Der Humorist Josef Göllner

Heute möchte der Geschichtsverein Grevenbroich über eine wahre Showgröße der 1920er Jahre aus Grevenbroich berichten. Die Idee zu diesem Bericht entstand durch den regelmäßigen und wertvollen Austausch über historische Fotos zwischen dem Fotosammler Jürgen Larisch und dem Familien- und Heimatforscher Stefan Faßbender. Es ist erstaunlich, wie oft sich die eigentlich sehr unterschiedlichen Interessensgebiete der beiden Personen überschneiden bzw. ergänzen und gegenseitig Hilfe gegeben werden kann. So gelangte Jürgen Larisch an diverse Autogrammkarten eines Humoristen und Komikers aus Wevelinghoven, ohne etwas über diese Person zu wissen. Nach einem kurzen Austausch konnte Stefan Faßbender mit Hilfe der vereinseigenen Datenbank „Genius“ sehr schnell die Lebensdaten herausfinden, die Autogrammkarten um weitere Informationen ergänzen und der vorliegende Beitrag entstand.

Nun aber zu unserer bisher einzig bekannten Grevenbroicher Showgröße der Vorkriegszeit. Heute würde man einen Humoristen als Unterhaltungskünstler, Kabarettist, Comedian, Komiker etc. bezeichnen.

 Wer war der Humorist Josef Göllner?

© Jürgen Larisch – Vorderseite Autogrammkarte Josef Göllner um 1918

Josef Göllner wurde am 30. Oktober 1886 als unehelicher Sohn des Tagelöhners Franz Johann Göllner (*07.05.1863 in Schmechten, heute ein Stadtteil von Brakel im Kreis Höxter, †26.06.1919 in Wevelinghoven) und der Dienstmagd Anna Maria Cremer (*23.02.1865 in Allrath, †28.05.1935 in Wevelinghoven) in Vanikum bei Rommerskirchen geboren. Erst durch Heirat seiner Eltern am 6. Mai 1887 wurde er legitimiert (Eintritt eines unehelichen Kindes in die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes).

StA Rommerskirchen, Geburtsregister Rommerskirchen, Nr. 57/1886

Für die Zeit bis Ende 1925 sind leider zurzeit keine Belege zu seiner Tätigkeit als Künstler und Humorist zu finden. Allerdings muss er bereits zur Zeit des 1. Weltkrieges als solcher unterwegs gewesen sein, wie die Rückseite der oben dargestellten Autogrammkarte zeigt. Ob er als Soldat oder zur „Truppenbelustigung“ an der Front war, konnte bisher nicht herausgefunden werden.

© Jürgen Larisch – Rückseite Autogrammkarte Josef Göllner um 1918

„Zum Anden[ken] an unsere Propeller Satire (Kino) dein Kamerad Jos. Göllner. Im Lazarett 26/9.18.“

Für die Zeit zwischen 1925 und 1939 konnten unzählige Zeitungsartikel und -anzeigen über Veranstaltungen von ihm gefunden werden, von denen nachfolgend einige dargestellt werden. Er muss im gesamten Rheinland aufgetreten sein, da Artikel und Anzeigen z. B. in Mönchengladbach, Bedburg, Königshoven, Grevenbroich, im Bergischen Land und in Opladen gefunden wurden.

Grevenbroicher Zeitung, Nr. 148, Seite 2 vom 15.12.1925

„- Gastspiel. Das am vergangenen Sonntag in der Restauration Winand Breuer veranstaltete Gastspiel des rheinischen Humoristen Jos. Göllner war gut besucht. Die meist neuzeitlichen Darbietungen fanden ungeteilten Beifall. […] Kurz, den Besuchern war es vergönnt, die Alltagssorgen für einige Stunden zu vergessen.“

Grevenbroicher Zeitung, Nr. 13, Seite 4 vom 30.01.1926
Grevenbroicher Zeitung, Nr. 28, Seite 7 vom 06.03.1926
Grevenbroicher Zeitung, Nr. 118, Seite 3 vom 02.10.1926

Der in der Anzeige genannte Begriff „Typendarsteller“ deutet auf einen Imitator hin.

