Erinnerungen dürfen nicht verloren gehen.

Ein Beitrag von Heinz-Willi Herwagen. (© Text u. Bilder, 2021)

Familie Lambertz

Meine Großeltern Wilhelm Lambertz (geb. 1896) und Maria Sibilla Flück (geb. 1902) heirateten am 03. Oktober 1924. Vier Söhne und drei Mädchen waren ihr ganzer Stolz.

Opa Willi war als Schlosser/Monteur in vielen Ländern unterwegs und konnte seine große Familie gut versorgen. Meine Oma Maria kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder (geb. 1925, 1926, 1928, 1930, 1934, 1935, 1937).  

Johann, Maria Willi, Peter, Heinrich (v. l.)

Katharina

Henriette, Therese (v. l.)

 

Der 2. Weltkrieg war auch für die Familie Lambertz ein einschneidendes Ereignis. Sie verlor die drei ältesten Söhne im oder durch den Krieg. Auch ein Bruder meiner Oma fiel 1942.

Onkel Hans

Bereits als Zweijähriger fuhr ich zusammen mit meinen Großeltern nach Belgien, um das Grab des mir unbekannten Onkel Hans zu besuchen. Bei den Großeltern war dann immer eine große Traurigkeit zu erkennen. Selbst damals nach fast zwanzig Jahren war der Verlust des Sohnes nicht begreifbar.

Aus Erzählungen und von verschiedenen Postkarten weiß ich, dass Onkel Hans, der Erstgeborene, ein freundlicher, pflichtbewusster und vorbildlicher Sohn und Bruder war.

Er kümmerte sich um die „Kleinen“ und unterstützte seine Mutter, wenn der Vater beruflich unterwegs war.

Johann Heinrich Lambertz

geboren: 20. Januar 1925 in Gustorf

gefallen: 6. September 1944 in Beesines-Frankreich

Beruf: Kellner

Seine Ausbildung absolvierte Hans in einem Düsseldorfer Hotel, einige Jahre später war er im Hotel Bristol in Warschau angestellt.

Bahnhofshotel
Hans als Kellner
Sterbefallanzeige

Hans kam 1944 in Frankreich ums Leben und wurde zuerst auf einem französischen Soldatenfriedhof beigesetzt. Heute liegt er auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Lommel – Belgien.

Auf einer Fläche von insgesamt 16 ha liegen hier 542 Gefallene aus dem Ersten Weltkrieg und 38.560 Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg. (Quelle Wikipedia)

Soldatenfriedhof in Lommel
Grab von Hans in Lommel

Zusammen mit den noch lebenden Geschwistern besuche ich auch heute noch gerne das Grab.

Onkel Heinz

Den Bezug zu meinem Onkel Heinz fand ich als Kind natürlich über den gleichen Vornamen. Das Foto von ihm an der  Wand im Wohnzimmer meiner Großeltern zeigte einen jungen Kerl, der in den letzten Kriegstagen durch den Diensttausch mit einem Kameraden im Panzer sein Leben verlor.

Für Heinz stand früh fest, den Beruf des Soldaten auszuüben. Heinz kam 1940 in die Unteroffiziersvorschule nach Jülich. Gewissenhaftigkeit und Vorbild lebte er den Kameraden vor.

Heinrich Lambertz             

geboren: 13. November 1926 in Gustorf

gefallen: 6. Mai 1945 in Zobten a. Berge (heute Polen)

Beruf: Berufssoldat

Er kam bei einem der letzten Einsätze in der Nähe von Breslau um. Er verbrannte im Panzer.

Eidesstattliche Erklärung

Totenzettel von Hans und Heinz

Onkel Peter

Nach der Schule ergriff mein Onkel den Beruf des Schusters.

Seine beiden älteren Brüder waren bereits Opfer des Krieges geworden. Daher war es für meine Großeltern ein weiterer Schock den dritten Sohn zu verlieren.

Bei Aufräumarbeiten in Aachen explodierte eine Granate, die Peter so stark verletzte, dass er 1948 nach langem Kampf klaglos und sein Ende vorausschauend  an den Folgen verstarb.

Peter Lambertz                  

geboren: 23. Juni 1928 in Gustorf

gestorben: 7. Oktober 1948 in Gustorf

Beruf: Schuster

Er wurde auf dem Friedhof in Gustorf beigesetz. Den beiden im Krieg umgekommenen Brüdern wurde mit einer Inschrift auf Peters Grabstein gedacht.

Das Grab in Gustorf

Totenzettel Peter

Nach der Umgestaltung der Gedenkstätte der beiden Weltkriege auf dem Gustorfer Friedhof wurden die Verstorbenen und Gefallenen  umgebettet und zusammengelegt.

Gedenkstätte der Weltkriege
Inschrift Hans, Heinz und Peter

Auf dem “Gedenksarg” sind die drei Brüder erwähnt.

Familie Lambertz in den 50zigern

v. l.: Tante Jetti, Opa, Tante Käthi, Oma, Onkel Willi und Mama Resie

Die Familie Lambertz musste mit dem Schmerz der verlorenen Söhne zurechtkommen. Es kamen Schwiegersöhne und Enkelkinder dazu, die meine Großeltern sehr stolz machten.

Die Erinnerungen an Hans, Heinz und Peter bleiben.

Auch andere Familien mussten schlimme Schicksalsschläge aushalten. Wer schweres erlebt hat, kann beurteilen, was Frieden bedeutet, den es zu erhalten gilt, für die Zukunft unserer Nachkommen.

Kriegsgräber mahnen zum Nachdenken.

Heinz-Willi Herwagen (Neffe), Gustorf 2021

Wir vom Netzwerk “Kriegstote Grevenbroich” bedanken uns herzlich bei Herrn Herwagen für die Zuverfügungstellung des Textes und der Bilder, um uns und auch dem Leser am Schicksal seiner Familie teilhaben zu lassen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn uns noch viele Bilder, Geschichten oder Beiträge erreichen. Nehmen Sie hierzu gerne Kontakt mit dem Netzwerk “Kriegstote Grevenbroich” auf.

Ein Gedanke zu „Erinnerungen dürfen nicht verloren gehen.“

  1. Schöne interessante Familiengeschichte,die einem mal wieder vor Augen führt, was diese Generation durchgemacht und durchgestanden hat.

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