Tag der Arbeit – 1. Mai

Kleine Geschichtsstunde zum 1. Mai in Deutschland:
Nachdem die Arbeiter in den USA nach einem teilweise blutigen Generalstreik zum 1. Mai 1890 die auf 8 Std. tägl. verkürzte Arbeitszeit durchgesetzt hatten, wurde der 1. Mai auch in Deutschland zum Tag der Arbeiterklasse für den 8-Stunden-Tag.

Das sogenannte „Sozialistengesetz“ von 1878 untersagte alle sozialistischen, sozialdemokratischen und kommunistischen Versammlungen, wenn dabei die soziale Lage unter Beschuss genommen oder das politische System in Zweifel gezogen wurde.

Trotzdem gingen am 1. Mai 1890 bereits 100.000 Arbeiter in den Großstädten Berlin, Hamburg und Dresden (und nicht nur da) auf die Straße.
Der Streik in Hamburg zog sich bis in den Sommer hinein, zeitweise beteiligten sich 20.000 Arbeiter und Arbeiterinnen daran, sie blieben jedoch bis 1918 erfolglos.

Die SPD kämpfte in den Jahren danach darum, den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag einzuführen.
Die Nationalversammlung der Weimarer Republik erklärte 1919 den 1. Mai zum “Tag der Arbeit” und deutschlandweit zum gesetzlichen Feiertag, jedoch nur für das Jahr 1919.
In den folgenden Jahren war der Tag der Arbeit nur in Lübeck, Sachsen und Schaumburg-Lippe ein gesetzlicher Feiertag.

Auch wenn es kein offizieller Feiertag war, galt der Tag der Arbeit fortan den Gewerkschaften mit Maifeiern und politischen Aktionen

Als dauerhaften gesetzlichen Feiertag für das ganze Land riefen die Nationalsozialisten den 1. Mai im Jahr 1933 als „Feiertag der Nationalen Arbeit“ aus.
Nach dem Ende des Krieges behielten die Siegermächte den 1. Mai als Tag der Arbeit und als gesetzlichen Feiertag bei.

Interessant ist dabei, dass der 1. Mai in seinem Ursprungsland USA kein offizieller Feiertag ist, dort wird der „Labour-Day“ am 1. September gefeiert.

DANKE an den Verein Lobby für Demokratie für die Zusammenfassung…


Ein Grund zum Schwärmen…

Gerne erinnern wir an dieser Stelle an den Bienenzuchtverein Grevenbroich, den es in diesem Jahr nun bereits über 130 Jahre gibt.

Der Bienenzuchtverein Grevenbroich und Umgebung wurde 1889 durch den Lehrer Anton Schulzen gegründet. Der Hauptlehrer, der von 1887 bis 1902 an der Volksschule Neurath unterrichtete, war von 1889 bis 1896 1. Vorsitzender des Vereins. In dieser Gründungsphase war der Verein mit 153 Mitgliedern der mitgliederstärkste in der ganzen Rheinprovinz. Im Jahre 1896 erfolgte dann die Aufteilung in sechs eigenständige Bienenzuchtvereine:
Schloss Dyck, Grevenbroich, Hoisten, Otzenrath, Wanlo und Wevelinghoven.

Vereinsgründer Anton Schulzen war durch seine Tätigkeit als Imker in ganz Deutschland bekannt geworden. Ab 1895 fungierte Schulzen als Redakteur und Herausgeber der Rheinischen Bienenzeitung, die unter seiner Betreuung die Auflage von 2.100 auf 13.000 steigerte. 1904 veröffentlichte Anton Schulzen das Standardwerk „Der praktische Bienenzüchter“.

Die 2014 erschienene Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Bienenzuchtvereins ist erhältlich im Geschäft von Peter sei selig – Genusspunkt Küche oder als pdf herunterzuladen unter
http://bendbienen.de/festschrift

WIR FEIERN DAS LESEN!

