe mit den Werksbahnen des RWE Frimmersdorf und Neurath, ohne auf die vermutlich unendliche Anzahl von „Bahnübergängen“ dieser Bahn einzugehen.
- Bahnübergang Werksbahn Metallhütte Kayser/Grönland Elsen – Am Hammerwerk:
Von den oben in türkiser Farbe dargestellten Werksbahnen der Metallhütte C.W. Kayser und der Konservenfabrik Grönland sind heute keine Spuren mehr auf dem Gelände zu finden. Im Zuge der gewaltigen Umgestaltung des „Grönlandgeländes“ sowie des Gebietes „Am Hammerwerk“ sind meines Wissens alle Anlagen beseitigt worden. Daher können nur noch historische Aufnahmen von diesen Werksbahnanlagen berichten. Diese geben aber bei genauer Betrachtung sehr viele kleine Details und Informationen wieder.
Beginnen möchte ich mit einem Bild der Metallhütte C.W. Kayser. Bei der Vergrößerung der Luftaufnahme konnte ich insgesamt fünf Gleise entdecken, die über die Straße führten. Die beiden rechten Gleise kommen aus der Konservenfabrik Grönland, die auf diesem Bild nicht zu sehen ist. Die übrigen Gleise kommen aus den Werkshallen der Metallhütte (heute Fliesen Max) und enden nach der Überquerung der Straße. Ich vermute, dass diese bereits zu dem Zeitpunkt durch die Neugestaltung des gesamten Gebietes beseitigt waren, denn die Trassen der Gleise sind noch gut zu erkennen. Hier gab es weder Schranken noch eine Signalanlage, wenn die Züge die Straße überquerten. Lediglich ein Andreaskreuz (kurz vor dem letzten linken Gleis) machte auf möglichen Schienenverkehr aufmerksam.
Auf den beiden nachfolgenden Bildern ist die Werksbahn der Konservenfabrik Grönland wunderbar aus verschiedenen Perspektiven um 1960 zu sehen. Auf dem ersten Bild sind die Gleise zu erkennen, die neben der Metallhütte C.W. Kayser die Straße Am Hammerwerk überquerten und dann bis zum Güterbahnhof auf der Rheydter Straße bzw. Merkatorstraße verliefen. Auf beiden Bildern sind die Rheydter Straße sowie die Königsstraße gut zu sehen. Sie dienen als Anhaltspunkt, um zu erkennen, wo sich das Fabrikgelände damals befand, denn das Gelände hat sich auch dort in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. Dies ist besonders auf den weiteren Bildern zu erkennen, in denen ich die Gleisstrecken auf einer historischen und einer aktuellen Karte eingezeichnet habe.
Auf den nachfolgenden Abbildungen aus drei unterschiedlichen Jahrzehnten wird dieses Gebiet nochmals dargestellt, um zu zeigen, wie sehr sich das Umfeld dort innerhalb der letzten 80 Jahren verändert hat.
- Bahnübergang Provinzstraße in Gustorf:
Nachfolgend möchte ich noch einen Bahnübergang aus Gustorf zeigen, auch wenn er heute noch vorhanden ist. Aber ein Foto, welches mir von Heinz Mindt freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, enthält neben dem Bahnübergang auch noch einige andere längst in Vergessenheit geratene Details. Direkt am Bahnübergang ist die ehemalige Firma Lüngen (Gießereiprodukte) zu erkennen, die seit den 1920er Jahren zur Herstellung ihrer Produkte Quarzsand direkt von der Welchenberger Sandgrube mit einer Drahtseilbahn bekam. Im Hintergrund ist das RWE Frimmersdorf zu erkennen. Damals noch ohne die in den Jahren 1986 bis 1988 erbaute Rauchgasentschwefelungsanlage, die in einem aktuellen Bild von mir deutlich zu erkennen ist. Da der Bahnhof Gustorf auch als Güterbahnhof genutzt wurde, ist auf dem ersten historischen Bild auch noch ein breiter Streifen zu erkennen, auf welchem eventuell LKWs parken konnten, um Ware zu laden bzw. zu entladen.
Die beiden nachstehenden Luftaufnahmen zeigen den Bahnübergang aus verschiedenen Perspektiven. Auf der zweiten Aufnahme erkennt man sehr gut, wie nah der Tagebau in der Vergangenheit schon an Gustorf rückte.
Bekanntlich liegt dieser Bahnübergang an der Strecke Neuss – Düren (rote Strichlinie). Dies ist schon mehr als 100 Jahre so. Vielen dürfte jedoch nicht bewusst sein, dass die Bahnlinie, die Erft und die Landstraße nach Morken (heute Bedburg) Mitte der 1970er Jahre wegen des Tagebaus um einige Kilometer nach Osten verlegt wurden. Dies geschah auf einer Länge von fast 10 Kilometern. Die alte Bahnlinie ist in den nachfolgenden Bildern als rote Punktlinie dargestellt und vermittelt in eindrucksvoller Weise den gewaltigen Eingriff in Umwelt und Natur.
