Ein Beitrag von Stefan Faßbender (Arbeitskreis Familienforschung).
Wie in meinem Beitrag „Das Schicksal von Richard Bönisch“ bereits geschildert, bin ich seit 20 Jahren auf der Suche nach dem Verbleib meines Großcousins Helmut Bönisch. Auch wenn ich Stand heute, noch immer keine erfolgreiche Suche beschreiben kann, möchte ich anhand dieses Zwischenergebnisses gerne nochmal davon berichten, dass Familienforschung sehr spannend und aufregend sein kann. Mit jedem Schritt öffnen sich Möglichkeiten zur Erforschung weiterer Einzelheiten und neue Erkenntnisse über die Familie.
Anhand der folgenden Bilder möchte ich einzelne ausgewählte Punkte beschreiben, die u. a. anderen Forschern neue Recherchemöglichkeiten aufzeigen oder bei einzelnen und vor allem bei jüngeren Lesern das Interesse an Familie und Geschichte wecken sollen.
Hierbei möchte ich aber auch mal für die Mitgliedschaft im Geschichtsverein Grevenbroich werben. Die Mitglieder z. B. in dem Arbeitskreis „Familienforschung“ verfügen über ein enormes und geballtes Wissen, da die meisten Mitglieder nicht nur Daten sammeln, sondern sich auch eines oder auch mehrerer Spezialgebiete (Auswanderung, ehemalige Ostgebiete, alte Straßennamen, Kriegsgefallene in Jüchen, alte Ortsansichten und vieles mehr) angenommen haben. Sie sind gerne bereit ihr Wissen zu teilen und Hilfestellungen zu leisten.
Natürlich ist hier auch Ulrich Herlitz zu nennen, der u. a. den Arbeitskreis „Judentum“ gestaltet und seit Jahren die jüdischen Grevenbroicher Familien erforscht.
1. Das Anschreiben
Bereits aus dem Anschreiben ergeben sich eine Vielzahl von Hinweisen zu meiner gesuchten Person:
a) Allgemeine Angaben wie z. B. Name, Geburtsdatum, -ort (diese Angaben sollten allerdings schon vorhanden sein, da eine Suchanfrage beim DRK ansonsten vermutlich ins Leere laufen würde).
b) Rang und Einheit als Soldat.
c) Seit wann besteht ein Suchauftrag und wer stellte ihn bereits?
d) Wurde die gesuchte Person in die Vermisstenbildliste aufgenommen?
2. Die Vermisstenbildliste
Diese Listen über Vermisste und Verschollene entstanden in den 1950er Jahren und dienten in den Nachkriegsjahren zur Befragung von Kriegsrückkehrern. Durch die Visualisierung der Kriegsvermissten galten diese Listen als eines der wichtigsten Instrumente, um weitere Schicksale zu klären. Es gibt 225 Bände mit rund 1,4 Millionen Vermissten. Ca. 900.000 Personen sind mit Bild abgebildet. Leider ist meine gesuchte Person (unten links) nicht mit einem Bild abgebildet. In meinem Fall wäre dies ansonsten ein „Schatz“, da es von meinem Großcousin durch Flucht und Vertreibung kein Foto gibt. Weitere Informationen und die Möglichkeit einer Online-Recherche findet man unter:
https://www.drk-suchdienst.de/wie-wir-helfen/suchen/zweiter-weltkrieg/vermisstenbildlisten-online/
3. Gutachten über das Schicksal des Verschollenen
Das nachfolgende Gutachten beschreibt detailliert, welche Nachforschungen betrieben wurden, um das Schicksal von Helmut Bönisch zu klären und in der Begründung, warum man zwangsläufig davon ausgeht, dass er bei den Kriegshandlungen bei Nikopol gefallen ist. Leider beschreibt es aber auch sehr bewegend, welchen unmenschlichen Bedingungen mein Verwandter und viele tausende andere Soldaten in den letzten Tagen ihres Lebens ausgeliefert waren. Dies sollte eigentlich jedem als Mahnung gelten, dass es nie wieder Krieg, Verfolgung oder sonstigen Hass geben darf!
4. Einsatzskizze und Gefechtskalender
Die Einsatzskizze und der kurze Gefechtskalender beschreiben eindrucksvoll, welchen Weg die 125. Infanterie Division von April 1941 bis zur ihrer Zerschlagung im August 1944 genommen hat. Die ungefähre Lage des Geburts- und Sterbeortes meines Großcousins habe ich zur Verdeutlichung ergänzt. Über den Namen der Einheit und den Gefechtskalender lassen sich in der Regel über einschlägige Suchmaschinen viele weitere Informationen und auch Bilder finden, die dann eine Familienchronik ergänzen können.
Allerdings möchte ich hier auch die dringende Mahnung und Bitte aussprechen, nur seriöse Webseiten zu „besuchen“, die eine historisch korrekte Darstellung der Kriegsereignisse aufzeigen und nicht von Hass, Selbst- oder Kriegsverherrlichung oder sonstigem „Schwachsinn“ über die Zeit geprägt sind. Sollten solche Schicksale wie die meines Großcousins eigentlich eine Mahnung zu Frieden und ein Aufruf zu „nie wieder Krieg“ sein, gibt es doch zahlreiche Internetseiten, die rechtsradikales, revisionistisches und kriegsverherrlichendes Gedankengut vertreten…
Sage „JA“ zur Geschichte mit allen Facetten, aber „NEIN“ zu Rechtsradikalismus, Hass und Nationalismus!
Stefan, eine weitere Steigerung zu Deinem letzten “Bönisch”-Beitrag. Gut finde ich auch die von Dir aufgezeigten Recherchemöglichkeiten und die Informationen, die man dann ggfs. erhält.
Das ist halt Familienforschung.
Vorgesehen ist, dass de Suchdienst des DRK seine Tätigkeit 2023 einstellen soll. Nun gibt es den Vorschlag, seine Arbeit noch einmal zu verlängern…
https://www.drk.de/presse/pressemitteilungen/meldung/zweiter-weltkrieg-drk-schlaegt-verlaengerung-der-suchdienst-arbeit-bis-mindestens-2025-vor-1/