Heute ist Welttag des Buches!
Wann haben Sie zuletzt ein Buch in der Hand gehalten…?!?
Bald nach der Gründung des Vereins startete der Verein eine eigene Veröffentlichungsreihe. Der erste Band der neuen Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Grevenbroich“ erschien 1979. Mittlerweile sind alleine in dieser Reihe 25 Bände erschienen. Außerdem konnten neben dieser Reihe von Sammelbänden auch Monografien zur Geschichte der Stadt Grevenbroich sowie zu einzelnen Spezialthemen der Grevenbroicher Geschichte wie zum Beispiel “Grevenbroicher Gesichter – Jüdisches Leben in der Stadt Grevenbroich” vorgelegt werden.
Unsere Publikationen sind im örtlichen Buchhandel erhältlich, aber auch über den Verein. Weitere Infos gibt es hier…

Besuch bei/visit to/visite à/bezoek bij/wizyta u kogoś Marianne!

Am 21. April 2020 wird in vielen Ländern Yom HaShoah – Holocaustgedenktag – begangen. Wir gedenken der über 200 in Grevenbroich geborenen Jüdinnen und Juden, die auf dem heutigen Stadtgebiet geboren und im Holocaust ermordet wurden. Und wir erinnern uns an die wenigen Überlebenden der Shoah aus Grevenbroich, die täglich mit ihrem Überleben kämpfen mussten und deren Nachfahren heute noch auf der ganzen Welt ihrer Angehörigen gedenken…
www.marianne-stern.de

Besuch bei Marianne. Visit to Marianne. Visite à Marianne. Bezoek bij Marianne. Wizyta u kogoś Marianne!www.marianne-stern.de

Gepostet von Jüdischer Friedhof Hemmerden am Sonntag, 5. April 2020

Eine Übersicht zu den Holocaustopfern aus Grevenbroich gibt es hier:
www.juden-grevenbroich.de
Für diejenigen, die ihren letzten freiwilligen Lebensmittelpunkt in Grevenbroich hatten, gibt es viele Stolpersteine:
www.stolpersteine-grevenbroich.de
Die nächste Stolpersteinverlegung mit Gunter Demnig findet am 19. Juni 2020 in Hülchrath für Mutter und Tochter Julie und Cilly Hirsch (Claessens), in der Stadtmitte für Mutter und ihre fünfjährige Tochter Edith und Hannelore Burrack und in Gindorf für Religionslehrer Alexander Baum und seine beiden Töchter Frieda und Caroline statt. 

 

Der Niederrhein-Impact: Einschlag aus dem Weltraum ins Land zwischen Maas und Rhein

Müssen wir Angst haben, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt?!?

Dieser vermutlich meteoritische Brocken wurde am 10. April 2018 als Oberflächenfund im Rhein-Kreis Neuss, NRW, geborgen. Gewicht 26 kg, Maße ca. 45 cm x 30 cm; Dichte 4,72 g/cm3; stark magnetisch. Es dürfte sich um ein basaltisches Objekt (das bisher größte) mit reichlich Einschlüssen von nativem Eisen handeln. Interessant noch eine partiell erhaltene regmaglyptische Oberflächenskulptur, die typisch für Meteorite ist, die durch Reibungsschmelze beim Flug durch die Atmosphäre entsteht.
© G. Waldmann
Quelle hier…

Eigentlich wollten wir heute in einem Vortrag von Dr. Georg Waldmann dieser Frage nachgehen. Denn vor ca. 600.000 Jahren kam es vermutlich zu einem großen Meteoriteneinschlag im Land zwischen Rhein und Maas. Hier ein Bericht von Friedhelm Ruf aus der NGZ vom 24.4.2018 hierzu:

Die Geschichte ist damals von keinem aufgeschrieben worden. Aber dennoch lohnt es sich, sie zu erzählen. Es ist eine alte Geschichte, eine sehr alte. Sie beginnt an einem Tag vor 600.000 Jahren, als es den heutigen Menschen noch gar nicht gab. So hätte nur Homo erectus, der Vorläufer des Neandertalers und des Homo sapiens, das Geschehen erleben können, das sich über dem südlichen linken Niederrhein ereignete. Ein Meteorit kam mit gewaltigem Getöse herangebraust und streute seine Splitter über das Land. “Es kam wohl von einem Meteor, der aus losem Gestein eine lockere Verbindung eingegangen war”, sagt Georg Waldmann. Der Biologe und Geologe hat die Spuren eines Einschlags in der Landschaft rund um seine Heimat Korschenbroich entdeckt. Dabei handelt es sich um Basaltgestein, das natives Eisen enthält. “Das kommt so auf der Erde gar nicht vor.” Zudem haben die Steine, die Georg Waldmann gefunden hat, eine scharfkantige Oberfläche mit Einkerbungen und Zerklüftungen.