Der Erft-Bote, Nr. 39, Seite 4 vom 02.04.1927
Grevenbroicher Zeitung, Nr. 13, Seite 2 vom 31.01.1928

„[…] Büttenreden und humoristische Vorträge, die von dem bekannten, ausgezeichneten rheinischen Humoristen Göllner aus Wevelinghoven in glänzender Weise gehalten und durch hervorragende Mimik gewürzt wurden, […]“

Der Erft-Bote, Nr. 23, Seite 4 vom 22.02.1930
Grevenbroicher Zeitung, Nr. 65, Seite 12 vom 31.05.1930
Opladener Zeitung, Nr. 208, Seite 4 vom 06.09.1930
Der Erft-Bote, Nr. 106, Seite 12 vom 05.09.1931
Grevenbroicher Zeitung, Nr. 10, Seite 2 vom 22.01.1931

„[…] Und dann kam die Kanone. Herr Humorist Göllner, ebenfalls ein Kind unserer Stadt, wartete in bunter Folge, mit Charaktervorträgen auf. Unermüdlich und mit seltener Begabung, verstand er es meisterhaft, immer wieder auf die Lachmuskeln seiner Zuhörer, unerhört einzuwirken und selbst den allergrößten Pessimisten zu stärkstem Applaus anzuregen. […]

Grevenbroicher Zeitung, Nr. 12, Seite 2 vom 27.01.1931

„[…] wurde Josef Göllner der Auftrag gegeben, mit seinen Scherzen und Couplets (= Ein Couplet ist ein mehrstrophiges witzig-zweideutiges, politisches oder satirisches Lied mit markantem Refrain) die Festversammlung zu erfreuen und zu unterhalten. Josef Göllner, ein Humorist von Format, verstand es auch glänzend, sich die Herzen der dankbaren Zuhörerschar im Sturme zu erorbern. Immer aufs neue entfesselte er wahre Lachstürme, wenn er, begabt mit ausdrucksvollstem Mienenspiel, seine „Sachen“ zum Vortrag brachte. […]“

Der letzte gefundene Zeitungsartikel stammt aus dem Februar 1939 über einen Kameradschaftsabend in Kirdorf-Blerichen. Leider sind über die Zeit des Zweiten Weltkriegs keine Informationen zu finden. „[…] Im zweiten Teile des Abends kamen Humor und Frohsinn so recht zur Geltung. Ganz besonders trugen hierzu der Berufshumorist Josef Göllner und sein Begleiter am Klavier, Pet. Fabry, bei.“ […]“

Der Erft-Bote, Nr. 42, Seite 3 vom 28.02.1939

Der Humorist Josef Göllner starb am 24. Februar 1958 um 6.45 Uhr im alter von 71 Jahren im Krankenhaus von Wevelinghoven. Er war nicht verheiratet und hinterließ vermutlich auch keine Kinder. Allerdings gibt es Hinweise auf Geschwister von Josef Göllner, die ebenfalls in Wevelinghoven ansässig waren.

StA Grevenbroich, Sterberegister Wevelinghoven, Nr. 14/1958

Jürgen Larisch und Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

2 Gedanken zu „Der Humorist Josef Göllner“

  1. Sehr spannender Artikel. Was wohl aus seinem Nachlass wurde? Vermutlich wohl entsorgt, was ein riesiger Verlust wäre. Zu gerne würde ich seine Texte lesen.

    1. Hallo Herr Reschke. Dies können wir leider nicht sagen. Im Grevenbroicher Stadtarchiv war er bisher nicht bekannt. Demzufolge sind wohl auch keine Texte etc. von ihm – zumindet dorst – erhalten geblieben. Dank für Ihr Lob!

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