Der heutige Kurzbeitrag zum 175. Jubiläum zeigt abschließend noch einige Momentaufnahmen aus den 1930er bzw. 1950er Jahren sowie zwei Filme um 1960 und aus 1969.
Dieses Foto wurde beim Schützenfest 1934 aufgenommen und zeigt bereits die dunklen Boten der nachfolgenden Jahre. Der Name des Jägerzuges konnte bisher nicht geklärt werden. Lediglich die zweite Person von links ist bekannt, da es sich um meinen Großvater Wilhelm Faßbender handelt. Wer also einen Hinweis auf die Identität der Personen oder des Jägerzuges hat, kann sich gerne beim Autor oder dem Geschichtsverein Grevenbroich melden.
Viel interessanter dürfte jedoch das Haus hinter der Musikkapelle sein. Es handelt sich um das Haus der jüdischen Familie Alfred Heinemann. Vermutlich handelt es sich um das einzige noch existierende Foto, welches das Haus vor der Deportation der Familie und dem Zweiten Weltkrieg zeigt. In den oberen Fenstern ist vermutlich die Familie Heinemann zu sehen. Das Foto wurde vor einigen Jahren schon einmal veröffentlicht und gelangte so in die USA an Nachkommen des Max Heinemann. Das Geschäft wurde im Jahr 1934 vom Sohn Alfred Heinemann und seiner Frau Frieda Levy geführt. Alfred Heinemann war begeisterter Schütze. Nach dem Ersten Weltkrieg marschierte er im Zug „Süd-West“ mit und hielt zusammen mit seinen Zugkameraden die belgischen Besatzungstruppen in Atem, weil Name und Uniformen des Zuges auf die ehemaligen und im Zuge des Versailler Friedensvertrages beendeten Kolonialisierungsbestrebungen Deutschlands in Süd-West-Afrika anspielten. Sogar seine Heirat fand Kirmessonntag 1923 statt. In seiner Heiratsanzeige nahm er einen Hinweis auf den schützenfestlichen Termin auf. Die Eheleute sowie die beiden Kinder Margot Heinemann (*1925) und Ernst Heinemann (*1928) wurden 1941 deportiert und 1942 in Lodz ermordet. Heute erinnern vier Stolpersteine auf der Breite Straße an die Familie Heinemann.
Bei den Jungen handelt es sich um die Brüder Christian Faßbender (rechts) und Reinhold Faßbender (links). Der Junge in der Mitte ist leider unbekannt. Aus Familienerzählungen ist bekannt, dass die beiden Brüder diese „Fackel“ für den Grevenbroicher Festumzug in Eigenregie bauten und dort auch vorführten. Welchen Jäger- bzw. Schützenzug sie begleiteten, ist leider nicht bekannt.
Obwohl auf dem Foto die Standarte der „Scheibenschützen Grevenbroich 1848 e. V.“ zu sehen ist, ist zurzeit unklar, ob es sich bei allen Personen um Mitglieder des Zuges handelt oder ob es sich um ein „zufälliges“ Treffen beim Schützenfest handelt. Die Uniformen der Herren links bzw. rechts unterscheiden sich erheblich von der des Fahnenträgers in der Mitte. Lediglich mein Großvater (2. Person von rechts) und mein Onkel (3. Person von rechts) sind bekannt. Vielleicht kann auch hier jemand helfen?
Obwohl dieses Foto recht unscharf ist, wurde es hier abgebildet, um die große Schar von Schaulustigen, die sich den Festumzug auf der Breite Straße anschauten, zu zeigen. Links neben dem Geschäftshaus von Lorenz Rütten ist die Gaststätte „Brendgen“ noch in ihrem ursprünglichen Zustand zu erkennen, bevor sie umgebaut wurde und Anfang der 1990er Jahre einem Neubau weichen musste.
Bei diesem Foto handelt es sich um den Jägerzug „Waldhorn“, der im Jahr 1948 gegründet wurde und sich bereits am 14. Juli 1958 wieder auflöste. Weitere Informationen und Bilder konnten trotz intensiver Recherche bisher nicht gefunden werden. Die Mitglieder dieses Jägerzuges sind uns ebenfalls nicht bekannt. Interessant wäre es auch zu wissen, wo dieses Foto in Grevenbroich aufgenommen wurde. Die sehr markante Häuserfront konnte bisher keiner Straße in Grevenbroich zugeordnet werden. Vielleicht hat jemand eine Idee?
Zum Abschluss unserer Kurzreihe zum 175. Jubiläum des Bürgerschützenvereins Grevenbroich 1849 e. V. folgen noch zwei kurze Filme von zwei Schützenfesten in Grevenbroich.
Der folgende Film wurde um 1960 aufgenommen und zeigt kurze Teile der Zugabnahme auf der Bahnstraße und des Festumzuges.
© Filmarchiv Stefan Faßbender
Der zweite Film wurde 1969 aufgenommen und zeigt den Abmarsch zum Festumzug zur Innenstadt und in einem kurzen Teil den Festumzug auf der Kölner Straße. Dieser zeigt auch den Schützenkönig Ludwig Hermanns vom Jägerzug „Jröne Jonge“.
© Filmarchiv Stefan Faßbender
Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024