Ein Stein, der eine lange Geschichte auf der Erde hat, wird entweder in Flüssen oder Bächen glatt geschliffen. Oder er wird in einem Eiskörper mitgeschoben und glattgehobelt. Solche glatten Basaltsteine finden sich auch rund um Korschenbroich. Sie sind auf jeden Fall mit Wasser in Berührung gekommen. Ob es Eis war, ist für Georg Waldmann bislang noch eine offene Frage. Eine der Eiszeiten, und zwar jene, die vor etwa 650.000 Jahren endete, kam nach heutigen Erkenntnissen sogar bis nach Korschenbroich. Daher sind die später eingeschlagenen Meteoriten auch nicht glatt gehobelt.

Eine Besonderheit in der Stadt ist der Liedberg mit seinem Sandgestein und Quarzit. Es war das Meer, das vor etwa 37 Millionen Jahren diesen Sand staute, als es bis nach Köln vordrang. “Der Liedberg wurde in der vor 650.000 Jahren beendeten Eiszeit vom Inlandeis freigehobelt,” vermutet Waldmann.

Der Geologe hat die Gesteine in seiner Umgebung seit Jahren genau beobachtet. Inzwischen hat er mehr als 10.000 Stücke in Kisten gesammelt, um zu dokumentieren, welche Gesteine am südlichen Niederrhein gefunden werden können. Darunter sind auch die ungewöhnlichen Relikte aus dem Weltraum. Der Geologe informierte Kollegen von seinen Funden, so dass die Dokumentation ein Gemeinschaftswerk wurde. Außer Georg Waldmann sind das Friedel Herten, Michael Hiltl und Kord Ernstson, Professor für Impaktforschung, also das Aufspüren von Meteoriten oder anderen Objekten aus dem Weltall. Auf einer Wissenschaftskonferenz im amerikanischen Houston wurden die Funde Waldmanns vorgestellt. Denn es sind ungewöhnliche Entdeckungen. Die Forschung steht noch ganz am Anfang. Für Georg Waldmann sind etwa die vielen Wasserschlösser in der Region durchaus Hinweise auf Einschlagsergebnisse. “Die meisten Schlösser liegen erhöht auf einer Kuppe, von Wasser umgeben. Aus größerer Entfernung gesehen, sind das runde Löcher, die Kuppen könnten bei einem Meteoriteneinschlag entstanden sein.”

“Wo das Gestein genau herkommt, können wir noch nicht sagen”, meint Waldmann. Die meisten bisher auf der Erde gefundenen Meteoriten sind Bruchstücke aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Aber ihren Ursprung könnten die von Waldmann gefundenen Objekte auch auf Mond oder Mars haben. Wenn nämlich dort ein Gestein aufprallt, entstehen Splitter, die zuweilen von der Erde aufgefangen werden. Die meisten Meteoriten verglühen aufgrund ihrer Größe in der Atmosphäre, manche kommen durch und landen zumeist im Meer. Jedes Jahr werden – allerdings nur wenige – Einschläge auf der Erde wahrgenommen. Großen Schaden richtet ein Meteorit nur selten an. Deshalb muss auch niemand die Angst des Häuptlings Majestix aus den Asterix-Comics haben, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte.

Quelle:
Friedhelm Ruf, NGZ 24.4.2018, Korschenbroich, Wie der Meteorit ins Pferdsbruch kam

Neugierig geworden?!? Hier gibt es weitere interessante Informationen zum Thema:

www.niederrheinimpakt.de/

www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/sensationsfunde-zwei-neue-meteoriteneinschlaege-entdeckt-15545733.html

Eine Kurzübersischt der in Texas am 23. März 2018 von Dr. Georg Waldmann und seinen Kollegen vorgestellten Ergebnisse finden Sie hier:
(in Englisch)

Lunar & Planetary Science Conference (LPSC) 19. – 23. März, 2018, The Woodlands, Texas, USA – Poster Präsentationen über neue Impakte

Frohe Ostern! Als Ostern noch die Post abging…

Allen ein frohes Osterfest!
 
Historische Ostergrüße gibt es hier in einer Fotostrecke des Spiegels “Als Ostern noch die Post abging…”.
 
