Vor 375 Jahren: Die Schlacht bei Wevelinghoven

Vielen Einwohnern des Rhein-Kreises Neuss dürfte kaum bekannt sein, dass die letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges hier im Kreis stattfand. In der sogenannten „Schlacht bei Wevelinghoven“ oder auch „Schlacht bei Grevenbroich“ unterlagen die Katholisch-Kaiserlichen am 14. Juni 1648 den protestantischen Truppen aus Hessen-Kassel. Die Hessen unter General Johann von Geyso waren als Besatzungsmacht in Neuss stationiert gewesen. Südlich davon im kurkölnischen Gebiet hatten die Kaiserlichen unter Feldmarschall Guillaume de Lamboy gestanden. Das Herzogtum Jülich-Berg war neutral. Als hessische Truppen mit 3.500 Mann und 5 Kanonen in Richtung Grevenbroich, das zu Jülich gehörte, zogen, fürchtete Herzog Wolfgang Wilhelm von Jülich, dass eine Besetzung Grevenbroichs durch die Hessen von den Kaiserlichen zum Anlass genommen würde, die Neutralität Jülich-Bergs für nichtig zu erklären.

Abb. 1: Schlachtfeld der Schlacht bei Wevelinghoven

Der Herzog von Jülich erbat von Geyso eine Erklärung, dass Grevenbroich geschont werde. Die Hessen verzichteten daraufhin auf eine Besetzung Grevenbroichs. Lamboy aber zog mit 7.000 Mann und elf Kanonen heran und stand am 13. Juni vor dem Lager der Hessen. Diese stellten sich jedoch nicht zur Schlacht, sondern zogen sich in ein bereits zuvor eingerichtetes Lager zwischen Grevenbroich und Wevelinghoven zurück, um dort die Erft in Richtung Neuss zu überschreiten. Die Kaiserlichen zogen hinterher, um ihnen den Rückzug und den Nachschub abzuschneiden. Diese Absicht wurde jedoch von Geyso vorausgesehen  und er erwartete die Kaiserlichen in Schlachtaufstellung.

Abb. 2: Ausschnitt mit (v. l.) Grevenbroich und Wevelinghoven

Am 14. Juni 1648 um fünf Uhr morgens stießen die beiden Armeen aufeinander. Trotz fast doppelter Überlegenheit mussten sich die Kaiserlichen nach fünfstündigem Gefecht vernichtend geschlagen zurückziehen. 1.500 Mann gerieten in Gefangenschaft, 1.000 starben. Die Kaiserlichen wurden bis nach Zons verfolgt. Sechs der elf Kanonen wurden erobert. Die Verluste der Hessen werden mit 168 Soldaten angegeben. Auf einer erhalten gebliebenen Karte mit einer Schlachtbeschreibung ist zu sehen, dass der kaiserliche Obrist von Plettenberg mit 200 Mann Kavallerie versucht hatte, das Lager der Hessen durch das Dorf Wevelinghoven von der Erft her seitlich anzugreifen. Die Hessen schossen jedoch mit 200 Arkebusen, Vorläufern der späteren Musketen, auf die Angreifer und trieben sie in die Flucht. Offensichtlich wurden bei den Kämpfen auch Teile von Wevelinghoven, vermutlich Häuser an der Straße „An der Obermühle“ beschossen, wobei Häuser in Flammen aufgingen.

Das Schlachtfeld befand sich südlich von Wevelinghoven, zwischen Wevelinghoven und Haus Busch entlang der heutigen Landstraße 142/L361, die von der Grevenbroicher Südstadt nach Langwaden führt. Vermutlich dürften daher auch südwestliche Teile des heutigen Wevelinghovens auf Bereichen des ehemaligen Schlachtfeldes erbaut worden sein.

Berichtet wird weiter und ist auch auf der Karte eingezeichnet, dass bei diesem Gefecht die kaiserlichen Reiter in die Erft getrieben wurden, wo zahlreiche Soldaten ertranken; die restlichen Reiter flüchteten über die Erft in nordwestliche Richtung auf „dem Weg nach Wickrath und Erkelenz“.[1] Diese Strecke führte geradewegs über Noithausen, Bedburdyck, Gierath und Stessen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man dort und in den umliegenden Dörfern den Kanonendonner hörte und die Truppen unter anderem durch die genannten Dörfern zogen.

Die verlorene Schlacht veranlasste Kaiser Ferdinand III. zu weiteren Zugeständnissen bei den zu diesem Zeitpunkt bereits laufenden Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück.[2] Wenige Monate später wurde am 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück der Westfälische Frieden unterzeichnet, dessen 375. Jubiläum in diesem Jahr in beiden Städten gefeiert wird.

Abb. 3: Kartenansicht des Geländes auf dem Preußischen Urkataster von 1836/51[3]
Abb. 4: Gleiches Gelände – Luftaufnahme heute[4]

Zur Vertiefung und Ergänzung dieses Themas empfehlen wir den neuesten Band Nr. 26 “Wevelinghoven und die Marianische Bruderschaft”, der seit einigen Tagen in der Mayerschen Buchhandlung, im Stadtarchiv Grevenbroich, im Museum Grevenbroich, in der Genussfaktur Andreas Lang und beim Geschichtsverein erhältlich ist. Auf den Seiten 117 und 118 werden die Ereignisse rund um den 30-jährigen Krieg von Achim Kühnel noch detaillierter dargestellt.

Michael Salmann für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2023

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Wevelinghoven (15.11.2022, 19.20 Uhr)

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Wevelinghoven (13.4.2020, 6.54 Uhr)

[3] https://www.tim-online.nrw.de/tim-online2/ (7.4.2023, 10.39 Uhr)

[4] https://www.tim-online.nrw.de/tim-online2/ (7.4.2023, 10.39 Uhr)

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