Das Thema „Sicherheit am Arbeitsplatz“ war während der Weimarer Republik stets aktuell. Da die Berufsgenossenschaften als Träger der Unfallversicherung bereits Anfang der 1920er Jahre mehrere hunderte Millionen RM für Unfallentschädigungen aufbringen mussten, gründeten sie 1924 die Unfallverhütungsbild GmbH. Unter dem Motto „Der beste Schutz ist ein vorsichtiger Arbeiter“ wurden unzählige Maßnahmen zur Unfallverhütung – insbesondere im Bereich der Industrie – ins Leben gerufen. So wurden z. B. Unfallverhütungskalender herausgegeben und bis 1929 ca. vier Millionen Plakate mit 282 verschiedenen Motiven vertrieben. Die Plakate enthielten zum Teil sehr drastische Darstellungen der Folgen von Unfällen, um die Arbeiter zu vorsichtigem und aufmerksamem Umgang mit Maschinen und Werkzeugen zu bewegen. (Quelle: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/industrie-und-wirtschaft/unfallverhuetung.html; Abruf am 8. März 2023 um 20:23 Uhr)
Letztendlich reichten diese Maßnahmen nicht aus, so dass sich die Preußische Regierung dazu entschloss, vom 24. Februar bis 3. März 1929 eine Reichsunfallverhütungswoche durchzuführen. Veranstalter waren die Verbände der deutschen Berufsgenossenschaften. Ziel der Reichsunfallverhütungswoche war, durch eine großzügige Aufklärung unter der Bevölkerung, Verständnis für die Notwendigkeit und Möglichkeit der Unfallverhütung zu wecken und dadurch die hohen Unfallziffern in den gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben, bei den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Straßenverkehr zu mindern.
So sind auch in den Grevenbroicher Schulchroniken Hinweise zu dieser Veranstaltung zu finden, da es den Schulen auch darum ging, die Schüler auch vor den Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren.
„Vom 24.2. – 3.3.29 ist eine Reichsunfallverhütungswoche. – Ruwo – Im Kampfe gegen die erschreckende Zahl der Unfälle steht in erster Linie die Schule. Der gesamte Unterricht der Woche ist auf die Unfallverhütung eingestellt. Den Kindern wurde ein Büchlein „Augen auf!“ überreicht.“
In der Schulchronik Noithausen ist folgender Eintrag hierzu zu finden:
„Zur Verhütung von Unfällen hat die Ruwo d. i. Reichsunfallverhütungswoche im ganzen Reiche eine Woche der Aufklärung und Abwehr von Unfällen eingerichtet. Auch die Schule soll gleich Gemeinden, Vereinen etc. in den Dienst der Sache treten. Auf Anordnung des Herrn Schulrates Scheuten hat im Laufe der Woche täglich die Besprechung eines Unfalles nach Ursache, Folge und Verhütung zu erfolgen. Eine Stunde dient der Belehrung über Verkehrsunfälle, wobei die Hilfe irgendeines Fahrzeuges in Anspruch zu nehmen ist. Durch diese Aufklärung über Unfälle im Verkehr, Berufsleben, Landwirtschaft, Haus u. s. f. erhofft man durch die Erkenntnis der Gefahr und eigenen Mithilfe den schrecklich großen Opfern durch Unfälle entgegen arbeiten zu können, wodurch viel Volkskraft und Volksgut verloren geht. Der Aufklärung dienen neben der Presse geeignete Plakate, sowie belehrende Heftchen „Augen auf“ aber „Unfallverhütungskalender“ u. a. die in den Schulen zur Verteilung gelangen.“ (StA Grevenbroich, Schulchronik Noithausen, Sig. 513)
Nachfolgend noch vier Seiten aus einer Sparkassen-Rundschau aus dem März 1929, die leider nur unvollständig erhalten geblieben ist.
Dass das Thema auch noch bis in die „heutige“ Zeit reicht, ist den nachfolgenden Abbildungen zu entnehmen. In der Zeit von 1971 bis 1974 legte die Deutsche Bundespost eine Dauermarkenserie auf, die das Thema „Jederzeit Sicherheit“ hatte und auf mögliche Gefahrenquellen hinwies.
Ein herzliches und großes DANKESCHÖN an Andreas Altena, der dem Geschichtsverein die Abbildungen der Plakate und Briefmarken für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat und ihn dadurch enorm bereichert hat.
Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2023
Hallo Stefan,
wie immer ein interessanter Beitrag von Dir!!! Wenn man die Plakate etwas „moderner“ gestaltet, passen sie immer noch. Freue mich schon auf den nächsten Beitrag.
Gruß Heinz.