Tödlicher Unglücksfall am Alten Schloss

In der Neusser Zeitung aus dem Jahr 1938 wird von einem tragischen Unglücksfall berichtet:

Zeitungsbericht zum Unglücksfall in der Neusser Zeitung vom 10. Februar 1938[i]

“Aus der Kreisstadt – Im Pullover erstickt – Tragischer Unglücksfall am Alten Schloß
Ein tragischer Unglücksfall ereignete sich am Dienstagnachmittag in der Nähe des Alten Schlosses. Als am Nachmittag eine größere Gruppe Schulkinder am Schloß vorbei auf den Sportplatz marschierte, bat der vierjährige einzige Sohn des Schloßeigentümers, Peter Settels, seine Mutter, dem Spiel der Schuljugend zugschauen dürfen. Die Mutter gestattete ihm das auch. Der Junge war, um einen besseren Blick auf den Sportplatz zu haben, auf einen unter einem Schuppen stehenden Karren geklettert. Als er wieder herunterklettern wollte, blieb er mit dem Pullover in einem seitlich in dem Holz des Karrens angebrachten Nagel hängen. Das geschah als der Junge schon keinen festen Boden mehr unter den Füßen hatte. Durch das Gewicht des Jungen zog sich der Pullover am Halse zu, so daß das bedauernswerte Kind nicht um Hilfe rufen konnte. In dieser Lage ist es dann erstickt. Der Junge wurde von einem der auf dem Sportplatz spielenden Schüler gesehen, der den Lehrer auf den Vorfall aufmerksam machte. Besonders war aufgefallen, daß der Kleine sich nicht bewegte. Der Lehrer begab sich zu dem Schuppen und mußte feststellen, daß es sich um einen Unglücksfall handelte. Die sofort mit Hilfe eines Arztes angewandten Wiederbelebungsversuche warenohne Erfolg. – Das Mitgefühl mit der hart betroffenen Familie ist allgemein.”

Die Vorderfront des „Alten Schlosses“ (Neusser Zeitung, 17.2.1938)[ii]

Beim verunglückten Kind handelt es sich um Heinz Richard Settels, der um 1934 geboren wurde und am 8. Februar 1938 durch das tragische Unglück verstarb. Seine Eltern waren der Eigentümer des Schlosses, Peter Settels, und dessen Frau Maria Houben. Die Mutter, am 18.11.1890 in Köln-Weiler geboren, war allerdings zum Zeitpunkt des Unglücksfalls bereits tot. Sie war ein gutes Jahr vor dem Unfall am 22.10.1936 im Alter von 45 Jahren verstorben. Der Vater Peter Franz Xaver Settels hingegen stammte aus Wuppertal-Elberfeld und wurde dort am 11.2.1900 geboren. Die Eltern hatten am 7.5.1928 in Grevenbroich geheiratet. Peter Settels heiratete wenige Monate nach dem Tod seiner ersten Frau am 1.2.1937 Luise Maaßen aus Neuenhausen.[iii] Daher wird die im Zeitungsartikel vom 10. Februar genannte Mutter die Stiefmutter gewesen sein. Das Kind wurde drei Tage nach dem Unglück, am 11. Februar, auf dem Grevenbroicher Friedhof beigesetzt.

In der Neusser Zeitung vom 12. Februar 1938 wird kurz dazu berichtet[iv]:

 “Der verunglückte Junge zu Grabe getragen. Unter großer Beteiligung wurde gestern vormittag der vor einigen Tagen auf tragische Weise ums Leben gekommene Richard Settels zur letzten Ruhe geleitet. Der Sarg des Jungen wurde vom Alten Schloß bis an die Gruft getragen. In dem Trauergefolge bemerkte man auch eine Abordnung von Schülern der Schule, die den tragischen Vorfall vom Sportplatz aus beobachtet und den Lehrer veranlaßt hatten, zu Hilfe zu eilen, die jedoch leider zu spät kam. Am Grabe hielt Pfarrer Schütz eine Ansprache, in der er des traurigen Ereignisses gedachte und für die Eltern Worte des Trostes fand.”

Fünf Tage nach der Beerdigung des Jungen verkaufte Peter Settels das Alte Schloss an die Stadt Grevenbroich für 40.500 Reichsmark. Die Stadt hatte sich laut Zeitungsbericht in der Neusser Zeitung vom 17. Februar 1938 schon länger um einen Erwerb des ehemaligen Adelssitzes bemüht. Die Vorburg besaßt die Stadt bereits seit 1926 und beherbergte unter anderem das Heimatmuseum. Veranlasste der Tod des Jungen den Vater dazu, den Verkauf des Schlosses mit den dazugehörigen 20 Morgen Gelände zu beschleunigen? Dies erscheint möglich, der Zeitungsbericht gibt dazu allerdings keinen näheren Hinweis.[v]

Michael Salmann für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2024

[i] https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/20651950 (21.4.2024, 19.34 Uhr)
[ii] https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/20652025 (25.4.2024, 22.16 Uhr)
[iii] Genius
[iv] https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/20651966 (25.4.2024, 22.46 Uhr)
[v] https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/20652025 (25.4.2024, 22.16 Uhr)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert