Als vor 40 Jahren die Turmhaube von St. Georg in Alt-Elfgen brannte und völlig zerstört wurde

St. Georg mit Turmhaube, Kreuz und Wetterhahn im Frühjahr 1985

Quelle: AiRKN, Bestand F 18 – Fotoarchiv Michael Reuter Nr. 3707

Als am Sonntag, den 29. September 1985, gegen 7 Uhr morgens Alarm bei der Feuerwehr einging, zerschlugen sich die Träume aller Elfgener, ihre alte Turmhaube aus wertvollem Eichengebälk zukünftig auf dem neuen Friedhof wiederzufinden.

Wie viele andere Orte in unserer Gegend auch, war Alt-Elfgen ebenfalls durch den Braunkohletagebau betroffen und dem „Untergang“ geweiht. Im Jahr 1985 standen nur noch wenige Gebäude im Ort. Dazu gehörte auch die ursprünglich 1749 erbaute und 1932 erweiterte Kirche St. Georg (siehe Beitrag in der Festzeitschrift BSV Elfgen 2024). Ihr Abriss begann am Freitag, den 27. September 1985.

Die Turmhaube sollte als Mahnmal und Denkmal ein Zeichen der Erinnerung setzen. Das Kreuz und der Wetterhahn der alten Kirche sollten einen Platz auf der neuen Kirche in Neu-Elfgen finden, die bereits im Juni 1985 durch Kardinal Höffner eingesegnet worden war

St. Georg nach der Brandstiftung und dem Teilabriss einige Tage zuvor.

Quelle: StA Grevenbroich, Fotobestand 17, Elfgen, Nr. 0006
Quelle: StA Grevenbroich, Fotobestand 17, Elfgen, Nr. 0007

Das war eine Schreckensnachricht, nachdem eine Abbruchfirma am Freitag vorher damit begonnen hatte, Teile der alten Pfarrkirche abzureißen, um die alte Turmhaube in den nächsten Tagen herunterzuholen und wohlbehalten an ihren neuen Bestimmungsort zu bringen. Nach damaligen Zeitungsartikeln versuchten unbekannte Personen (bzw. „Spitzbuben“) den goldglänzenden Wetterhahn von der Turmspitze zu stehlen. Es wurde vermutet, dass die Diebe einfach die Turmhaube in Brand setzten, um an den „goldenen“ Hahn zu gelangen. Der Dachstuhl des Kirchturmes brannte dabei völlig aus. Der sehr stark beschädigte Wetterhahn, der im Übrigen lediglich aus Messing bestand, konnte jedoch von der Kripo sichergestellt werden. Das Turmkreuz sowie die Stahlglocken konnten ebenfalls in den Trümmern geborgen werden. Eine vorläufig festgenommene Person wurde noch am gleichen Tag von der Kripo wieder auf freien Fuß gesetzt, da sie nichts mit der Brandstiftung zu tun hatte.

Das Innere des Turms nach dem Brand der Turmhaube.

Quelle: StA Grevenbroich, Fotobestand 17, Elfgen, Nr. 0012
Quelle: StA Grevenbroich, Fotobestand 17, Elfgen, Nr. 0014

Rund neun Monate nach dem bedauernswerten Unglück der Brandnacht konnten der Wetterhahn und das Kreuz nach aufwendiger Restaurierung jedoch ihren Platz auf der neuen Pfarrkirche finden. Der Turmhahn, dem Beine und andere Teile fehlten, wurde durch Schlossermeister Mohr anhand alter Vorbilder getreu hergerichtet. Seinen alten Glanz erhielt der Hahn, der ursprünglich aus dem Jahr 1756 stammte, durch Franz Meger zurück, der ihn zusätzlich vergoldete.

Quelle: NGZ vom 5. Juni 1986

Im Beisein vieler Zuschauer fand der neue, alte Wetterhahn mit Hilfe eines riesigen Kranes und der Grevenbroicher Feuerwehr im Juni 1986 seinen neuen Platz in dreißig Metern Höhe auf dem Dach von St. Georg in Neu-Elfgen. Für viele ältere Zuschauer kehrten damit ein Stück Heimatgeschichte und viele Erinnerungen an ihre alte Heimat zurück. Der Traum einer Mahn- und Gedenkstätte in Form der alten Turmhaube auf dem neuen Elfgener Friedhof konnte dagegen nicht in Erfüllung gehen.

Der Wetterhahn im Juni 2025.

Quelle: Stefan Faßbender

Übrigens konnte der bzw. konnten die einstigen Brandstifter bis heute nicht ermittelt werden. Der Autor dieses Beitrages würde sich sehr über eine Kontaktaufnahme freuen, wenn weitere Erkenntnisse und Geschichten über diesen mysteriösen Fall oder sogar weitere Bilder existieren.

Stefan Faßbender für den Geschichtsverein Grevenbroich, 2025

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