Sie finden dort auch die Bildpostkarte Frau mit Ei und Weidenkätzchen aus der Sammlung Weiss; dort heißt es: In einem absurden Setting wird die Frau auf dieser Osterpostkarte drapiert – Hauptsache, Ei und Frühlingsblüher fehlen nicht.
 
Sie können auch virtuell die Ausstellung des Museums in Neukirchen-Vluyn besuchen, die sich ebenfalls mit historischen Osterkarten beschäftigt…
 
 

Fahrradtouren mit dem ADFC – solo oder zu zweit…

In unserem Jahresprogramm haben wir eigentlich mehrere Geschichts-Feierabendradtouren gemeinsam mit dem ADFC Grevenbroich vorgesehen. Zum Beispiel zum Haus Busch nach Wevelinghoven, eine Tour zu den jüdischen Friedhöfen Stadtmitte, Wevelinghoven und Hülchrath oder eine Tour durch Kapellen. Auch diese Touren müssen aus Gesundheitsschutzgründen bis auf Weiteres zunächst ausgesetzt bleiben.
 
Deshalb empfehlen wir gerne das Angebot des ADFC als Solol- bzw. Zu-Zweit-Touren.
 
ABER: Haltet Euch aber bitte undbegingt an die Regeln!!!
Es geht um Eure, aber auch um unser aller Gesundheit…
 

Auschwitz Gedenkstätte

Geplant war, dass auch in diesem Jahr in den Osterferien zwei Gedenkstättenfahrten aller weiterführenden Schulen Grevenbroichs mit 180 Schülerinnen und Schülern nach Auschwitz und Krakau stattfinden sollten. Diese werden nun in 2021 stattfinden.
 
Alleine 32 auf dem heutigen Stadtgebiet geborene Juden wurden – zum Teil mit ihren gesamten Familien – in Auschwitz ermordet. Überlebt haben nur zwei…
 
Es gibt jedoch die Möglichkeit, das Gedenkstättengelände virtuell zu besuchen: panorama.auschwitz.org/
 
Darüber hinaus gibt es auch weitere zahlreiche Social Media Aktivitäten der Gedenkstätte, allerdings in englischer Sprache:

Ein ganz besonderer Dank gilt Geschichtslehrer Sebastian Potschka von der Diedrich-Uhlhorn-Realschule, der für Organisation (und nun zu unserem großen Bedauern für die Rückabwicklung) der Gedenkstättenfahrten verantwortlich zeichnet! 
 
 

Die Legitimationskarte für Kaufleute

Ein Beitrag von Stefan Faßbender (Arbeitskreis Familienforschung).

So einfach wie wir den Handel heute mit Online-Riesen, Privatverkäufen, usw. kennen, war er lange Zeit nicht. In alten Unterlagen meines Großvaters bin ich vor Jahren auf eine „Legitimationskarte für Kaufleute, Handelsvertreter und Handelsreisende für einen inländischen Gewerbebetrieb nach §§ 44, 44a Abs. 1 – 5 Reichsgewerbeordnung“ aus dem Jahr 1953 gestoßen.

(Anmerkung zu X = sehr schmeichelhafte Umschreibung, da mein Großvater ein sehr, sehr kräftiger Mann war)

Bilder: © Stefan Faßbender

Durch diese Vorschriften der Gewerbeordnung war jeder Gewerbetreibender sehr stark in seinen Expansionsbestrebungen eingeschränkt, denn wie der Karte zu entnehmen ist, hatte er im Wesentliches folgendes zu beachten:

1) Nach Aufforderung konnte man jedermann aufsuchen, um Bestellungen entgegen zu nehmen.

2) Ohne Aufforderung durfte er nur andere Kaufleute aufsuchen.

3) Der Karteninhaber durfte nur Proben und Muster mit sich führen, die Waren selbst aber nicht.

4) Sie musste bei der Ausübung seiner Reisetätigkeit immer mitgeführt werden und auf Verlangen vorgezeigt werden.

Ohne diese Legitimationskarte wäre es für meinen Großvater unmöglich gewesen, neue Kunden außerhalb von Grevenbroich für seinen hier ansässigen Groß- und Einzelhandel zu akquirieren. Für unsere heutige Zeit wären solche eigentlich einschränkenden Vorschriften unvorstellbar und letztendlich wegen des hohen und schnellen Bedarfs an Wirtschaftsgütern wohl auch nicht mehr händelbar.