Werksbahnen RWE Frimmersdorf und Neurath:
In diesem letzten Absatz des Beitrages verzichte ich auf die Darstellung von „Bahnübergängen“ (daher auch keine weiteren Nummernbezeichnungen) dieser Werksbahnen, da dies wohl ein nicht endendes Unterfangen wäre. Da die Werksbahnen jedoch ein gewaltiges Ausmaß hatten und in den letzten 100 Jahren immer wieder großen Veränderungen unterworfen wurden, ist eine kurze Darstellung meines Erachtens unerlässlich. Die beiden nachfolgenden Luftaufnahmen zeigen die gewaltigen Ausmaße der Werksbahn am RWE Frimmersdorf.
Die Strecken dieser Werksbahnen sind in beiger Farbe dargestellt. Der Bahnübergang in Gustorf an der Provinzstraße wurde in diesen Abbildungen bewusst nicht eingezeichnet, um den Verlauf der Strecken noch besser darzustellen. Die Karte um 1990 muss auf zwei Abbildungen aufgeteilt werden, da der Maßstab es erforderlich macht, den Teil um Gustorf, Frimmersdorf und Neurath separat darzustellen. Die punktierte Linie stellt die Strecke um 1940 dar und ist heute nicht mehr vorhanden. Die gestrichelte Linie stellt den Stand heute dar. Sie wurde jedoch ebenso auf den alten Karten abgebildet, um zu verdeutlichen, welche Veränderungen der Bau für das gesamte Gebiet mit sich brachte.
Hiermit endet meine „kleine“ Recherche zu „(Längst) vergessenen Bahnübergängen“. Mir ist bewusst, dass es sich hierbei nur um einen kurzen Abriss handelt, der aber insbesondere den jüngeren Menschen ein Bild der enormen Veränderungen innerhalb der letzten 100 Jahre in unserer Heimatstadt aufzeigt. Ich hoffe, jeder Leser hat genauso viel Spaß wie ich ihn bei meinen Recherchen hatte.
Das Thema „Bahn“ ist hiermit jedoch noch nicht beendet, denn ich konnte Herrn Jürgen Larisch gewinnen, zusammen mit mir das Thema „Bahn“ mit einem anderen Schwerpunkt nochmals zu beleuchten und in naher Zukunft zu veröffentlichen.
Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2023
Hallo Herr Fassbender,
ich habe gerade Ihren interessanten Beitrag über die Bahnübergänge gelesen. Besonders interessant fand ich den Beitrag über den Gustorfer Bahnübergang (Provinzstr./Zur Wassermühle), da meine Grosseltern genau gegenüber mit Blick auf den Frenzenhof und die Lackfabrik gewohnt haben.
Ich kann mich gut an die Güterzüge erinnern, wie sie da standen oder rangiert haben.
Der breite Streifen davor hiess ja tatsächlich Verlade-/Ladestrasse und ich kann mich auch gut an Baumstämme erinnern, die da gelagert wurden.
Sehr interessant fand ich durch Ihre Fotos auch den Blick mal hinter die Lackfabrik, weil einem diese rückwärtige Ansicht natürlich verwehrt war.
Mein Opa war übrigens Lokführer und hat eine kleine Werksbahn von Rheinbraun gefahren. Leider ist er schon 1960 verstorben.
Als ehemalige Gindorferin und jetzt seit 40 Jahren Kölnerin schaue ich hin und wieder in die Beiträge des Geschichtsvereins Grevenbroich und finde es immer sehr spannend, was da noch so zutage kommt. Besonders natürlich, wenn es sich um Gustorf/Gindorf handelt.
Danke für die tollen Beiträge und für Ihr Engagement.
Schöne Grüsse aus Köln,
Ulrike Specht
Hallo Frau Specht, vielen lieben Dank für das Kompliment. Ich werde es die beiden Damen weiterleiten, die im Hintergrund die Beiträge korrekturlesen und mich bei diesem “Projekt” tatkräftig unterstützen! Und natürlich auch an die anderen “Schreiberlinge”! Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der unsere Beiträge mit Begeisterung liest. Gustorf/Gindorf wird dieses sicherlich nochmal “Erwähnung” finden… 😉 Herzliche Grüße ins wunderschöne Köln…
Hallo Herr Fassbender,
Danke für die nette Rückmeldung und Lob natürlich auch für die anderen Unterstützer. 👏
Eine Frage hätte ich noch. Wissen Sie, wann die beiden Aufnahmen vom Gustorfer Bahnübergang entstanden sind? Da ist leider keine Jahreszahl dabei.
Schönes Wochenende,
Ulrike Specht
Danke für den Hinweis. Ich habe die Jahreszahlen ergänzt. Fast alle Luftaufnahmen stammen aus einem Bestand, der wohl um 1960 entstand. 100% kann dies jedoch niemand beantworten, da kein Vermerk auf den Fotos ist. Schönes Wochenende, Stefan Faßbender