„Peng“, „Oralon“ und „Esha-Kola“: Die Fanta und Coca-Cola von Grevenbroich.

Oder wie nach 50 Jahren ein Kronkorken nach Grevenbroich zurückkehrt.

Ein Beitrag von Stefan Faßbender im Geschichtsverein Grevenbroich.

Dank eines aufmerksamen Familienforschers aus dem Geschichtsverein für Grevenbroich und Umgebung e. V. konnte ich einen seltenen Limonaden Kronkorken der Marke „Peng“ ersteigern, der so nach über 50 Jahren wieder in seine Heimatstadt Grevenbroich zurückkehrte.

Seine Reise begann vor dem Jahr 1970, denn in diesem Jahr wurde die Produktion der „Peng“ Limonade in Grevenbroich eingestellt und die letzten Flaschen verkauft. Doch dieser Kronkorken landete nicht wie üblich im Müll, sondern wurde von jemandem aufbewahrt. Diese Person las 1974 eine Zeitungsanzeige (TV Hören und Sehen), in der eine Mutter für Ihren schwerkranken Sohn um die Zusendung von Kronkorken bat. So kam es, dass der Junge tausende Kronkorken, Kuscheltiere und Liebesbriefe von kleinen Mädchen ins Krankenhaus Wangen geschickt bekam. Es waren so viele Päckchen, dass ein separates Zimmer eingerichtet wurde, in dem die kleinen Patienten gemeinsam die Post öffneten und die Kronkorken aus ganz Deutschland und dem Ausland sortieren konnten. Diese Art der Ablenkung hat dem Jungen sehr geholfen seine Krankheit zu überwinden, so dass er sich heute bester Gesundheit erfreut und seine riesige Sammlung Stückweise verkaufen kann.

Vielleicht erinnert sich noch ein(e) Grevenbroicher(in) daran, diesen Kronkorken einst versendet zu haben?!

Fest steht, dass dieser kleine Kronkorken bereits zwei Menschen „glücklich“ gemacht hat. Den kleinen Jungen bei der Zusendung und fünfzig Jahre später mich, der als Familienforscher natürlich auch solche Erinnerungsstücke sammelt. Vielleicht macht er aber auch Sie glücklich?! Wenn Sie sich wieder daran erinnern bzw. erfahren, dass in Grevenbroich einst Limonaden hergestellt und abgefüllt wurden.

Begonnen hat die Firmengeschichte meines Großvaters Wilhelm Faßbender im Jahre 1929. Laut einem Eintrag im Biersteuerkontrollbuch aus dem Jahr 1934 (Quelle: Stadtarchiv Grevenbroich) wurde mein Großvater als Kutschenbierhändler bezeichnet.

Das erste Auslieferungsfahrzeug in den 1930er Jahren.

Vermutlich Erntedankfestfeier in Grevenbroich in den 1930er Jahren.

Bis zum Beginn des Krieges wurden die eigenen Limonaden und das Bier nur in kleinem Rahmen für Selbstabholer und einige Gaststätten in der Innenstadt hergestellt bzw. abgefüllt. Nach dem 2. Weltkrieg baute mein Großvater neue Lager- und Abfüllhallen in denen er – auf dem aktuellsten Stand der damaligen Technik – die Limonadenproduktion in der Grevenbroicher Innenstadt erweiterte, um der gestiegenen Nachfrage nachkommen zu können.

Mein Urgroßvater bei der “Vorwäsche” des Leerguts in den 1950er Jahren.

Mein Urgroßvater und Onkel im Abfüllraum in den 1950er Jahren.

Ein Onkel von mir bei der Reinigung des Abfüllraumes im Jahr 1961.

Es war ein reiner Familienbetrieb, in dem selbst mein Urgroßvater mitarbeiten „musste“. Aber auch viele Südstädter Jugendliche (Freunde meines Cousins) halfen – gegen Bezahlung in „Frei-Limonade“ – beim Reinigen der Limonadenflaschen.

Mein Großvater bei der Qualitätskontrolle in den 1950er Jahren.

Teil eines Lagerraumes in den 1950er Jahren.

Neben der Marke „Peng“ wurde auch noch die Limonade „Oralon“, beide in den Geschmacksrichtungen Zitrone und Orange, die Limonade „Weiße Perle“ (leider kein Bild mehr vorhanden) als auch „Esha-Kola“ hergestellt und abgefüllt.

Werbeplakat aus den 1960er Jahren.

Original Werbebanner aus den 1960er Jahren (ca. 3 m x 1 m).

Aus vielen Familienerzählungen weiß ich, dass wegen der Vielzahl der Sorten und um der Nachfrage aus dem gesamten Kreisgebiet gerecht zu werden, die Produktion jeden Tag gewechselt wurde. Neben der Produktion der Limonaden gehörte auch die Abfüllung von Malzbier und diversen Biersorten zum täglichen Geschäft.

Firmenfahrzeug mit der Werbung “Oralon” im Jahr 1961.

Firmenfahrzeug (Ende der 1960er Jahre) an der BP auf der Lindenstraße.(Danach Reiterhof Flaß; heute Neubaugebiet.)

Mit dem Tod meines Großvaters Wilhelm Faßbender im Mai 1970 wurde die Produktion von Limonaden bzw. Cola und die Abfüllung von hellen Bieren und Malzbier endgültig eingestellt. Ein weiterer mir bekannter Hersteller von Limonaden war die Firma Preckel in Hemmerden, die ihre Produktion von alkoholfreien Getränken bereits im Jahre 1964 einstellte.

Bügelverschlüsse (Bierflaschen) aus unbekannter Zeit.

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