Die Legitimationskarte wurde bereits im Jahre 1883 durch Wilhelm I., Kaiser von Deutschland und König von Preußen, eingeführt. Die o. g. Vorschriften hatten in dieser Form bis 1960 bestand und wurden erst dann durch die §§ 55ff. Gewerbeordnung neu systematisiert. Insbesondere für Reisegewerbetreibende gelten diese Vorschriften aber bis heute fort.

Die Gebühren für die Ausstellung betrugen 3,– DM. Selbst im Jahr 1953 wurden hierzu noch Stempelmarken aus Zeiten der „Reichsmark“ verwendet, die einfach mit „Deutsche“ überdruckt wurden.

KALTER KRIEG AM NIEDERRHEIN – RAKETENSTATION KAPELLEN

Die belgische Luftwaffe betrieb zwischen 1963 und 1989 im Rahmen der NATO-Luftverteidigung insgesamt acht Nike-Feuerstellungen („Launching Area“) auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland. Wobei dem belgischen 9th Missile Battaillon des 55 Smaldee/Geschwader SMD unter anderem auch die Stellungen bei Kapellen unterstellt. In Kapellen waren dann auch atomare Sprengköpfe vorhanden, die dem ebenfalls in Kapellen stationierten amerikanischen Team C der Artillerieeinheit des 55th Squadron/507th US Army unterstellt waren – nur die Amerikaner besaßen die Verfügungsgewalt über einen atomaren Einsatz.

Die belgischen Einheiten betrieben die NATO-Kaserne in Kapellen. Da über die Nuklearsprengköpfe der NIKE-Raketen nur die Amerikaner verfügen durften, gab es vor Ort auch eine amerikanische Artillerie-Einheit.

Neben dem 1962 von den Belgiern errichteten Kasernengelände für 300 Soldaten in Kapellen entstand im heutigen Ortsteil Elsen eine eigene belgische Siedlung entlang der Straße im Buschfeld. Die “Belgier-Siedlung” besaß eine eigene Infrastruktur wie einem typisch belgischen CMC-Einkaufsladen im Buschfeld Nr. 23, eine eigene Kapelle ebenso wie eine Schule für die Schuljahrgäne 1 bis 6. Darüber hinaus beteiligten sich die Belgier gerne an der Kirmes, die sie als „vlaamse Kermis“ aus ihrer Heimat kannten. 1973 wurde von den belgischen Kirmesfreunden „Uns Oord – Unser Platz“ eine Fackel zur deutsch-belgischen Freundschaft als beste Fackel ausgezeichnet. Sie trieben auch Sport wie Judo oder Fußball („Hercules Boys“/„Old Chaps“), ja es gab sogar einen eigenen Taubenzuchtverein. Die hier stationierten Einheiten und deren Familien übernahmen aber auch soziale Verantwortung, in dem sie Patenschaften vor allem für Kinder mit Handicap übernahmen, z. Bsp. auch ab Mai 1968 die Patenschaft für die heutige Mosaikschule in Hemmerden.

Mit Aufkommen der Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahren vor allem gegen den NATO-Doppelbeschluss kam es auch zu Demonstrationen vor der Kaserne in Kapellen.

Proteste in Kapellen zu Beginn der 1980er

Bis 1985 erfolgte der Abzug und die Belgier verabschiedeten sich mit einem großen Familienfest. Bis heute gibt es Kontakte nach Grevenbroich-Hemmerden und Elsen, einige deutsch-belgische Familien haben endgültig ihre Heimat in Elsen gefunden…

Die Struktur der ehemaligen Feuerstellung mit ihren Gebäuden und Sicherungseinrichtungen in Kapellen ist heute noch gut erkennbar, da die Kulturinsel Hombroich die „Topografie des Kalten Krieges“ und der Raketenstation in die seit 1994 vorangetriebene Nutzung als Ort von internationaler Kunst und Architektur aufgenommen und integriert hat.

Den für den 31. März 2020 vorgesehenen Vortrag zum Thema “Kalter Krieg am Niederrhein” werden wir sicher nachholen.
Zur Geschichte gibt in der Zeitschrift rheinische ART 11/2011 unter dem Titel “Erst Kalter Krieg – später Kunst” von Klaus P. Woischützke hier einen interessanten Artikel…